Was wollen die Düsseldorfer Bürger? – Diskussion zum Kö-Bogen im Haus der Architekten

Diskussion zum Kö-Bogen: Stadtplanung mit Mut zur Vielfalt

Die Diskussion ist möglicherweise die letzte, auch ästhetische Waffe gegen die flächendeckende Dominanz des Mittelmaßes. - Das könnte das Fazit des Forum Kö-Bogen sein. 150 Bürgerinnen und Bürger folgten am 14. August der Einladung zur Informationsveranstaltung des Forum Kö-Bogen in das Haus der Architekten. Ihnen präsentierten die Diskutanten Dr. Wulff Aengevelt, Prof. em. Ernst Kasper, Jochen Kuhn, Bruno Braun, Prof. Ursula Ringleben und Eduard Brunner nicht eine Gegenkultur, wohl aber eine Architektur der Differenz.

15. August 2007von Jörg Meyer-Hesseln

Kleinmütig sei der Ansatz, mit den Grundstücksverkäufen die Verkehrslösung zu finanzieren, meinte Moderator Bruno Braun, Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in Düsseldorf. Wie so häufig dürfe das, was die Politik fordere, nichts kosten und müsse zudem Eitelkeiten befriedigen. „Jeder Bürgermeister gerät in Wallung, wenn er einen Baukran im Zentrum sieht“, warnte Prof. Ernst Kasper. Um das Potenzial dieses Areals richtig zu nutzen, sei eine Schlüsselinvestition, ein Fanal der Stadt erforderlich.                   

Wo sind die Bauten mit herausragender Architektur, die dem Kö-Bogen die nötige Schubkraft geben? Was macht die Erschließung durch den öffentlichen Personennahverkehr? Zentrale Fragen, die viele der mitdiskutierenden Bürger unbeantwortet sahen. Das gilt auch für Entwicklungsaufgaben, die in enger Verbindung mit der Bebauung stehen. Muss der Tausendfüßler abgerissen werden, damit das neue Areal mit der übrigen Stadt zusammenwachsen kann? Und wenn das Nordende der „Kö“ umgestaltet und aufgewertet werden kann, sollten dann auch die dorthin führenden Straßen und weitere wichtige innerstädtische Straßen eine gestalterische und funktionelle Aufwertung erfahren? 

Düsseldorfs geschichtsträchtigste Grundstücksreserve verlangt den Mut zur wegweisenden Gestaltung. Dieser müsse auch gegen Widerstände durchgesetzt werden. Ernst Kasper brachte dies auf den Nenner „Architektur und Kunst kann man nicht demokratisieren!“ Das Pferd werde von hinten aufgezäumt, wenn ein Investor entscheiden dürfe, was gebaut werden soll. Fatalerweise sei es natürlich so, dass die Entscheidung für die Trinkhaus Bank auch die künftige Nutzung bestimme. Angesichts eines Leerstands von rund 600.000 m² Bürofläche in Düsseldorf, so Dr. Aengevelt, seien aber intelligentere Konzepte gefordert.                 

Konzepte fehlen noch woanders: Architektur, die zur Visitenkarte für Düsseldorfs Entree taugt, vermissten alle Diskutanten an den bisherigen Entwürfen. Als untauglich wurde der Fassadenwettbewerb gebrandmarkt. Das Bauvorhaben müsse vielmehr die städtebauliche Situation berücksichtigen. Auch müsse ein Nutzungs- und Volumenkonzept unter Beteiligung der Bürger entwickelt werden. Gerade auf Grund der Nähe zur Königsallee biete sich eine kulturelle Nutzung, etwa in Form eines Literaturhauses, an. Und schließlich stelle sich auf die Frage: Wie weit darf Bebauung in das bestehende Stadtbild eingreifen? Wie weit muss sie auf historische Strukturen Rücksicht nehmen?                 

Die Bedeutung des Projektes erfordere eine öffentliche Diskussion, an der sich die klügsten Köpfe der Stadt beteiligen sollten, darin waren sich alle Diskutanten einig. Die Lösungen, die gefunden werden müssen, werden das Bild Düsseldorfs und des Imageträgers, der Königsallee, für viele Jahrzehnte prägen. Kleinmut, gepaart mit Haushaltszwängen, dürfe nicht zu drittklassigen Ergebnissen führen. Der Frust verpasster Gelegenheiten sollte den nachfolgenden Generationen erspart bleiben.

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