Behrensbau: Neues Leben als Haus der Geschichte

Der „Behrens-Bau“ am Düsseldorfer Rheinufer ist ein Bauwerk vieler Superlative: Von Architekt Peter Behrens und seinem Büro 1910 geplant, nach nur zwei Jahren Bauzeit an die Mannesmannröhren-Werke AG übergeben; Kostenplan eingehalten; und damals eines der ersten Bürohäuser in Stahlskelettbauweise, dessen Trägerstruktur geschickt hinter einer Natursteinfassade verborgen blieb. „Es war zweifellos zu seiner Zeit das modernste Bürohaus Europas“, urteilte Dr. Thorsten Scheer, Architekturhistoriker und Professor an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf, am 8. Dezember im Rahmen eines Podiumsgesprächs

21. Dezember 2022von Christof Rose

Die enorme Flexibilität des Bauwerks, das heute (mit zwei Erweiterungsbauten) rund 7000 m2 Nutzfläche bietet, bewies sich im Lauf des zurückliegenden 110 Jahre in den vielfältigen Nutzungen, die das Bauwerk erfuhr: Als klar durchgegliedertes Büroräume mit je sechs Arbeitsplätzen und zwei Fenstern zu Mannesmann-Zeiten; als erster Dienstsitz der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten bis 1953; mit verschiedene Zwischennutzungen; 2015 schließlich wurden im Erdgeschoss geflüchtete Menschen untergebracht. Als letzte Nutzung wurde im Herbst 2021 eine temporäre Ausstellung zur Geschichte des Landes NRW eröffnet, die das Innere des Bauwerks erstmals wieder öffentlich zugänglich machte.

Wie Prof. a. D. Dr. Hans Walter Hütter, Vorsitzender des Präsidiums „Haus der Geschichte“, in seiner Ansprache anlässlich des Jubiläumsempfangs deutlich machte, wird das flexible Bauwerk nun konsequent weiterentwickelt. Als „singuläres gemeinsames Projekt von Parlament und Landesregierung“ werde das Gebäude gegenwärtig durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW multifunktional umgebaut: Etwa die Hälfte des Gesamtfläche werde das „Haus der Geschichte“ belegen, mit 2000 m2 Dauerausstellung zur Geschichte des Landes NRW sowie 1500 m2 Fläche für Wechselausstellungen. Außerdem sind Räumlichkeiten für die Staatskanzlei, das benachbarte Wirtschafts- und Klimaschutzministerium sowie für Veranstaltungsflächen vorgesehen.

In der von Dr. Gabriele Uelsberg (Kuratorium Stiftung Haus der Geschichte) moderierten Podiumsveranstaltung berichtete Ministerpräsident a. D. Jürgen Rüttgers darüber, wie das Gebäude im Jahr 2009 vom Land übernommen werden konnte. „Offensichtlich eine gute Entscheidung“, zeigte sich Rüttgers zufrieden.

Dr. Constanze Itzel, die als Direktorin des „Haus der Europäischen Geschichte“ in Brüssel um ihren fachlichen Rat gebeten wurde, unterstrich die besondere Chance, die in der Nutzung historisch gewachsener Strukturen liege. „Es wird aber notwendig sein, die Menschen aktiv in dieses Haus einzuladen“, mahnte die Kunsthistorikerin. Die wuchtige Steinfassade und das Thema „Geschichte“ wirke insbesondere auf junge Menschen häufig abschreckend. „Vielleicht braucht es ja eine gläserne Pyramide am Rhein“, sagte Dr. Itzel augenzwinkernd mit Verweis auf den Louvre ins Paris.

Die Wiedereröffnung des Gebäudes und der dann neuen Ausstellung zur Geschichte des Landes NRW kündigte Dr. Hans Walter Hütter als Vorsitzender der Stiftung Haus der Geschichte für den 23. Mai 2023 an. Weitere Info: www.hdgnrw.de                                                      

Fachliche Infos zum Behrensbau auch unter www.baukunst-nrw.de.

Teilen via