2. „DenkMalStadt!“-Veranstaltung der Initiative StadtBauKultur in Lemgo

„DenkMalStadt!“-Veranstaltung: Bauen heißt Weiterbauen!

Neues Bauen in historischer Umgebung führt nicht selten zu kontroversen Diskussionen - in der Fachwelt wie der Öffentlichkeit. Wann ist der Dialog zwischen dem baulichen Erbe und der Gegenwartsarchitektur spannungsvoll und doch dem Bürger verständlich, wann provoziert er Ablehnung? Was ist in einer historisch geprägten Umgebung „richtig“ und welche Wege führen dorthin? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmer der zweiten „DenkMalStadt!“-Veranstaltung, die am 13. April unter dem Titel „Die historische Stadt weiterbauen: Neues bauen im Stadtbild“ in Lemgo stattfand.

12. Mai 2005von Tina Gaspard

„Bauen ist immer Weiterbauen - es gibt kein Bauen ohne Beziehung zur Geschichte!“ Mit dieser These führte der Hamburger Architekturkritiker Prof. Gert Kähler kenntnisreich in das Thema des Abends ein. Neue Gebäude bezögen sich immer auf etwas bereits Vorhandenes. Selbst wenn sie vollkommen anders als in der Vergangenheit gebaut würden, offenbare sich gerade darin der Geschichtsbezug, so Kähler. Bei der Umnutzung alter Gebäude bliebe die Verbindung zur früheren Nutzung ablesbar; bei einem Anbau werde das Bauen geradezu zu einer öffentlichen Stellungnahme.

Für einen planerischen Irrweg hielt Prof. Kähler in vielen Fällen die Rekonstruktion: „Warum soll man wie früher bauen? Hat das Alte Qualität, nur weil es alt ist?“ Die richtige Lösung, so die Überzeugung Kählers, sei ein zeitgemäßes, ortsbezogenes Bauen, das sensibel auf das Vorhandene Bezug nehme. 

Fortentwicklung des historischen Stadtbildes 

Anschauliche Beispiele dafür, wie ein solches „ortsbezogenes“ Bauen aussehen kann, lieferte die Leiterin des Planungsamtes von Lemgo, Almut Schmersahl, und der Planungsamtleiter der Stadt Stendal, Axel Achilles, in der vergleichbare Bauaufgaben zu bewältigen sind.

„Das Interesse am Erhalt der historischen, vom Stil der Backsteingotik geprägten Altstadt in Stendal war kurz nach der Wende 1989/90 aufgrund hoher Realisierungskosten und anders gelagerter Bürgerinteressen nur sehr gering“, beschrieb Achilles die schwierige Ausgangssituation.

Dass die Synthese zwischen der Bewahrung des Historischen und der Hinwendung zum Neuzeitlichen in der Stendaler Altstadt am Ende doch gelungen sei, sei vor allem einem strategischen Ansatz zu verdanken, den die Stadt Anfang der 90er Jahre wählte. „Zum Leidwesen vieler Bauherren“ habe man die Bauaktivitäten über die Festlegung von Erhaltungs-, Gestaltungs- und Sanierungssatzungen gelenkt. Ergänzend seien Fassadenwettbewerbe und Architektur-Workshops veranstaltet worden, um neue Ideen zu sammeln und in einen engen Dialog mit den Stendaler Bürgern zu treten. 

Der Lemgoer Weg 

Die Weserrenaissance-Stadt Lemgo stellte in den 70er Jahren einen Stadterneuerungsplan auf, der eine behutsame Sanierung der Altstadt vorsah. Die Leiterin des Lemgoer Planungsamtes, Almut Schmersahl, betonte, die Stadt hebe bei ihren Bemühungen um Baukultur und Denkmalpflege insbesondere auf die verantwortlich handelnden Personen ab. Am Beispiel der Sanierung des städtischen Museums Hexenbürgermeisterhaus beschrieb Schmersahl den zwar aufwändigen, aber erfolgreichen Abstimmungsprozess zwischen den Interessen der Bauhistoriker, der Museumsfachleute, der Denkmalbehörde, der Bauwirtschaft und des Hochbauamts.

Um für Bauaufgabe und städtebauliche Situation die ideale Lösung zu finden, eigne sich hervorragend der Architektenwettbewerb, betonte Schmersahl. Lemgo habe in 20 Jahren 18 Wettbewerbe durchgeführt, von denen 15 Bauprojekte mit dem 1. Preisträger realisiert worden seien. 

Die nächsten „DenkMalStadt!“-Termine:  

22. Juni: Münster / Wroclaw/Breslau 
Die historische Stadt weiterbauen II: Neue Maßstäbe im Stadtgrundriss  

24. August: Siegen / Leeds Umnutzung als Impuls für die Stadtentwicklung  

Terminliste: www.stadtbaukultur.nrw.de

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