Über 300 Besucher auf Fachforum der AKNW im Rahmen der DEUBAU

Fachforum der AKNW: "Kosten, Termine, Wirtschaftlichkeit"

Mehr als 300 Besucher kamen am 16. Januar in die Galeria der Messe Essen, um am Fachforum der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zum Thema „Bauen im Bestand – Kosten, Termine, Wirtschaftlichkeit“ teilzunehmen. Das Bauen im Bestand biete für Architekten und Ingenieure eine große Chance, so Hans-Ulrich Ruf, Hauptgeschäftsführer der AKNW. Doch Umbauten, Modernisierungen und Instandsetzungen seien komplexe Aufgaben mit enormen Risiken, die sich in erster Linie auf die Kosten und die Termine dieser Projekte auswirkten. „Wir werden deshalb bei diesem Forum die harten Fakten der Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund stellen, um für die praktische Arbeit Anregungen zu vermitteln.“

12. Februar 2004von Nicole Böhle

Auch wenn bei Bestandsmaßnahmen Unwägbarkeiten wesensbestimmend und üblich seien, erwarteten Bauherren von Architekten und Ingenieuren zu Recht eine optimale Organisation und wirtschaftliche Abwicklung des Bauprojekts, unterstrich Hans-Ulrich Ruf bei seiner Einführung in das Thema. Die Bedeutung des Planens und Bauens im Bestand unterstrich Ruf mit eindrucksvollen Zahlen: Die Bundesregierung rechne mit einem möglichen Investitionsvolumen im Gebäudebestand von etwa 200 Milliarden Euro jährlich. Dieser Bereich stelle für die gesamte Bauwirtschaft ein enormes Potenzial dar. Voraussetzung sei aber, dass der Erneuerungsbedarf in unseren Städten in konkrete Baumaßnahmen umgesetzt werde.

Kostenermittlung

Mit der Frage, welche Besonderheiten bei Kostenermittlungen im Bestand zu berücksichtigen sind, beschäftigte sich Edgar Krings. "Die Komplexität des Bauens im Bestand ist den Bauherren oft nicht klar", so der Architekt aus Aachen. Eindringlich empfahl Krings, früh mit dem Bauherrn über die Baukosten zu sprechen. Vor allem die planerischen Voraussetzungen gelte es zu klären, damit man überhaupt erst Kosten von Bestandsmaßnahmen ermitteln könne. Eine ausführliche Begehung und eine technische Bestandsaufnahme seien als Vorarbeit unverzichtbar. Krings empfahl, Kostenermittlungen in jedem Fall nach der Bauelement-Methode aufzustellen.

Kostendaten

Wie finde ich Daten? Wie bewerte ich Daten? Wie wende ich Daten an? - Auf diese Fragen ging Ewald Riering, Architekt und Geschäftsführer des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern (BKI), in seinem Referat über Kostendaten von Baumaßnahmen im Bestand näher ein. Das BKI, das vor acht Jahren von den 16 Länderarchitektenkammern gegründet wurde, biete auch für Bestandsmaßnahmen qualifizierte Kostendaten an. Mit Hilfe des EDV-Programms "Kostenplaner" zeigte Riering, wie die Kostenkennwerte des BKI bei Kostenermittlungen angewendet werden. Zur Gliederungstiefe einer Kostenberechnung empfahl Riering, mindestens die dritte Ebene nach DIN 276 zu ermitteln.

Ablauforganisation

Der Termin- und Ablauforganisation beim Bauen im Bestand widmete sich Ulrich Tillmann, Bauingenieur aus Dortmund und Geschäftsführer der Assmann Planen und Beraten GmbH. Die Jahrhunderthalle in Bochum, das Westfalenstadion in Dortmund und das Klinikum Ludwigshafen waren einige Objektbeispiele, anhand derer Tillmann deutlich machte, dass bei Bestandsmaßnahmen besondere Bedingungen herrschten, die sich auf den Zeitbedarf und die Abläufe auswirkten. Auch Tillmann betonte, dass eine umfangreiche Bestandsanalyse unverzichtbar sei – ebenso wie die Beteiligung von Fachplanern und Gutachtern. Insofern sei der Mehraufwand bei Bauten im Bestand in allen Leistungsphasen der HOAI nicht zu unterschätzen.

Wirtschaftlichkeit

Mit Wirtschaftlichkeitsfragen bei Bestandsmaßnahmen befasste sich der letzte Referent des Fachforums, Prof. Wolfdietrich Kalusche, Architekt und Hochschullehrer an der Technischen Universität Cottbus. In der derzeitigen Marktsituation habe für Eigentümer von Immobilien die Wirtschaftlichkeit ihrer Bauten eine noch größere Bedeutung als bisher. "Die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie lässt sich nur durch den Vergleich von Varianten beurteilen", so Kalusche. Er spannte den Bogen von der Instandhaltung, der Sanierung, der Modernisierung, dem Umbau und der Erweiterung bis hin zum Abbruch und der Beseitigung des Gebäudes. Er warnte davor, die erforderliche Instandhaltung längere Zeit zu vernachlässigen oder gar zu unterlassen. Dies führe bei späteren Sanierungen unweigerlich zu höheren Kosten.

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