Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW 2000

Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW 2000

Architektur und Stadtplanung spiegeln gesellschaftliche Veränderungen wider und müssen sich ständig neuen Anforderungen stellen...

16. März 2000

Architektur und Stadtplanung spiegeln gesellschaftliche Veränderungen wider und müssen sich ständig neuen Anforderungen stellen. Das betrifft sowohl den Wohnungsbau als auch Bauten für Arbeits- und Freizeitaktivitäten. "Die heute vorgestellten Arbeiten zeigen: Die nordrhein-westfälischen Architektinnen und Architekten nehmen diese Herausforderung offensiv an und realisieren innovative, zukunftsweisende Bauprojekte", erklärte Hermannjosef Beu, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, anlässlich der "Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW 2000" am 15. März im Düsseldorfer Tanzhaus NRW.
Die "Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW" wird alle fünf Jahre in Zusammenarbeit von Architektenkammer und dem NRW-Ministerium für Bauen und Wohnen durchgeführt. Für die Auszeichnung 2000 wählte die unabhängige Jury unter Vorsitz des Architekten Prof. Hans Rollmann (Saarbrücken) aus mehr als 200 eingereichten Objekten 26 Bauwerke aus, die in besonderer Weise gestalterische, ökologische und soziale Qualitäten mit einer kostengünstigen Struktur in Einklang bringen.

Die ausgezeichneten Arbeiten zeigen, dass sich architektonische und städtebauliche Lösungen zunehmend an dem Leitbild einer nachhaltigen, zukunftsverträglichen Entwicklung im Sinne der Agenda 21 orientieren. Dazu zählt der Einsatz ökologischer Materialien, der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen und ein möglichst geringer Verbrauch von Boden. "Vorbildlich Planen und Bauen heißt energie-, kosten- und flächensparend zu planen und dabei Arbeit, Wohnen und Freizeit zu vernetzen", betonte Kammerpräsident Beu. Die weitere Entwicklung von einfachen, aber überzeugenden Lösungen für Neubauten, der Erhalt und die Umnutzung von stadtbildprägenden Altbaubeständen, die kostengünstige Erneuerung denkmalgeschützter Bausubstanz sowie die Gestaltung eines qualitätsvollen Wohn- und Arbeitsumfeldes seien von zentraler Bedeutung für eine behutsame Entwicklung unserer Städte und Gemeinden. "Die 26 ausgezeichneten Bauwerke stehen stellvertretend für viele andere Bauten mit hervorragender Architektur in Nordrhein-Westfalen", hob der Präsident der Architektenkammer hervor.

Mit der "Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW" soll auf die Innovationskraft der Architektur hingewiesen werden. Die Auszeichnung erfolgt durch öffentliche Bekanntmachung sowie durch Verleihung einer entsprechenden Urkunde und Gebäudeplakette. Außerdem werden die ausgezeichneten Bauten in einer Broschüre dokumentiert, die bei der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen kostenlos bestellt werden kann (Architektenkammer NW, Inselstr. 27, 40479 Düsseldorf, Tel: (0211) 49 67 0, Fax: (0211) 491 14 75).

Außerdem können die Objekte im Internet abgerufen werden unter www.aknw.de/news/vorbildlichebauten/


"Auszeichnung vorbildlicher Bauten in NRW 2000"

Auszug aus der Jury-Begründung (gekürzt):

Stadterneuerung Athener Ring, 66 Wohneinheiten, Köln-Chorweiler

(Foto 1)

Architekten: Druschke + Grosser Architekten BDA, Duisburg - Düsseldorf

Bauherr: Stiftungsvermögen der Stadt Köln, Dezernat 2, Köln

Das Vorhaben findet eine adäquate Antwort auf die Hochhausbebauung und bringt das Baugebiet zu einem befriedigenden Abschluss. Die Baukörper ergänzen in idealer Weise durch ihren menschlichen Maßstab das bestehende Wohngebiet, welches bisher durch die Hochhausbebauung zu einem sozialen Brennpunkt geworden war, dem es galt, mit architektonischen Mitteln zu begegnen. ... Auf die Farbgebung wurde besonderer Wert gelegt. Die Farben kontrastieren und nehmen die Farbgebung der benachbarten Hochhäuser auf. Sie sind kräftig und zeugen geschickt von einer geglückten architektonischen Gestaltung. Die Plastizität der Gebäude wird gelungen betont. Die neue Bebauung mindert die Erscheinungsform der Hochhäuser entscheidend und versöhnt mit dieser brutal wirkenden Hochhausarchitektur.

Wohnen am Innenhafen, Duisburg

(Foto 2)

Architekten: Auer + Weber + Partner, Architekten BDA, Stuttgart

Bauherr: Duisburger Gemeinnützige Baugesellschaft AG

Das Vorhaben bietet zwei Seiten eines zukünftigen geschlossenen Rechteckes, was durch innere Grünanlagen einen besonderen Wohnwert auf einer Industriebrache in unmittelbarer Nähe zu dem städtebaulich aufgewerteten ehemaligen Hafengebiet erwarten lässt. Ein Flügel lagert sich parallel an einer der künstlich geschaffenen Grachten an, so dass der Idee des Wohnens am Wasser in reizvoller Weise entsprochen wird. ... Vorbildhaft kann die zum Innenhof orientierte durchgehende Stahlstruktur an den Gebäudeaußenseiten angesehen werden. Die interessante Fassadenkonzeption bringt eine durchaus belebende Wirkung in den Wohnungsbau dieses Duisburger Stadtteils und hilft, diesen architektonisch aufzuwerten. Die Konzeption kann insgesamt als sehr geglückt angesehen werden.

Sozialer Wohnungsbau, Rösrath

(Foto 3)

Architekten: Gatermann + Schossig und Partner GbR, Architekten BDA, Köln

Bauherr: LEG Landesentwicklungsgesellschaft mbH NRW, Düsseldorf

Die Gleichmäßigkeit des Baukörpers, der sich an einer stark befahrenen Straße befindet, wird zur Hofseite aufgelockert durch Gebäuderücksprünge und Materialwechsel. Zur Verkehrsseite ist die Verlärmung durch verglaste Loggien abgepuffert worden, die sehr überzeugend angelegt wurden. Der gesamte Loggienbereich ist konstruktiv überzeugend durchgebildet worden und zeigt eine Gliederung von großflächigen Glasscheiben und Fichtenholzfenstern. ... Die verglasten Innenflächen lassen eine Transparenz der Räume entstehen und diese hell und freundlich wirken. Der transparente Inneneindruck umfasst auch die Loggien, die in der letzten Zeit im Wohnungsbau wieder eine gewisse Renaissance erfahren haben. Das Beispiel der Wohnanlage in Rösrath zeigt insbesondere, dass mit der Anordnung von Loggien eine gute Gebrauchsarchitektur erreicht werden kann.

Bergarbeitersiedlung "Fine Frau", Dortmund-Dorstfeld

(Foto 4)

Architekten: Architekten AKNW BDB Miksch + Partner, Düsseldorf

Bauherr: LEG Landesentwicklungsgesellschaft GmbH NRW, Düsseldorf

Bei der behutsamen und als geglückt anzusprechenden Durchsanierung der Fine-Frau-Siedlung aus dem Jahr 1923 wurde die Kubatur der als Straßenrandbebauung angelegten zwei- bis dreigeschossigen Wohnhäusern nicht verändert. Die einheitliche Farbgebung belässt die Gebäude gegenüber der teilweise verschandelten Umgebungsbebauung in einer ruhigen Gelassenheit. Das alte Siedlungsbild bleibt erhalten und ist liebevoll restauriert. ... An den Gebäuderückseiten wurden die ehemaligen Loggien entweder einheitlich geschlossen oder durch Sprossenfensterelemente einheitlich durchstrukturiert. Die Auszeichnung würdigt den behutsamen Umgang und die liebevolle Restaurierung alter Bausubstanz, einschließlich der geplanten Wiedernutzbarmachung der rückseitigen ehemaligen "Stallgebäude".

Dr. C. Otto-Straße, Bochum

(Foto 5)

Architektin: Architektur und Städtebau, Karin Meyer, Dipl.-Ing. Architektin BDA, Bochum

Bauherr: THS Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten, Essen

Bei der Umnutzung eines ehemaligen Werksgeländes einer Steinzeugfabrik zu einem Wohngebiet mit 177 Wohneinheiten ist das städtebauliche Eingehen der Planer auf die topographisch bestimmende Umgebung beispielhaft. Für die Stellung der Gebäude wurde die strahlenförmige Richtungsführung des Grundstückes übernommen. Die dadurch entstandenen Räume zwischen den Häusern wurden je nach Blickrichtung zu sich verengenden oder sich erweiternden Erlebniszonen. Öffnen und Schließen von Zwischenräumen wird zur Besonderheit. Die Architektur ist qualitätsvoll und hat eine positive Reihe ökologisch-technischer Ansätze.

Wohnen an der Gasselstiege, Münster

(Foto 6)

Architekt: Dipl.-Ing. Dieter Riepe, Wohn + Stadtbau, Münster

Bauherr: Wohn + Stadtbau, Münster

Die Umwandlung ehemals militärisch genutzter Liegenschaften zu Wohnanlagen ist als besonders schwierige Aufgabe für das Bauen im Bestand zu betrachten. An der Gasselstiege in Münster sind es alte Kasernengebäude, die zudem noch unter Denkmalschutz stehen, die dieser neuen Nutzung zugeführt worden sind. Raumhöhen, Raumtiefen, Lage der Treppenhäuser, Sanitärraumstrukturen, Park- und Garagenplätze sind nur ein Teil der Bereiche, die planerisch zu "entmilitarisieren" waren. Die Sanierung der Jugendstilfassaden und die technische Sanierung des Gesamtbestandes wurde vorbildlich gelöst. Ein qualitätsvolles städtebauliches Ensemble wurde beispielhaft für qualitätsvolles Wohnen umgestaltet.

Wohnanlage Rheinfährstraße, Neuss-Uedesheim

(Foto 7)

Architekt: Ulrich Böttger, Architekt BDA und Stadtplaner, Köln

Bauherr: Neusser Bauverein AG

... Das ansprechende Vorhaben in unmittelbarer Nähe des Rheindeiches schafft durch die intime Hofbildung ruhiges und individuelles Wohnen. Die farbliche Abstufung kontrastiert in interessanter Weise zum Ziegelton der benachbarten Kirche und deren Nebengebäude, nimmt die Grundfarbe der Ziegel auf und setzt sie in einer modernen Farbgestaltung um. Die Wohnfunktionen wurden gut gelöst; die Erdgeschosswohnungen sind als barrierefreie Altenwohnungen mit unmittelbaren Zugang zu den Rasenflächen durchgebildet. ... Die insgesamt kleinteilige Bebauung wurde behutsam an die bestehende Bebauung herangeführt und ermöglicht ein intimes, ruhiges aber gleichzeitiges an den Ortsorganismus von Uedesheim angebundenes, individuelles Wohnen.

Erneuerung Großsiedlung Bonn-Dransdorf

(Foto 8)

Architekten: Sieverts - Trautmann - Knye-Neczas, Stadtplaner und Architekten, Bonn und Josef Agnes, Architekt, Köln und Jörg Neubig, Architekt BDA, Köln

Bauherr: Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG

Die Sanierung der Gebäude aus der Zeit Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre muss als beispielhaft bezeichnet werden. Dies gilt nicht nur für die Fassadenerneuerung, die eine deutliche Aufwertung des Gebäudebestandes bedeutet, sondern auch für die damit verbundene Verbesserung in bauphysikalischer Hinsicht. Darüber hinaus wurden die aufgestelzten Lufträume der Erdgeschosse, und damit die Umnutzung ehemaliger PKW-Stellplätze, innovativ und ökonomisch sinnvoll in Wohnräume bzw. in Gemeinschaftsräume umgewandelt. ... Hier wurde eindrucksvoll gezeigt, wie sinnvoll "Bauen im Bestand" sein kann.

Wohnstätte der Lebenshilfe, Höxter

(Foto 9)

Architekten: Michel + Wolf + Partner, Architekten BDA, Stuttgart

Bauherr: Lebenshilfe für geistig Behinderte gemGmbH, Brakel

Die Architekten hatten die schwierige Aufgabe, ein Projekt der Behindertenhilfe in eine bestehende kleinstädtisch-dörfliche Struktur zu integrieren. Die städtebauliche Antwort wurde in gelungener Weise gefunden. Zur Unteren Mauerstraße wurde eine kleinteilige Struktur, bestehend aus einem Wechsel von trauf- und giebelständigen Häusern, aufgenommen. ... Bewusst werden die Satteldächer nicht genutzt und stellen damit die Antwort auf die umgebende Stadtteilbebauung dar, die dadurch geprägt ist, dass es dort kaum Dachgeschossnutzung gibt. Das Baugebiet ist durch die vorhandene Einzelbebauung allseits durch Zwangspunkte vorgeprägt, die zu beachten und zu berücksichtigen waren. Insoweit hat die Baustruktur darauf eine befriedigende Antwort gefunden.

Einfach und selber Bauen, Lünen

(Foto 10)

Architekten: plus+ bauplanung GmbH, Hübner - Forster- Hübner, Neckartenzlingen

Bauherr: THS Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten, Essen

In organisierter Gruppenselbsthilfe über den Miteinsatz der Muskelhypotheken städtebauliche und bauliche Gemeinschaften zu entwickeln, ist die Besonderheit dieser Bauanlage. Die städtebauliche Geschlossenheit und die materialbezogene Gleichheit zeigt, dass Gedanken aus den frühen Siedlungswerken der 20er Jahre auch heute noch umsetzbar sind. Für 30 Familien ist eine beispielhafte, abgerundete Dorfsphäre entstanden. Die Achtung und Beachtung der Umfeldqualität durch die Bewohner wird daran deutlich, dass kleine ergänzende Nebenbauten (Schuppen u. dgl.) immer wieder Material und Struktur der Architektenplanung aufnehmen.

Umbau eines Wohnhauses, Dinslaken

(Foto 11)

Architekt: Fred-Jürgen Störmer, Architekt BDA, Wesel

Bauherr: privat

Neu bauen ist oft leichter als sich mit einem bestehenden Gebäude sensibel zu befassen und es besser werden zu lassen als das Original. Dies ist in überaus eindrucksvoller Weise dem Architekten bei diesem Wohnhausumbau gelungen. Er reiht sich mit dieser Leistung in immer wieder zitierte Vorbilder herausragend ein. Aber, und dies ist ebenfalls am Ergebnis ablesbar, hier fand eine große Übereinstimmung in Fragen der Gestaltung mit den Bauherren statt. ... Eine vorbildliche Lösung für die künftigen Aufgaben der Architekten, die lauten wird: mehr Bauen im Bestand, Grünflächen erhalten.

Licht und Raum für eine Stahlhalle, Düren

(Foto 12)

Architekten: Kister Scheithauer Gross, Architekten und Stadtplaner, Köln

Bauherr: Firma Hülden, Köln, Düren

Gerade an einem durch die mangelnde Einsicht für die zahlreichen Vorteile einer umfassenden und professionellen Planung geprägten Ort, mit der sich Gewerbegebiete leider in unseren Landschaften zeigen, gelingt es den Architekten in wohltuender Art, durch die einfache, jedoch präzise und konsequent vorgetragene Gestaltung einer Stahlhalle, die der Lagerung und dem Vertrieb von Werkzeug dient, sich in eleganter, beinah poetischer Weise von der Durchschnittlichkeit der Umgebung abzusetzen. Dass Auffallen nicht durch Effekt, Allüre und Schnörkel erreicht wird, sondern gerade durch die Qualität einer ganzheitlichen, materialgerechten und detaillierten Planung einen nachhaltigen Eindruck erzielt, wird durch die Architekten überzeugend bewiesen.

Autohaus Ford Meyer, Bad Oeynhausen

(Foto 13)

Architekten: G. Schmidt + F. Schmersahl, Architekten und Stadtplaner BDA, Bad Salzuflen

Bauherr: Hermann Meyer GmbH, Bad Oeynhausen

Alte Bausubstanz erhalten und durch einen klaren, transparenten Baukörper zu ergänzen, ist die Antwort des Architekten auf die gestellte Aufgabe des Bauherrn. Die Schwierigkeiten zu lösen, das Gelände zu überwinden und den Anschluss an den Gebäudebestand zu schaffen, ist den Architekten hervorragend gelungen. Der oval geformte Bau mit seiner klaren bis ins kleinste Detail sauber ausgeführten Stahlkonstruktion wird besonders im Innenraum zu einem Erlebnis. ... Eingestellte, zweigeschossige, gläserne "Bürovitrinen" zeigen, wie sensibel der Architekt beim Entwurf der Halle vorausgedacht hat.

Umspannwerk Mediapark, Köln

(Foto 14)

Architekten: Sandro Graf v. Einsiedel, Architekt BDA, Köln - Dresden und KSP Kraemer Sieverts Partner, Architekten BDA, Köln

Bauherr: GEW, Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Köln

Das Umspannwerk bildet den direkten Abschluss einer schlangenförmigen Wohnanlage. Ein technisches Gebäude durch einen der vertikalen Erschließung dienenden Verbindungsbau direkt an das Wohngebäude anzuschließen, ist hervorragend gelöst. ... Die drei Ablufthauben, welche das Gebäude nach oben auflösen, sind auf den Seitenflächen verglast, mit integrierten holographischen Displays. Diese farbigen von einem Künstler gestalteten Bilder unterstreichen den hohen ästhetischen Wert des Gebäudes. Den Architekten gelang es vorbildlich, den Spagat zwischen Wohnhaus und Industriebau zu vollziehen.

Umbau, Umnutzung und Sanierung der alten Zeche, Waltrop

(Foto 15)

Architekt: Prof. Klaus-Dieter Luckmann, Dipl.-Ing. Architekt BDA BAU, Coesfeld

Bauherr: Firma Manufactum, Waltrop

In jeder Hinsicht durchdacht und ausgewogen stehen die historischen Gebäude der alten Zeche Waltrop, deren Umnutzung und Gestaltung in Beziehung zur Firmen- und Produktphilosophie des Unternehmens Manufactum. Den durch den Bauherrn in seinem Betrieb vorgetragenen hohen Anspruch auf Funktionalität, Form und Qualität der Ware kultiviert der Architekt in einem eleganten und leichten Dialog zwischen der historischen Substanz und den Bedürfnissen moderner Arbeitswelten. Darin liegt die herausragende Leistung des Architekten, der durch die Umnutzung der alten Zechen Waltrop nicht etwa einen Neuanfang, sondern eine in die Zukunft weisende Kontinuität geschaffen hat, die das Potential der Industriedenkmäler des Landes beispielhaft und inspirierend unter Beweis stellt.

Mediapark, Block 2, Köln

(Foto 16)

Architekten: Kister Scheithauer Gross (bis 1996 Kister Scheithauer & Partner), Architekten und Stadtplaner, Köln

Bauherr: SKI Standort Köln Immobilien GmbH & Co KG und MedienStifung Kultur, Köln

Am zentralen Platz des Mediaparks, auf einem tortenförmigen Grundstück, steht das von außen glatt aber nicht abweisend mit Naturstein verkleidete Gebäude. Die Glasflächen, mal groß, das Gebäude trennend, dann wieder differenziert und zurückhaltend, lassen die dahinter liegenden Funktionen erahnen und fügen sich harmonisch in die Gesamtflächen der Fassaden ein. ... Die von außen die Fassade vertikal trennende Glasfläche dient dieser Schlucht als natürliche Beleuchtung. Faszinierend ist das Raumerlebnis durch die sich nach oben bewegenden Treppenläufe, Stege und Aufzüge, verstärkt durch die zweifach konkav gekrümmte Wand des Rückgebäudes. Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine ausgewogene Farbigkeit, durch die Materialwahl und die beleuchteten Treppenläufe.

MABEG Office Box, Soest

(Foto 17)

Architekten: Nicholas Grimshaw & Partners, London, Berlin

Bauherr: MABEG Kreuschner GmbH & Co. KG, Soest

Der luftige Begriff Zeitgeist materialisiert sich in der MABEG Office Box zu einem Ausdruck sinnvoller und sinnlicher Präzision. Die Schlagworte Funktion, Flexibilität und Offenheit finden von der Erscheinung des Gebäudes bis hin zum kleinsten Detail eine meisterhafte und selbstverständliche Entsprechung. Dass umfassendes, kompromissloses Design eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche und ergebnisorientierte Zusammenarbeit in einem Unternehmen darstellt, macht die Gestaltung der Office Box glaubhaft und über jede Mode erhaben. Hervorragende Architekten machen hervorragende Architektur und hervorragende Architektur macht Lust auf hervorragende Arbeit!

LOOK UP, Gelsenkirchen

(Foto 18)

Architekten: Anin - Jeromin - Fitilidis & Partner, Düsseldorf

Bauherr: LOOK UP, Gelsenkirchen

Die Forderung des Bauherrn, das "Corporate Identity" seines Unternehmens durch Architektur mitzudokumentieren, ist dem Architekten in herausragender Weise gelungen. Klar, schlüssig und ästhetisch in seinem äußeren wie inneren Erscheinungsbild, wurde hier bis ins Detail ein Gebäude erstellt, das den Anspruch des Beispielhaften in allen Punkten erfüllt. Die Dokumentation der verwendeten Materialien, Sichtbeton, Holz und Glas für die Hülle, Naturstein und Holz für das Innere, lassen das Gebäude insgesamt zu einem "Erlebnis" werden.

Justizvollzugsanstalt, Gelsenkirchen

(Foto 19)

Architekt: Michael Bohm, Architekt BDA, Köln - Berlin

Bauherr: Land Nordrhein-Westfalen, Staatliches Bauamt Recklinghausen

Die wohl im Land Nordrhein-Westfalen zurzeit ungewöhnlichste Justizvollzugsanstalt bildet ein exzellentes Beispiel für modernen Strafvollzug und eine von Normalem abweichende Bauform, die atypisch für einen klassischen Gefängnisbau ist. Architektonisch sollte die Idee eines Stadtorganismus mit umgreifender Bebauung und zentral gelegenem Platz umgesetzt werden. Die Zentralbauten - Freizeithäuser und zentrale Sport- und Theaterhalle - lassen die öffentlichen Funktionen in der "Gefängnisstadt" erkennen. Die im Halbkreis gelegene umgreifende Bebauung für Verwaltung und Gefängnistrakte stellt die Häuserfunktion dar. Die ungewöhnliche, der Idee einer Stadtmitte nachempfundenen Zentralbebauung ist in ihren einzelnen Bauobjekten sauber durchdetailliert und äußerst funktional ausgebildet.

Deutsches Museum für Glasmalerei, Linnich

(Foto 20)

Architekten: Architekten Gerlach, Krings, Böhning, Planungsbüro Schmitz Aachen GmbH

Bauherr: Stadt Linnich

Durch den Abbruch von Gebäudeteilen wurde die alte Stadtmauer wieder sichtbar gemacht, und es kam zu einer das Vorhaben aufwertenden Platzanordnung. Eine Glaswand ist gleichzeitig Belichtung für das Hauptgebäude und Ausstellungsträger für Glasgemälde, die durch diese natürliche Beleuchtung sehr transparent erscheinen. Überzeugend wirkt die Belassung des alten Baumbestandes und die sparsame Einbeziehung neuerer tragender Teile im alten Hauptmühlengebäude. Der Panoramaaufzug fügt sich in seiner filigranen Durchbildung in die Gebäudekonzeption ein. ... Die Preiswürdigkeit des Vorhabens ist dadurch gegeben, dass es bei dem Museum zu einer geglückten Verbindung zwischen behutsam in die Altbausubstanz integrierten neuen Bauteilen gekommen ist.

Museum Küppersmühle - Sammlung Grothe, Duisburg

(Foto 21)

Architekten: Herzog & de Meuron, Basel

Bauherr: Duisburger Gemeinnützige Baugesellschaft AG

Bei der Umnutzung eines industriell konzipierten Gebäudes der Gründerzeit zu einem Museum für die Kunst eines Sammlers der Neuzeit ist nicht nur die Abstimmung zwischen der Wertigkeit von Architekturqualität und Kunstwerkequalität wichtig, sondern neben der Funktionserfüllung auch die Zuweisung des Ranking. Von den Planern wurde durch Zurückhaltung in der Architektursprache den Kunstobjekten eindeutig der erste Platz eingeräumt. Das hat dazu geführt, die Kraft der vorhandenen Architektur nicht zu verändern, sondern sie durch einen Treppenhausvorbau zu verstärken. Es ist eine Umnutzung mit einem Feingefühl für Kunst und Architektur entstanden.

Ein Haus für den Tanz, Düsseldorf

(Foto 22)

Architekten: Jochen Boskamp, Architekt BDA und Stadtplaner, Architektur & Stadtplanung, Düsseldorf

Bauherr: Tanzhaus NRW / Die Werkstatt e.V.

Das Tanzhaus NRW zeigt überzeugend die Umsetzung einer nicht mehr benötigten alten Bausubstanz, ein ehemaliges Straßenbahndepot, zu einer neuen Nutzung. Die unveränderte Übernahme der vorhandenen Baustrukturen und Materialqualitäten gibt dem Gebäude den Charme des Einfachen. Repariert, ausgebessert, aber nicht verschönt. Die Reparatur bleibt sichtbar, die Besonderheit der Arbeit liegt im Weglassen aller nicht notwendigen Ergänzungen. Der Tanz - die neue Funktion - wird dabei zum Mittelpunkt. Ökonomisch und ökologisch im Sinne der Nachhaltigkeit eine beispielhafte Lösung.

Kindertagesstätte "Wagenhalle", Köln

(Foto 23)

Architekten: von Einsiedel Haeffner Partner, Architekten BDA, Köln - Dresden

Bauherr: Stadt Köln

Die Umnutzung von gewerblichen Hallenbauten der Gründerzeit verlangt, neue Funktionen in alten Gebäudestrukturen unterzubringen. Die eingeschossige frühere Wagenhalle der Preussischen Eisenbahn in der Kölner Innenstadt wurde im Außengefüge fast vollständig erhalten und durch den Einbau eines Obergeschosses im Inneren zu einem zweigeschossigen Kindergarten ausgebaut. Durch eine "Haus im Haus" Lösung mit den verbindenden, über zwei Geschosse laufenden Verkehrsräumen wurde das Gebäude zu einer weiträumigen und luftraumvollen Anlage. ... Der Kindergarten wurde von den Bürgern positiv angenommen. Das Gebäude zeigt, dass durch eine geschickte Verbindung von "Alt" und "Neu" auch für Kinder im Vorschulalter nicht nur annehmbare, sondern auch vorbildliche Erlebnisräume geschaffen werden können.

Erweiterung der Realschule, Velen

(Foto 24)

Architekten: Galinke + Peters, Freie Architekten, Frankfurt - Stuttgart

Bauherr: Gemeinde Velen-Ramsdorf

Den Architekten ist es mit der Erweiterung der Realschule Velen gelungen, mit erfassbaren ästhetischen Ideen und einer nachvollziehbaren Organisation ein Gebäude zu schaffen, dass in seiner Einzigartigkeit eine reale Bezugsgröße für Kinder und Jugendliche darstellt.

Ohne missverstandene Kindgerechtigkeit und Attraktionen öffnet sich der klare Körper seinen Nutzern durch die Benennbarkeit des Raumes, die Assoziation mit dem Besonderen und erreicht in natürlicher Selbstverständlichkeit einen respektvollen Umgang mit dem Individuellen. ... Mit dem Beispiel der Erweiterung der Realschule in Velen ist eine verantwortungsvolle Architektur entstanden, die den Anspruch erheben darf, einen qualitätsvollen Beitrag zur Erziehung und Bildung unserer Kinder zu leisten.

Umkleide- und Versammlungsgebäude, Neuss

(Foto 25)

Architekt: Dipl.-Ing. Richard Wichmann, Wichmann GmbH, Düsseldorf, Neuss

Bauherr: Sportverein Germania Grefrath 1926 e.V., Neuss

Mit dem neuen Domizil des Sportverein Germania Grefrath 1926 e. V. beschreibt der Architekt einen gelungenen Weg, die Vielfalt gegen das Vielfache zu stellen und das Ungenaue durch das Einfache zu ersetzen. Dass die sorgfältige und beispielhafte Entwicklung eines Vereinshauses nicht teurer als standardisierte Phantasielosigkeit sein muss, setzt jedoch bei Architekt und Bauherrn den Mut zu schöpferischem Engagement voraus... Das Umkleide- und Versammlungsgebäude für den Sportverein Germania Grefrath 1926 e. V. erreicht durch seine einprägsame und ausgewogene Ordnung in Struktur und Material eine dauerhafte ästhetische Balance zwischen Aufwand und Ergebnis.

Zentrale Haltestelle "Neue Mitte Oberhausen"

(Foto 26)

Architekt: Prof. Christoph Parade, Architekt BDA, Düsseldorf

Bauherr: Stadtwerke Oberhausen AG

Inspiriert durch sich aufbäumende Balken, Schwellen und Träger, welche das Chaos der zerstörten Fabrikanlagen dokumentierten, gelang es dem Architekten in eindrucksvoller Weise, die Mitte und eine "Landmarke" innerhalb einer sich ausbreitenden "Konsumarchitektur" zu schaffen. Die genaue Betrachtung des Gebäudes lässt deutlich das Konstruktionsprinzip erkennen, das der sich scheinbar auflösenden Architektur des Gebäudes zugrunde liegt. ... Das Gebäude ist ein markantes Zeichen in seinem Umfeld, eine große Leistung des Architekten.

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