Architektenforum der AKNW auf der FARBE 2005 über "Projekte und Perspektiven"

Farbige Fassaden - kein Verbrechen!

Die Architektur ist in den letzten Jahren nicht nur vielfältiger geworden, sondern auch bunter. Investoren und Architekten akzentuieren Gebäude mit leuchtenden Farben oder nutzen Farbe gezielt, um Fassaden zu strukturieren oder Funktionsbereiche zu kennzeichnen. Die AK NW griff das Thema in einem Architektenforum auf der „Farbe 2005“ in Köln auf.

14. April 2005von Christof Rose

Die Architektur ist in den letzten Jahren nicht nur vielfältiger geworden, sondern auch bunter. Investoren und Architekten akzentuieren Gebäude mit leuchtenden Farben oder nutzen Farbe gezielt, um Fassaden zu strukturieren oder Funktionsbereiche von Gebäuden zu kennzeichnen. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen griff das aktuelle Thema im Rahmen der Fachmesse „Farbe 2005“ in Köln auf und lud am 8. April zu einem Architektenforum auf die Messe ein. Über 350 Architekten und Innenarchitekten diskutierten über „Architektur und Farbe - Projekte und Perspektiven“.„Farbe ist ein ungeheuer kraftvolles Ausdrucksmittel, das man sehr bewusst und sehr vorsichtig einsetzen muss.“ Prof. Matthias Sauerbruch zeigte sich in seinem Vortrag - bei aller Vorsicht - als engagierter Verfechter eines mutigen Farbeinsatzes in der Architektur. Sauerbruch räumte ein, dass viele Architekten noch immer Farbe als Mittel des Verbergens oder Verhübschens einstuften - „Farbe und Verbrechen gehen da schnell Hand in Hand“, formulierte der Berliner Architekt in Anlehnung an Adolf Loos. Die Prinzipien der Weißen Moderne seien aber vielfach zu einem Klischee verkommen, das immer gleiche, öde Betonburgen produziert hätte. 

Er dagegen sei der Auffassung, dass Farbe die natürliche Bildhaftigkeit von Architektur unterstreichen könne. „Und Bildhaftigkeit ist nun einmal ein fester Bestandteil unser Kultur. Damit muss man umgehen“, so Sauerbruch, der mit Beispielen seines Büros sauerbruch hutton architekten dann eindrucksvolle Belege für diese Haltung vorstellte. Die Wahl der Farbgestaltung erfolge dabei letzten Endes immer „aus dem Bauch heraus“.Eine Aussage, die Prof. Klaus Palm, der Ehrenvorsitzende des Deutschen Farbenzentrums in Berlin, nur unterstreichen konnte. „Farbe ist in jeder Hinsicht eine höchst subjektive Angelegenheit“, betonte Palm. Ihre Wahrnehmung sei abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, von der Physis über die Psyche bis hin zur Sozialisation eines Menschen. Es könne deshalb niemals entschieden werden, welche Farbe die objektiv Richtige für eine bestimmte Aufgabe sei.

In der Architektur könne man Zyklen der Farbtrends von etwa sieben Jahren ausmachen: den Violett- und Rosatönen zu Beginn der 90er Jahre sei das grüne Farbspektrum gefolgt, das gegenwärtig wiederum von Gelb und Ocker abgelöst werde - „mit Trend zu mehr Rotanteilen“.Der Psychologe Dr. Riklef Rambow aus Cottbus verwies darauf, dass Farben vornehmlich unbewusst wahrgenommen würden. „In unseren Befragungen finden wir kaum jemanden, der sagen könnte, welche Farbe ein bestimmtes Haus hat“, konstatierte Rambow. „Straßenzüge werden als grau, grün oder bunt wahrgenommen - wobei letzteres auch als störend empfunden werden kann.“

Farbige Fassaden würden dann positiv beurteilt, wenn sie „eine mittlere Komplexität aufweisen“. Dies erreiche man durch den Einsatz von Farbabstufungen, durch Dynamik und Veränderungen, durch „Vielfalt in der Einheitlichkeit“. Ein gutes Beispiel dafür sei das GSW-Gebäude von sauerbruch hutton in Berlin.

Die Statements in der abschließenden Diskussion bestätigten, was AKNW-Vizepräsident Michael Arns in seiner Einführung erklärt hatte: Der Einsatz von Farbe in der Architektur sei eine Chance und zugleich eine große Herausforderung. „Der müssen wir uns sehr bewusst und mit großer Verantwortung stellen.“

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