Informationsveranstaltung der AKNW zu „Basel II“

Basel II: Rating als Chance

Die neuen Kreditvergabevorschriften - bekannt unter dem Schlagwort „Basel II“ - sorgen bei vielen Mittelständlern für Unsicherheiten. Wie groß der Informationsbedarf zu den Neuregelungen der Kreditvergabevorschriften auch innerhalb der Architektenschaft ist, zeigte die lebhafte Resonanz auf die Informationsveranstal­tung zum Thema „Basel II und Rating“, die die Architektenkammer am 30. November in Essen durchführte.

17. Dezember 2004von Tina Gaspard

Die neuen Kreditvergabevorschriften - bekannt unter dem Schlagwort „Basel II“ - sorgen bei vielen Mittelständlern für Unsicherheiten. Wie groß der Informationsbedarf zu den Neuregelungen der Kreditvergabevorschriften auch innerhalb der Architektenschaft ist, zeigte die lebhafte Resonanz auf die Informationsveranstal­tung zum Thema „Basel II und Rating“, die die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am 30. November in Essen durchführte. Über 300 Kolleginnen und Kollegen nahmen an dem Info-Nachmittag teil. Wie wichtig es ist, sich auf das neue Kreditvergabe-System einzustellen, brachte AKNW-Präsident Hartmut Miksch zu Beginn der Veranstaltung auf den Punkt: „Nur so können Sie dafür sorgen, dass Ihrem Architekturbüro in Zeiten schwieriger Finanz- und Auftragslagen der notwendige Finanzrahmen zur Überbrückung von Engpässen zur Verfügung steht.“ Mit der Veranstaltung wolle die Architektenkammer ihren Mitgliedern ein fundiertes Basiswissen über Ratingverfahren nach Basel II vermitteln – um so die Chancen auf ein gutes Rating ihres Büros und einen günstigeren Kredit zu erhöhen.

Zins abhängig von Kreditrisiko 

„Basel II geistert seit Jahren durch die Presse und galt lange Zeit als Schreckgespenst des Mittelstands - doch das ist nun zum Glück vorbei“, betonte Reinert Nicolas von der Deutschen Bundesbank. Da Kreditinstitute zukünftig mehr Eigenkapital vorhalten müssen, wenn sie risikoreiche Kredite vergeben, werden sie - so Nicolas - die Bonität der Kreditnehmer genau einschätzen und bonitätsabhängige Kreditkosten verlangen. Die Subvention von guten zu schlechten Kreditnehmern gehöre damit der Vergangenheit an. Kleine und mittlere Unternehmen, so die positive Nachricht von Nicolas, seien im Durchschnitt unter Basel II sogar besser gestellt: In diesem Finanzierungssegment sei eine geringere Eigenmittelunterlegung der Banken nötig  – wodurch in vielen Fällen eine Kreditkostensenkung möglich werde.  

Ratingprozess für die Unternehmensentwicklung nutzen 

„Nutzen Sie den Rating-Dialog als Chance zur Stärkung Ihres eigenen Unternehmens“, forderte Stefan Rinsch, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Volksbank Krefeld eG. Beim Ratingverfahren rückten alle wichtigen Unternehmensbereiche in den Fokus der Banken: Management, Finanzen und Controlling, Personalwesenwesen, Organisation und Vertrieb. Die verschiedenen Risikofakto­ren würden dann zu einem Gesamturteil zusammengefasst, und jedes Rating schließe mit einer Note oder Kennzahl des Unternehmens ab. Aus dieser individuellen Risikobetrachtung lasse sich eine externe Stärken- und Schwächeneinschätzung ableiten, so Rinsch, mit der Architektinnen und Architekten die Potentiale ihres Unternehmens besser erkennen und nutzen könnten.

Die KfW Mittelstandsbank ist als staatliches Förderinstitut bereit, bei der Kreditvergabe höhere Risiken einzugehen als private Kreditinstitute. „Mit unseren Förderprodukten bieten wir mittelständischen Unternehmen besondere Konditionen“, erläuterte Philipp Kreutz, Leiter der Abteilung „Gründer- und Mittelstandsförderung“ der KfW. Dabei werde unter anderem berücksichtigt, in welcher Lebenszyklus-Phase sich das betreffende Unternehmen gerade befindet. Mit zunehmendem Unternehmensalter nehme der Subventionsgehalt des zur Verfügung gestellten Kapitals ab.

Vertrauensvolle Beziehung zur Bank

Nach den vielfältigen Grundlageninformationen gab es ergänzende Praxishinweise von Unternehmensberater Jörg T. Eckhold (Unternehmensberatung Eckhold und Klinger). Die Betrachtung des Gesamtunternehmens und seiner voraussichtlichen Entwicklung, die im Rahmen von Basel II unternommen wird, berge die große Chance, die eigene Position zu verbessern. Mit Blick auf die Architektenschaft sieht der Unternehmensberater allerdings das Problem mangelnder Planungsbereitschaft. „Architekten planen nicht“, spitzte Eckhold zu. Entsprechend legte er den Architektinnen und Architekten ans Herz, einfache Planungen für ihr Unternehmen aufzustellen, um zukünftige Umsätze besser abschätzen zu können. Der Unternehmer es selbst in der Hand, die Bank auch über „weiche“ Faktoren wie Unternehmensstrategie, Mitarbeiterqualifikation oder interne Unternehmensprozesse zu informieren, die für die Kreditvergabe unter Basel II stark an Bedeutung gewonnen hätten.  

Die AKNW hat ein Handbuch herausgebracht, das Architektinnen und Architekten bei der Vorbereitung des Ratings durch die Hausbank unterstützen soll. Bestellungen bitte an die AKNW, Zollhof 1, 40221 Düsseldorf, (02 11) 49 67 – 0, poststelle@aknw.de.

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