Wuppertal, Remscheid und Solingen präsentieren sich in der Regionale 2006

Bergische Expo `06

Die vierte der Regionalen in Nordrhein-Westfalen wird die Ergebnisse ihrer Arbeit in diesem Jahr der Öffentlichkeit präsentieren. Die Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal haben seit 2001 an der Umsetzung eines gemeinsamen Entwicklungsprogramms gearbeitet, haben aus den besonderen Qualitäten der Region zukunftsweisende Projekte abgeleitet und werden ab Mai 2006 den gesamten Standort im Rahmen von zahlreichen Veranstaltungen präsentieren. Titel der Veranstaltungsreihe bis Oktober ist „Bergische Expo`06“.

25. Januar 2006von Anette Kolkau/ Henry Beierlorzer

„Wir laden die Welt ein“ – das ist das selbstbewusst-offensive und nicht so ganz abwegige Motto der Bergischen Expo `06. Denn die Kooperation der drei Städte in den letzten Jahren hat noch einmal ans Tageslicht geholt, dass diese Region mit ihrer reichen Wirtschaftsgeschichte durchaus einen besonderen Platz auf der Landkarte der industriekulturell bedeutsamen Standorte hatte und hat. Hier wird hoch spezialisiert für den Weltmarkt produziert, kleine und mittlere Unternehmen exportieren im Durchschnitt 45 % ihrer Produkte in alle Welt. Die Bergische Expo `06 richtet sich zwar schwerpunktmäßig an die Bürger aus dem Städtedreieck und aus den Nachbarregionen. Aber auch die Unternehmer der beteiligten Städte werden ihre Geschäftspartner einladen, den in diesem Jahr besonders umtriebigen Standort kennen zu lernen. 

Regionale 2006

Die Landesregierung unterstützt seit Ende der 90er Jahre die Durchführung von „Regionalen“ und fördert Projekte, die Teile eines schlüssigen Entwicklungsprogramms sind und damit helfen, eine Region zum einen zu profilieren und zum anderen fit zu machen für die Zukunft.

Kulturlandschaft, Klima und Erfindergeist der Menschen im Bergischen Städtedreieck haben zusammen ein dynamisches Kapitel Wirtschaftsgeschichte geschrieben, deren Spuren überall in Stadt- und Landschaftsbildern abzulesen sind und die letztlich auch wegweisend für die Richtung waren, die die Regionale 2006 eingeschlagen hat: Touristisch ausgerichtete Projekte führen gezielt in die von Wäldern und Wasserläufen durchzogene Landschaft und an die Stätten der Industriekultur.

Ein anderer Maßnahmenblock bezieht sich eher auf Gegenwart und Zukunft der ortsansässigen Unternehmenskultur, die Projekte dienen der Kommunikation des Standortes und der Qualifizierung der Unternehmenslandschaft. Städtebauliche Projekte ergänzen das Bild von einer Region in Bewegung und wollen sichtbare Zeichen des Wandels vor der eigenen Haustür setzen. Um besonders qualitätvolle Lösungen für alle gestalterischen und baulichen Aufgaben zu finden, sind bei allen Projekten Wettbewerbe durchgeführt worden. In der Bergischen Expo `06 werden die Themen und Projekte der Regionale 2006 auf unterschiedlichste Weise erlebbar gemacht. 

Die Projekte

Die Regionale 2006 hat eine ganz eigene, aus den besonderen Gegebenheiten der Region abgeleitete Richtung eingeschlagen: Die Potenziale, die in der Unternehmenslandschaft der drei Städte stecken, galt es, in Zeiten knapper öffentlicher Ressourcen zu ermitteln, zu stärken und auf den Standort zurückzuführen. Folgende Bausteine gehören in diesen Ansatz:

Unter der Dachmarke „kompetenzhoch3“ kooperieren die Wirtschaftsförderungen der drei Städte, unter anderem wenn es um Standortmarketing oder gemeinsame Gewerbeflächen-Vermarktung geht. „Lebendige Unternehmenskultur“ ist der Titel für ein Bündel von Maßnahmen, bei dem zum einen die Leistungen der Unternehmer, die direkt dem Standort zugute kommen – u. a. kulturelles, soziales Engagement, Netzwerkbildung, Fortbildung, Nachwuchsförderung und auch gute Architektur – gewürdigt werden, und die zum anderen der Motivation für weitere Projekte dienen.

So unterstützen einige der Unternehmer mit „SchulPool“ die Nachwuchsförderung über von ihnen gesponserte Versuchsreihen für den Physikunterricht. Die Evertz Gruppe in Solingen hat eine alte Werkshalle nach Plänen des Architektur Contor Müller/Schlüter aus Wuppertal für die Musikschule umgebaut. Mittlerweile konnte für 100 unternehmerische Projekte der Award „Lebendige Unternehmenskultur“ verliehen werden. Um unternehmerische Innovationen in der Szene der kleinen und mittleren Unternehmen der Region zu unterstützen, wird im Mai in Solingen das Forum Produktdesign eröffnet – ein Kompetenz- und Transferzentrum mit universitärem An-Institut im ehemaligen umgebauten Hauptbahnhof (Architektur: Büro Meinrad Ladleif, Kassel), an dem der eher „nicht-bauliche“ Themenbereich Unternehmenskultur ein bauliches Gesicht bekommt. Ein Forum für die ansässige Werkzeug-, Maschinen- und Metallindustrie sieht Remscheid mit dem „Schaufenster der Wirtschaft“ vor. Tourismus in der Industrielandschaft

Zur Bergischen Expo `06 wird ein zweiter Projektblock erlebbar: Industriegeschichte und -landschaft sind Gegenstand von touristischen Angeboten. Am deutlichsten wird das im zukünftigen „Brückenpark Müngsten“(Landschaftsarchitektur Atelier Loidl, Berlin). Mitten im Bergischen Städtedreieck überspannt Deutschlands höchste, über 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke das Tal der Wupper. Ihre filigrane, faszinierende Stahlkonstruktion ist voller Symbolkraft für die einst prosperierende Industrieregion. Am 7. Mai wird hier ein stiller Kulturlandschaftspark eröffnet, der in einer gestalteten Auenlandschaft Wupper, Wald und Wiesen neu erleben lässt. Dieser Park am Fluss eignet sich als außergewöhnlicher, atmosphärisch aufgeladener Veranstaltungsort und kann in diesem Jahr im Rahmen von „Brückenzaubern“ erlebt werden.

Das Projekt ist darüber hinaus ein gutes Beispiel für eine hier entwickelte, interkommunale kooperative Planungskultur. Künstlerisch gestaltete Wanderwege „entspringen“ zum Teil hier. Entlang der Wupper führt ein Wanderweg, der von in Fels und Stein gehauenen Botschaften, Assoziationen und Anregungen der Künstlerin BILLIE begleitet wird. Die einheitliche Gestaltung der Wege hat die Landschaftsarchitektin Martina Hoff aus Essen geliefert. Ähnlich am Morsbach, einem schon vor mehr als 300 Jahren „industrialisierten“ Wasserlauf. In diese Landschaft werden provokante oder zu suchende Botschaften locken. Der Wanderweg am Eschbach wird sowohl temporär als auch dauerhaft mit den Arbeiten von hochkarätigen, international bekannten Künstlern besetzt.

Die Wanderwege sind Teil des Projektes „Erlebnis Industriekultur“, das sich mit ausgeschilderten Routen den zahlreichen anschaulichen Spuren der Textil-, Werkzeug- und Schneidwarenindustrie widmet. Mit www.erlebnis-industriekultur.de ist eine schnelle Orientierung über die Vielfalt der Angebote gegeben, was ab Mai diesen Jahres auch an eigens dafür eingerichteten Infopunkten möglich ist.Aufwertung der Innenstädte

Die Städte selber qualifizieren durch eigene Projekte Teile ihrer Innenstädte:Remscheid plant rund um den alten Hauptbahnhof ein Stück neuer Innenstadt. Eine Bahntrasse wird zu einem erlebnisreichen Weg, der die Unternehmensgeschichte der Stadt aufarbeitet (Entwürfe: Kalhöfer-Korschildgen, Köln). Solingen hat mit der Sanierung der südlichen Innenstadt eine filigrane Stadtentwicklungsmaßnahme bis zum Mai 2006 beendet – hier führt die Korkenziehertrasse (Entwürfe: Planergruppe Oberhausen) als sich schlängelnder langer Park durch die Stadt. Und Wuppertal qualifiziert mit einzelnen Maßnahmen das Grün in der Talachse: Wupperstrände und –balkone (Entwürfe Davids, Terfrüchte und Partner, Essen), neu gestaltete Parkanlagen auf den Anhöhen und die Erweiterung des Zoos (Rohde-Can Architekten und Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden) mit der Gestaltung der stillgelegten „Samba“-Bahntrasse gehören dazu. Henry Beierlorzer ist Geschäftsführer der Regionale 2006; Anette Kolkau leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der RegionaleDie Bergische Expo `06 

Mit einer kraftvollen Veranstaltungsreihe wird sich das Bergische Städtedreieck im Abschlussjahr der Regionale 2006 präsentieren. Termine im Mai/Juni (Auszug):

6. Mai: Eröffnung des Forum Produktdesign in Solingen
6. Mai bis 3. Juni: Bergische Biennale für Neue Musik – Konzerte an den Orten der Arbeit
7. Mai: Brückenzauber I. Der Brückenpark Müngsten wird eingeweiht.
19. Mai: „Starke Marken“. Ausstellung im Klingenmuseum und der historischen Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen
20. Mai: Eröffnung der Industriekultur-Wanderwege
2. Juni: „In Strömen“ und „1000wassertal“. Kunstausstellungen an Eschbach und Wupper
20. August: Brückenzauber II. Konzerttag unter der Müngstener Brücke

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