Baukultur Nordrhein-Westfalen: Die Zukunft ungenutzter Kirchen sichern

Das Unterstützungsprogramm „Zukunftskonzept Kirchenräume“ zieht ein Zwischenfazit. Rund 80 überwiegend ehrenamtlich Engagierte aus ganz Nordrhein-Westfalen fieberten einer Entscheidung entgegen: Wird ihr Engagement zur Umnutzung einer Kirche weiter unterstützt? Im Rahmen einer digitalen Bekanntgabe sagte Baukultur Nordrhein-Westfalen Anfang Februar fünf von acht Kirchenprojekten eine weitere Unterstützung zu. „Kirchen prägen das Bild unserer Städte. Wer sich mit seiner Gemeinde verbunden fühlt, und wer verstanden hat, wie vielfältig die Bedeutungsebenen von Kirchen sind, kann sich nur schwer der Wertschätzung von Sakralbauten entziehen“, so Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur Nordrhein-Westfalen. „Schon dies macht die Frage nach dem Umgang mit unseren Kirchengebäuden so wichtig.“ Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ist einer der Mitentwickler und Partner des Projektes.

09. Februar 2021von Baukultur Nordrhein-Westfalen / Christof Rose

Mit dem Projekt „Zukunft – Kirchen – Räume“ setzt sich Baukultur Nordrhein-Westfalen für die Umnutzung leerstehender Kirchen in Nordrhein-Westfalen ein. Auf einen landesweiten Aufruf Anfang 2019 hatten sich 21 Kirchengemeinden, Pfarreien und bürgerschaftlich Engagierte mit ihren Kirchengebäuden um eine Unterstützung beworben. Aus den Einreichungen wurden acht Kirchenprojekte auswählt und bis Anfang dieses Jahres bei der Entwicklung eines neuen Konzepts für die bauliche Anpassung oder Umnutzung der Kirchenbauwerke von Baukultur Nordrhein-Westfalen unterstützt. Eine Fachjury, in der auch AKNW-Präsident Ernst Uhing mitwirkte, wählte fünf der acht Kirchenprojekte, die ein weiteres Jahr bei ihrer Arbeit unterstützt werden.

Die prämierten Kirchen, für die ein tragfähiges Nutzungskonzept entwickelt wird, sind:

  • St. Johann Baptist, Krefeld (Katholische Kirchengemeinde Maria Frieden),
  • St. Michael, Oberhausen (Katholische Kirchengemeinde St. Marien Alt-Oberhausen),
  • Pauluskirche, Gelsenkirchen-Bulmke (Evangelische Apostel Kirchengemeinde in Kooperation mit dem Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium),
  • St. Barbara, Neuss (Kath. Kirchengemeinde St. Marien im Kirchenverband Neuss-Mitte),
  • Lukaskirche, Köln-Porz (Evangelische Kirchengemeinde Porz).

„Alle Beiträge zeigen beeindruckend auf, wie durch ehrenamtliches Engagement und professionelle Begleitung bei einem respektvollem Umgang mit der Kirchenarchitektur vielfältige Nutzungsideen entstehen“, resümierte Jurymitglied Ernst Uhing nach der Sitzung. „Mit diesem Potenzial können auch säkularisierte Kirchen erhalten werden und Mittelpunkt für ihr Quartier bleiben“, so der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Daher sei das Projekt „Zukunft-Kirchen-Räume“ eine wertvolle Initiative, an der sich die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen sehr gerne beteiligt. Baukultur Nordrhein-Westfalen und verschiedene Partner*innen haben sich mit dem Projekt „Zukunft – Kirchen – Räume. Kirchengebäude erhalten, anpassen und umnutzen“ zur Aufgabe gemacht, die Sakralbauten Nordrhein-Westfalens vor Leerstand und Verfall zu bewahren. Außerdem bauen sie ein Netzwerk zur fachlichen Unterstützung auf und bieten eine praxisbezogene Unterstützung an. Das dafür entwickelte Konzept basiert auf zwei Projektbausteinen: einer Informationsplattform und dem Programm „Zukunftskonzept Kirchenräume“. Beides wurde im Februar 2019 gestartet.

„Zukunft – Kirchen – Räume“ ist ein Kooperationsprojekt von Baukultur Nordrhein-Westfalen, der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen unter Mitwirkung der (Erz-)Bistümer und Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen und der RWTH Aachen.

Hintergrund:

Bis zu 30 Prozent der Kirchengebäude in Nordrhein-Westfalen werden langfristig vom Leerstand betroffen sein. Der demografische Wandel und die Säkularisierung der Gesellschaft führen dazu, dass die Gebäude für ihre ursprüngliche Bestimmung im bisherigen Umfang nicht mehr benötigt werden. Um Sakralbauten vor Leerstand und Verfall zu schützen, müssen sie häufig baulich angepasst oder einer völlig neuen Nutzung zugeführt werden.
Rund 6.000 Kirchen existieren in Nordrhein-Westfalen. Dieser große und vielfältige Bestand aller Größen und Bauepochen dokumentiert eine lange und reiche Bautradition und prägt bis heute das Bild unserer Städte und Quartiere. Diese Räume zu erhalten und in angemessener Weise an die Veränderungen anzupassen, ist ein wichtiges baukulturelles Anliegen und eine große Herausforderung – nicht nur für die betroffenen Kirchengemeinden, sondern auch für unsere Gesellschaft als Ganzes.

Informationsplattform und Beratung

Die Informationsplattform www.zukunft-kirchen-raeume.de bietet umfassende Informationen zur Anpassung oder Umnutzung von Kirchen. Auf der Webseite befinden sich unter anderem Fachinformationen zu Nutzungsentwicklung, Baurecht, Fördermöglichkeiten und Denkmalschutz. Außerdem zeigt die Website rund 90 inspirierende Kirchenumnutzungen aus ganz Nordrhein-Westfalen und nennt konkrete Ansprechpartner*innen.

Jury:

Dr. Ursula Baus, Publizistin / Herausgeberin Marlowes, frei04 publizistik
Dr. Heinrich Bökamp, Kammerpräsident, Ingenieurkammer-Bau NRW
Dipl.-Ing. Gudrun Gotthardt, Ltd. Lk-Baudirektorin, Evangelische Kirche im Rheinland
Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär, Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen
Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Generalkuratorin, Museum der Baukultur
Ulrike Rothe, Projektleitung u.a. “500 Ideen 500 Kirchen“, Internationale Bauausstellung Thüringen
Dipl.-Ing. Michael Scholz, Referent für kirchliches Bauen, Kunst + Denkmalpflege, Bischöfliches Generalvikariat Aachen
Dr. Sabine Schulte, Abt.leiterin Inventarisation und Denkmalvermittlung Landesdenkmalamt Berlin
Dipl.-Ing. Ernst Uhing, Kammerpräsident, Architektenkammer NRW

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