Hands-on: Lehmbauprojekt in Thailand
Eine Gruppe von 16 Absolventinnen und Absolventen von Architekturstudiengängen aus NRW sowie einigen Studierenden und Junior-Kammermitgliedern ist vom 11. Januar bis zum 24. Februar im thailändischen Ort Mae Sot, um dort in Kooperation mit örtlichen Fachkräften ein Schulgebäude zu planen und zu errichten. Gebaut wird mit örtlichen Materialien wie selbstgeformten Ziegeln und Bambus. Das „Architectural Happening“ der Stiftung Deutscher Architekten dient dem fachlichen Austausch und der Persönlichkeitsbildung der Nachwuchs-Architekt*innen. Die Leitung obliegt dem aus Gelsenkirchen stammenden Architekten Jan Glasmeier, der mit seinem Büro „simple architecture“ schon verschiedene ähnliche Projekte in afrikanischen und asiatischen Ländern realisiert hat.
Jan Glasmeier, was erwartet die Gruppe der Stiftung Deutscher Architekten im thailändischen Mae Sot?
Es erwartet sie auf jeden Fall ein sehr intensives Projekt. Wir arbeiten mit einer Schule zusammen, die in jüngster Zeit einen hohen Zuspruch erfuhr durch neue Schüler, die aus Myanmar nach Thailand gekommen sind. Wir wollen zusammen vier Klassenräume bauen - unter dem Einsatz von Lehm, Bambus und Eukalyptus sowie recycelter Materialien. Das Projekt soll innerhalb der sechs Wochen, die wir vor Ort sind, komplett abgeschlossen werden. Wir sind jeden Tag auf der Baustelle, was für alle Beteiligten eine intensive und prägende Erfahrung sein wird.
Welche Vorkenntnisse mussten die Mitreisenden mitbringen?
Einige der jungen Leute haben schon Erfahrung mit Lehmbau oder dem Konstruieren mit Holz. Aber eigentlich braucht man keine Vorkenntnisse. Wir werden mit lokalen Arbeitern zusammenarbeiten. Lehmziegel zu produzieren, ist nicht kompliziert; mit Lehmputz zu arbeiten, ist schon deutlich anspruchsvoller.
Wie muss man sich den Kontakt mit den heimischen Arbeiterinnen und Arbeitern vorstellen?
Wir tauschen uns mit etwas Englisch aus - und ganz viel Zeichensprache. Viele der Studierenden werden auch nach der ersten oder zweiten Woche schon die Zahlen in Thai beherrschen. Man macht einfach das nach, was der andere macht - und so wird dort auf der Baustelle auch kommuniziert. Unser Hands-on-Projekt ist ein learning by doing. Man wird ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen und macht sich die Hände dreckig, vor allen Dingen mit dem Lehm. Man hat ganz viele Leute auf der Baustelle, es ist unheimlich viel los. Ich nenne das „Architecture Happening“.
Wir kooperieren vor Ort aber auch mit einer Universität und einer High-School. Es wird gemeinsame Workshops und Gespräche geben.
Was bewirkt ein solches Projekt - jenseits der inhaltlichen Erfahrung und des konkreten Lernens?
In den vorangegangenen Projekten habe ich immer die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmer*innen solcher Projekte nach Rückkehr noch sehr lange davon berichtet haben - weil die Erlebnisse einfach so anders sind im Vergleich zu dem, was man in der Lehre erlebt. An deutschen Hochschulen gibt es den Design-Build-Ansatz nur selten. Insofern ist es eine tolle Erfahrung, konkret etwas entstehen zu sehen. Darüber hinaus ist auch das Zwischenmenschliche, der Austausch und die Zusammenarbeit so intensiv, dass vielfach langjährige Freundschaften entstehen.
Die AKNW begleitet das Projekt mit einer kontinuierlichen Video-Berichterstattung auf ihren Instagram- und Facebook-Kanälen sowie unter www.stiftung-deutscher-architekten.de.
Teilen via