Holz - Baustoff des 21. Jahrhunderts?
Der Werkstoff Holz ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Blickpunkt von Architekten und Bauherren gerückt. Speiste sich der Trend anfangs vornehmlich aus dem Wunsch privater Bauherren nach naturverbundenen, ökologischen Materialien, so ist in jüngster Zeit der Aspekt des Klimaschutzes verstärkt in den Fokus gerückt. Das gilt zumindest für die politische Einschätzung. „Die Förderung der Holzverwendung und des modernen Holzbaus ist ein wichtiger Teil der Klimaschutzpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen“, erklärt Klimaschutzminister Johannes Remmel. In Gebäuden könne pro Kubikmeter verbauten Holzes etwa eine Tonne freies CO2 langfristig gebunden werden. „Bauen mit Holz ist also ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz“, meint der nordrhein-westfälische Umweltminister, der die Holzbauquote von derzeit noch unter neun Prozent in NRW gerne deutlich steigern will.
Ob im urbanen Umfeld oder in ländlichen Regionen, ob Neubau, Bauen im Bestand oder Modernisierung – zeitgemäße Holzbauweisen mit modernen Holzprodukten sind für eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten hervorragend geeignet. Der technische Fortschritt bei der Verarbeitung von Holzprodukten und neue, computergestützte Entwurfstechniken ermöglichen einen innovativen Einsatz des traditionellen Baustoffs Holz.
Wohnbau
Alle Arten von Holzhäusern, ob Reihenhaus, Gruppenbebauung oder freistehend, lassen sich handwerklich und in industrieller Vorfertigung einsetzen. Die Elemente werden vorgefertigt, auf die Baustelle transportiert und in wenigen Tagen montiert. Holzhäuser können sofort genutzt werden, da keine Trocknungszeiten anfallen. Im Innenausbau bietet Holz ein komfortables Wohnklima bei oft individueller Ästhetik.
Die Holzbauweisen im Wohnbau lassen sich in drei Gruppen einteilen. Zu den Massivbauweisen gehören der Blockbau, der Bohlenbau, die Brettstapelbauweise sowie Bausysteme aus verklebten oder mechanisch verbundenen Vollholztafeln (Brettlagenholz, Brettsperrholz). Die Skelettbauweisen haben sich aus dem traditionellen Fachwerkbau entwickelt. Der Rahmen- und Tafelbau sind dabei die am häufigsten eingesetzten Holzbausysteme.
Wohnwert mit Holz
Moderne Holzsystembauweisen eignen sich auch für den Geschossbau. Vorgefertigte Bauelemente – für die auch eine computergestützte Herstellung genutzt wird – lassen sich geschossweise schnell und passgenau montieren. Holz ist tragfähig, formstabil und lässt sich mit anderen Materialien kombinieren. Eine flexible Grundrissgestaltung ist durch die großen Spannweiten möglich. Intelligenter Bauteilaufbau und akustische Entkoppelung der Bauteile sorgen für optimalen Schallschutz.
Bald fünfgeschossiges Bauen mit Holz?
Die NRW-Ministerien für Bauen und für Klimaschutz überlegen derzeit, die Bauvorschriften für mehrgeschossiges Bauen zu novellieren und z. B. fünfgeschossiges Bauen mit Holz zu ermöglichen. Durch Bauteilkombinationen lassen sich sowohl die Anforderungen an die Baustoffe als auch an den Feuerwiderstand erfüllen. Holz lässt sich insgesamt gut im Verbund mit anderen Materialien einsetzen. Das geringe Eigengewicht von Holzkonstruktionen ermöglicht die Aufstockung auf bestehende Gebäude. So kann kosteneffizient Wohnraum geschaffen werden.Der Baustoff ermöglicht sehr große Spannweiten. Aus diesem Grund werden Flach-, Steil- oder Tonnendächer oft in Holzkonstruktionen ausgeführt. Darüber hinaus lassen sich Sonderkonstruktionen wie Brücken, Türme, Tribünenüberdachungen oder Freizeitbauten in Holzkonstruktionen realisieren. Für Wand- und Dachtragwerke großer Hallen eignen sich Holzkonstruktionen besonders wegen ihres geringen Eigengewichts und ihrer hohen Tragfähigkeit. Zum Einsatz kommt in erster Linie Brettschichtholz, mit dem große Spannweiten mit Bauteillängen bis zu 65 Metern freitragend ausgeführt werden können.
Nach Einschätzung von Thomas Pink (Petzinka Pink Architekten, Düsseldorf) ist Holz ein Hightech-Werkstoff. „Holz ist unübertroffen im konstruktiven Einsatz, mit einem extrem hohen und präzisen Vorfertigungsgrad“, meint der Architekt der NRW-Landesvertretung in Berlin - ein Bauwerk aus Holz, das als Vorzeige- und Forschungsobjekt des Holzbaus gilt.Vorteile des Holz-Baus
Technische Leistungsfähigkeit
Moderne Holzprodukte zeichnen sich durch große Leistungsfähigkeit aus, z. B. bezüglich des Schall- und Brandschutzes oder der Erdbebensicherheit. Gewährleistet wird dies durch Qualitätskennzeichen und internationale Produktstandards.
Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit
Rationelle Fertigungs- und Montageverfahren machen Holzbausystembauweisen flexibel und wirtschaftlich: bei der Errichtung dank kurzer Bauzeiten, während der Nutzung durch Energieeffizienz und nicht zuletzt bei Anpassung an individuelle Bedürfnisse durch einfachen Umbau.
Dauerhaftigkeit und Werthaltigkeit
Holzhäuser können viele hundert Jahre alt werden. Bei sachgemäßer Konstruktion bleiben sie auch äußerst wertbeständig.
Energieeffizienz
Aufgrund der relativ geringen Wärmeleitung von Holz lassen sich zusammen mit Wärmedämmstoffen Niedrigenergiestandards bis hin zum Passiv- oder Null-Energie-Haus umsetzen.
Ästhetik und Wohnqualität
Sichtbar verbautes Holz bietet einen hohen ästhetischen Wert. Hinzu kommt das angenehm empfundene Raumklima, das für einen hohen Wohnkomfort sorgt.
Umwelt- und Klimaschutz
Kein anderer Baustoff wird mit so niedrigem Energieeinsatz erzeugt, verarbeitet und genutzt. Wälder produzieren Sauerstoff und binden Kohlenstoff im Holz. Das Prinzip der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft.
(Auszug aus: „Holz für nachhaltiges Bauen und Modernisieren. Info für Architekten“, herausgegeben vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW.)Bauen mit Holz in NRW - Informationen für Architekten
Das Bauen mit Holz hat im Süden Deutschlands eine ausgeprägte Tradition. Schon seit Jahren liegt die Holzbauquote in Baden-Württemberg und Bayern (aber übrigens auch in Schleswig-Holtstein) bei über 20 %; der Bundesdurchschnitt beträgt ca. 15 %.
Auch in Nordrhein-Westfalen will man das Bauen mit Holz voran bringen. Am 1. Dezember 2011 nahm das neue „Landesclustermanagement Wald und Holz NRW“ seine Arbeit auf. Ziel des Clusters soll es sein, die Holzwirtschaft in NRW stärker zu positionieren, die beteiligten Akteure und Institutionen zu vernetzen und ein Leitbild für die Branche zu entwickeln. Das Cluster wird über das Land NRW gefördert. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW wird dem Cluster den organisatorischen Rahmen geben. Der Landesbetrieb hat Ende vergangenen Jahres bereits zwei aktuelle Broschüren für Architekten und Auftraggeber herausgegeben, die über das Bauen mit Holz informieren:
- „Holz für nachhaltiges Bauen und Modernisieren. Informationen für Architekten, Planer, Projektentwickler und Entscheidungsträger“
- „Holz - Baustoff mit Lebensqualität. Informationen für private, gewerbliche und kommunale Bauherren“
Die Broschüren stehen unter www.wald-und-holz.nrw.de zum Download bereit und können dort auch kostenlos bestellt werden.
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