Mit der Ausstellung im Baukunstarchiv NRW wird das umfangreiche architektonische Lebenswerk von Harald Deilmann erst-mals einer breiten Öffentlichkeit in einer Ausstellung vorgestellt. Foto: Detlef Podehl

„Ein Vollblutarchitekt wie kein zweiter!“

Der Münsteraner Architekt Harald Deilmann (1920 – 2008) prägte mit seinen Bauten die Nachkriegsarchitektur in Deutschland. Aus Anlass seines 100. Geburtstags widmen ihm das Baukunstarchiv NRW und das Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der LWL-Kulturstiftung, der Andreas Deilmann Familienstiftung, der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und der Technischen Universität Dortmund eine besondere Werkschau: „Harald Deilmann – Lebendige Architektur“ (27.08. – 07.11.2021).

27. August 2021von Christof Rose

Zur Eröffnung der Schau am 26. August im Lichthof des Baukunstarchivs NRW berichtete Kurator Stefan Rethfeld, der  Nachlass Harald Deilmanns umfasst nahezu fünf Jahrzehnte und biete auch eine Fülle persönlichen Begleitmaterials, von Tagebüchern über Skizzen und Aquarelle bis hin zu einer umfassenden privaten Korrespondenz. „Harald Deilmann war ein Vollblutarchitekt wie kein zweiter, der unglaublich produktiv war.“

Mit der Ausstellung im Baukunstarchiv NRW wird das umfangreiche architektonische Lebenswerk von Harald Deilmann erstmals einer breiten Öffentlichkeit in einer Ausstellung vorgestellt. „Harald Deilmann war zweifellos einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit in unserem Bundesland“, erklärte Ernst Uhing, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und Vorstandsvorsitzende der Baukunstarchiv NRW gGmbH, in seinem Grußwort zur Vernissage. „Sein Wirken als Architekt und Stadtplaner, als langjähriger Hochschullehrer, als Preisrichter, Berater und Kunstförderer war ungemein vielfältig und prägend für die nachfolgenden Generationen.“

Zu den bekanntesten Bauwerken von Deilmann zählen das Stadttheater Münster (1956, mit M. von Hausen, O. Rave und W. Ruhnau), die Kurklinik Bad Salzuflen (1957), die WestLotto-Bauten in Münster (1960, 1978), das Clemens-Sels-Museum Neuss (1975); außerdem die markanten Bauten der Westdeutschen Landesbank in Münster (1975), Dortmund (1978), Luxemburg (1978) und Düsseldorf (1982) sowie der Rheinturm in Düsseldorf (1982). Seine Schulbauten in Dorsten und Lemgo sowie die John F. Kennedy-Schule in Berlin setzten in den 1960er Jahren neue Maßstäbe im Bildungsbau. Mit seinen Rathäusern in Gronau und Minden erprobte Harald Deilmann in den 1970er-Jahren urbane Nutzungskonzepte. Die Frage des Wohnens erforschte er grundlegend und entwarf neuartige Wohnformen. „Harald Deilmann brachte internationale Entwicklungen sehr früh nach Deutschland“, erläuterte Kurator Stefan Rethfeld, der den Nachlass Harald Deilmann mit 1700 Einzelobjekten intensiv erforscht hat. „Ob Wohn-, Arbeits- oder Bildungsfragen - viele Deilmann-Ideen der 1960er und 1970er-Jahre sind heute wieder aktuell.“

Der Nachlass des Architekten Harald Deilmann ist der umfangreichste in der Sammlung des Baukunstarchivs NRW. Die Ausstellung im Lichthof des Baukunstarchivs stellt – nach Bauaufgaben gegliedert – zentrale Projekte vor, die in szenografisch entwickelten Rahmenbauten präsentiert werden und die wiederum in ihrer Gesamtheit eine lebendige „Deilmann-Stadt“ bilden. Ebenso würdigt ein biographischer Teil die Person Harald Deilmann und veranschaulicht die verschiedenen Lebensstationen mit persönlichen Dokumenten und Gegenständen aus dem Nachlass. Thematisiert wird auch die Frage nach dem heutigen Umgang mit seinem Werk: Einzelne Deilmann-Bauten stehen bereits unter Denkmalschutz oder werden saniert; andere wurden abgerissen; wieder andere harren noch ihrer Wiederentdeckung.

„Diese Ausstellung kommt zur rechten Zeit, denn wir müssen uns gegenwärtig intensiv mit den Bauwerken der Nachkriegsarchitektur auseinandersetzen“, unterstrich die nordrhein-westfälische Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, Ina Scharrenbach, zur Eröffnung der Ausstellung. Für die LWL-Kulturstiftung hob Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger die Bedeutung der Architekturforschung hervor. „Um die nahe Vergangenheit richtig einordnen zu können, bedarf es einer intensiven wissenschaftlichen Auseinandersetzung und öffentlichen Bewusstseinsbildung“, so die Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe,. „Dazu trägt diese Ausstellung in besonderer Weise bei.“  


„Harald Deilmann – Lebendige Architektur“

Laufzeit: 27.08. – 07.11.2021
Ausstellungsort: Baukunstarchiv NRW, Ostwall 7, 44135 Dortmund

Ausstellungskonzept: Stefan Rethfeld, Münster; Ursula Kleefisch-Jobst, Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen
Kurator: Stefan Rethfeld, Münster
Projektleitung: Ursula Kleefisch-Jobst, Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen
Ausstellungsinszenierung: Martin Sinken, sinken architekten, Köln
Ausstellungsgrafik: Matthias und Jule Steffen, Kikkerbillen – Büro für Gestaltung, Köln
Produktion und Aufbau Ausstellungsarchitektur: design-bauwerk, Köln

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog in der Reihe „Baukunstarchiv NRW“ im Verlag Kettler, Dortmund, erschienen. Preis: 42,00 Euro.

      

 

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