Das Kölner Büro ASTOC über Erfahrungen mit dem Bauen in der Schweiz

Bauen in der Schweiz

Im Rahmen des Themas „NRW-Architekten im Ausland“ betrachten wir unseren direkten Nachbarn, die Schweiz. Wie ist dort das Bauwesen organisiert? Welche Strategien führen zur erfolgreichen Akquisition von Aufträgen? Das Kölner Büro ASTOC berichtet über seine Erfahrungen als Architekten und Stadtplaner in der Schweiz.

04. Februar 2005von Sibylle Eck

Im Rahmen des Themas „NRW-Architekten im Ausland“ betrachten wir unseren direkten Nachbarn, die Schweiz.Wie ist dort das Bauwesen organisiert? Welche Strategien führen zur erfolgreichen Akquisition von Aufträgen? Das Kölner Büro ASTOC berichtet über seine Erfahrungen als Architekten und Stadtplaner in der Schweiz.1990 gründeten vier Partner das Büro ASTOC in Köln, das von Anfang an fest mit einem Partnerbüro in Rotterdam kooperierte. Seit der Bürogründung dabei sind die Architekten Peter Berner und Prof. Markus Neppl, die heute auch als Geschäftsführer fungieren. Sie betonen das besondere Selbstverständnis von ASTOC: „Von Anfang an wurden Grenzen überschritten, denn Mitarbeiter beider Büros in Köln und Rotterdam arbeiten bei Bedarf in Teams wechselnder Zusammensetzung an europäischen Aufgaben.“ Mit diesem Hintergrund gewann ASTOC im Jahr 2001 einen eingeladenen Wettbewerb im schweizerischen Zug und arbeitet seitdem an diversen Projekten in der Schweiz.

Große Konkurrenz einheimischer Architekten

„Eigentlich kann man niemand ernsthaft den Rat geben, in der Schweiz zu akquirieren“, antwortet Neppl auf die Frage, wie man sich als deutscher Architekt am besten in der Schweiz präsentieren sollte. Das Problem sei, dass die „Schweizer Architektur“ schon seit längerem als Exportschlager weit über die Grenzen Europas hinaus gelte, ergänzt sein Kollege Berner. Nach seiner Überzeugung kann ein ausländischer Architekt nur durch Spezialwissen mit den Schweizer Kollegen konkurrieren. „In unserem Fall war es das städtebauliche Know-How und die damit verbundenen Strategien, die zur Beauftragung eines Wohnbau-Projektes in Zug führten“. Das Büro ASTOC hatte sich durch beispielhafte Arbeiten am Übergang von Stadt zu Landschaft einen Namen gemacht. Diesem Umstand verdankten sie die Tatsache, überhaupt zu einem Wettbewerb in die Schweiz geladen zu werden, was ansonsten eher eine Ausnahme ist. Mittlerweile ist das Büro als Teilnehmer für diverse Wettbewerbe und Gutachten eingeladen worden.

Konservative Grundhaltung

„Man darf sich durch die Ausstrahlung der modernen Schweizer Architektur nicht darüber täuschen lassen, dass in der Schweiz sehr konservativ gelebt und gehandelt wird“, gibt Neppl zu bedenken. Innerhalb Europas nehme die Schweiz nach wie vor eine Sonderrolle ein, obwohl sie sich seit einigen Jahren schrittweise gegenüber der EU öffnet. Der föderalistische Staatenbund setzt sich aus vielen Verwaltungseinheiten, den Kantonen, zusammen. Der einzelne Bürger hat mehr Einflussmöglichkeiten, was sich in Form von Volksbegehren und Gemeindeabstimmungen zum Teil auch direkt auf die Genehmigung von Bauvorhaben auswirken kann. Die Architektendichte ist mit rund 5.000 (bei 7,5 Mio. Einwohnern) vergleichsweise gering. Die Architektenausbildung an der ETH in Zürich genügt sehr hohen Standards; Zugangsbeschränkungen und ein gutes Budget führen zu einer im Schnitt sehr hohen Qualität der Absolventen.
„Die Schweizer zeichnen sich generell durch Präzision aus, verbunden mit der Fähigkeit, hart, aber sachorientiert zu diskutieren, und die wesentlichen Dinge auf den Punkt zu bringen“, so die Erfahrung von Peter Berner. Fähigkeiten, die sich auch auf die Abwicklung von Wettbewerben auswirken, die nahezu perfekt vorbereitet sind und damit Zeitersparnis und zielgerichtetes Arbeiten garantieren. „Hierbei wird darauf ge-achtet, dass die Ausgangsbedingungen für alle Teilnehmer gleich sind. Dadurch wird eine Konzentration auf das Wesentliche gewährleistet“, berichtet Berner. 

Baurecht und Berufsausübung

Viele Gesetze und Vorschriften regeln das Bauen in der Schweiz - soweit eigentlich kein Unterschied zur Situation hierzulande. Jedoch sind die Gesetze besser detailliert und feiner gegliedert als in der Bundesrepublik Deutschland. Dadurch kann der Planer präziser arbeiten.
Generell können ausländische Architekten in der Schweiz unabhängig arbeiten. Eine Registrierung ist nur in manchen Kantonen erforderlich. Jedoch sei jedem Ausländer dringend geraten, sich einen Partner vor Ort zu suchen, andernfalls sei eine Akquisition von Aufträgen nahezu unmöglich, weiß Berner.

Sybille Eck ist Architektin und freie Journalistin in Paderborn.  

Wichtige Adressen:  
- sia - Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein
  Selnaustrasse 16, CH - 8039 Zürich,  http://www.sia.ch
- fsai - fédération suisse des architectes indépendants
  Rotfarbweg 2, CH – 8803 Rüschlikon, www.architekt-fsai.ch

Literaturhinweis:
Bauen in der Schweiz - Handbuch für Architekten & Ingenieure; A. Campi, C. von Büren, Birkhäuser Verlag

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