Förderprojekt Gemeinde Hiddenhausen

Förderprojekt "Jung kauft alt"

Die rund 21 000 Einwohner große Gemeinde Hiddenhausen in Ostwestfalen beabsichtigt, die Nutzung des Altbaubestandes durch junge Familien zu fördern. Den absehbaren Folgen des demografischen Wandels, insbesondere dem drohenden Leerstand von Wohnimmobilien im Bestand, soll so entgegengewirkt werden. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat das Projekt ausdrücklich begrüßt.

05. Juli 2007von sü

Die Gemeinde hat in der Vergangenheit neue Anwohner vor allem durch die Ausweisung von Neubaugebieten an den Ort gebunden. Dies wird in Zukunft kein Königsweg mehr sein. Prognosen weisen auch für Hiddenhausen eine schrumpfende Bevölkerung aus. Durch eine Analyse der örtlichen Altersstruktur wurde deutlich, dass in nicht allzu ferner Zeit ein beachtlicher Anteil an Altimmobilien auf den Markt kommen wird. Indikator ist hier der Anteil alleinstehender älterer Menschen in eigener Wohnung oder eigenem Haus.

Hiddenhausen hat einen anderen Weg gesucht

Durch Reduzierung der Planungstätigkeit für Neubauflächen hätte die Gemeinde den Markt  „verengen“ können, um den Blick auf den Altbau-Bestand zu lenken. Angesichts der kommunalen Konkurrenz - die benachbarte Stadt Herford legt gerade ein beachtliches Programm für Neubaugebiete auf - würde das jedoch nicht ausreichen, junge Familien am Ort zu halten und den Altbaubestand vor Leerständen zu bewahren.

Hiddenhausen hat daher einen anderen Weg gesucht. Anfang 2007 wurde eine Expertenrunde aus Banken, Sparkasse, Maklern, Wohnbaugesellschaften, Planern und Architekten zusammengerufen, um Möglichkeiten der Förderung zu erörtern. Dabei wurde deutlich, dass ein zentrales Problem bei der Vermarktung bzw. Wiedernutzung von Altbauten die Einschätzung des Sanierungsaufwandes ist. Im Gegensatz zu Neubauten fehlt es den Bauherrn hier an fundierten Grundlagen für die Finanzierung. Viele Bauherren scheuen aufgrund der Kosten davor zurück, Fachleute einzuschalten, und lassen den Gedanken an den Erwerb einer Altimmobilie gleich wieder fallen. Sowohl hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten als auch der zu erwartenden Baukosten erscheinen ihnen Neubauten transparenter.

Gemeinde fördert Erstellung von Altbau-Gutachten

Hier setzt das beabsichtigte Förderprogramm der Gemeinde an: Um die Nutzungsmöglichkeiten und die damit verbundenen Umbau- und Sanierungskosten von Altimmobilien fachkundig abschätzen zu lassen, fördert die Gemeinde die Erstellung eines Altbau-Gutachtens (Ortsbegehung, Bestandsaufnahme, Modernisierungsempfehlungen, Kostenschätzung) einmalig mit einem Sockelbetrag von 900 €, der je nach Kinderanzahl bis auf maximal 1.800 € anwachsen kann (300 € für jedes Kind).

Voraussetzung ist lediglich das Einverständnis des Eigentümers, der Nachweis der Fachkunde des Gutachters durch die Mitgliedschaft in der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen oder einer anderen deutschen Architektenkammer und die Weitergabe des Gutachtens an die Gemeinde zum Zweck der Veröffentlichung und zur Schaffung eines „Altbau-Zustandskatasters“. Die Gemeinde vermeidet so, dass eine Immobilie mehrfach begutachtet und gefördert wird.

Altbau-Käufer erhalten Zuschüsse

Darüber hinaus ist beabsichtigt, den Altbauerwerb auf die Dauer von acht Jahren mit einem jährlichen Grundbetrag von 600 € und 300 € für jedes Kind (bei Geburten innerhalb des Förderzeitraumes erhöht sich der Förderbetrag im Sinne eines „Altbau-Kindergeldes“) zu bezuschussen.

Die Gemeinde Hiddenhausen lädt alle Architekten der Region ein, für das Förderprogramm „Jung kauft alt“ zu werben. Sie möchte das Programm nicht allein betreiben, sondern sieht sich als Vorreiter für andere Kommunen.

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