AKNW führt die Initiative "1000 Baulücken in NRW" mit lokalen Veranstaltungen fort

Duisburg: Diskussion zum Wettbewerb „pro Stadt - contra Lücke“

Wie kann die Duisburger City aufgewertet werden, was können wir tun, um Baulücken und untergenutzte Grundstücke im Sinne der Attraktivitätssteigerung der Innenstadt zu aktivieren? - Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Diskussion „Perspektiven für ein schöneres Duis­burg“, mit der die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen den Ideenwettbe­werb „pro Stadt - contra Lücke“ am 15. Juli in Duisburg präsentierte und zu einem öffentlichen Diskurs einlud.

27. Juli 2004von Christof Rose ros

 „Der Wettbewerb der Architektenkammer ist bei uns in Duisburg auf eine erstaunlich große Resonanz getroffen“, konstatierte Rolf Kiesendahl, der Redaktionsleiter der WAZ Duisburg. Als Moderator des Abends wies er darauf hin, dass es in Duisburg eine Vielzahl ungenutzter Grundstücke in City-Lage gebe. „Ich glaube, der Ideenwettbewerb zum Thema Baulücken hat einen Bedarf und eine Stimmung in der Duisburger Bevölkerung getroffen“, so Kiesendahl. Es sei die Frage zu stellen, warum Baulücken eine so erstaunlich lange Lebensdauer aufwiesen.

AKNW-Vizepräsident Alfred Schlüter verwies auf die kurzfristigen Interessen von Investoren. „Im Bereich der Gewerbe- und Büroimmobilien gibt es gegenwärtig eine sehr zeitnahe Marktbeobachtung durch die Investoren. Wenn hier Probleme auftauchen, etwa mit Grundstückseigentümern oder im Nachbarschaftsrecht, springen mögliche Interessenten schnell wieder ab.“

Eine Beobachtung, die Hans-Dieter Collinet vom NRW-Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport, unterstützen konnte: Die Existenz von Baulücken sei in erster Linie eine Erscheinung des Marktes. „Wo von alleine nichts wächst, bringt es auch wenig, über künstliche Implantate nachzudenken“, warnte Collinet vor überzogenen Erwartungen. Wichtig sei, bewusst über jede einzelne Lücke zu sprechen und nach individuellen Lösungen zu suchen, „die vielleicht auch nur temporär angelegt sind“.

Jürgen Dressler, Dezernent für Stadtentwicklung in Duisburg, forderte den „Mut zur Lücke“. Er mahnte ein größeres Selbstbewusstsein an; Duisburg habe städtebauliche Stärken, etwa mit dem Innenhafen, mit „tollen Siedlungen“ und einer „hochattraktiven Industriekulisse“, die es zu nutzen gelte. Ein zentrales Problem stelle in Duisburg der Abfluss von Kaufkraft dar. Ganze Bevölkerungsgruppen, die für die Stadtentwicklung von großer Bedeutung seien, zögen an den Niederrhein und trügen ihr Geld zum Einkaufen in die Nachbarstädte. „Und ich stehe allein hier und muss eine kostenintensive Infrastruktur vorhalten“, spitzte der Planungsdezernent die Problemlage zu.

Auch der Vorsitzende des Gestaltungsbeirates Duisburg, Architekt Peter Poelzig, betrachtete die Aufwertung der Innenstadt als „langen, mühseligen Prozess, bei dem wir alle gefordert sind“. Poelzig plädierte dafür, einige Baulücken und brachfallende Grundstücke beispielhaft mit hochwertigen Nutzungen zu bebauen, um Impulse für die Stadt zu setzen. Ein Ansatz, den Georg Jachmich, Geschäftsführer von „haus und grund“ in Duisburg, prinzipiell guthieß. Seiner Meinung nach müsse Duisburg vor allem an seinem Image arbeiten. „Wir müssen Multiplikatoren für Duisburg begeistern, dann wird es uns auch in stärkerem Maße als bislang gelingen, Investoren anzulocken“, so Jachmich. 

Ein Beispiel, wie mühsam, aber letztlich auch erfolgreich die Umsetzung eines gutes Planungskonzeptes sein kann, gab der Duisburger Architekt Peter Rasbach. Er hatte vor zwölf Jahren ein Grundstück am Ostausgang des Hauptbahnhofs entdeckt und ein Nutzungskonzept entwickelt. - Baubeginn war im vergangenen Jahr.„Der Leidensdruck muss wohl erst groß genug werden, um gute Absichten in konkrete Aktionen münden zu lassen“, meinte Ernst Herbstreit, der als Vorstandsmitglied der Architektenkammer der Jury zum Duisburger Ideenwettbewerb vorgesessen hatte. Nach seinem Eindruck kommt die Baulücken-Initiative gerade zur rechten Zeit: „Die Baulücken-Problematik gehört zwingend in die aktuelle Diskussion um den Stadtumbau West!“ Weitere Diskussionsveranstaltungen... 

...im Rahmen der Initiative „1000 Baulücken in NRW“:

30.09.: Aachen

07.10.: Köln

04.11.: Essen

15.11.: Dortmund 

Info und Programme unter www.1000-bauluecken.de 

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