Andreas Neumann ist als Lichtplaner tätig

Innenarchitekt Andreas Neumann ist als Lichtplaner tätig

In Zeiten, in denen viele Architekturbüros um ihre Existenz bangen müssen und das böse Wort von einer „Architektenschwemme" die Runde macht, wird es für viele Kollegen notwendig, den Blick über den Tellerrand des klassischen Berufsbildes hinaus zu richten. Andreas Neumann hat das getan. Der studierte Innenarchitekt hat nach reiflicher Überlegung „die Seiten gewechselt".

01. Oktober 1998von Christof Rose

In Zeiten, in denen viele Architekturbüros um ihre Existenz bangen müssen und das böse Wort von einer „Architektenschwemme" die Runde macht, wird es für viele Kollegen notwendig, den Blick über den Tellerrand des klassischen Berufsbildes hinaus zu richten. Andreas Neumann hat das getan. Der studierte Innenarchitekt hat nach reiflicher Überlegung „die Seiten gewechselt".Herr Neumann, Sie haben als Innenarchitekt an mehreren großen Bauvorhaben mitgearbeitet und an Wettbewerben teilgenommen. Heute arbeiten Sie im Vertrieb eines mittelständischen Industrieunternehmens, das Leuchten herstellt. Das klingt nach einem krassen Wechsel.

Das wird leider von vielen Kollegen so gesehen. Für mich war das aber eher ein fließender und - zu einem gewissen Grad - zwingender Übergang. Als Innenarchitekt habe ich mich intensiv mit der Beleuchtung von Architektur durch künstliches Licht beschäftigt, und dabei habe ich festgestellt, dass es eigentlich keine vernünftigen Leuchten gab. Entweder waren die Modelle schlichtweg unbrauchbar für meine Zwecke, oder sie waren für den Bauherrn nicht zu bezahlen. Und dagegen wollte ich gerne etwas tun.

Haben Sie den konkreten Vorsatz gefaßt, in die Leuchten-Industrie zu wechseln?

Ich habe zunächst mein Wissen in diesem Fachgebiet vertieft und zunehmend an der Schnittstelle zwischen LichtTechnik und Licht-Anwendung gearbeitet. Dann las ich zufällig ein Inserat meines jetzigen Arbeitgebers, der Kontakt zu Innenarchitekten suchte.

Wie sieht Ihre Tätigkeit heute aus?

Ich bin für eine konkrete Produktlinie zuständig, die sich „Lichtwerk" nennt und in der eine Serie von anspruchsvollen, qualitativ hochwertigen Leuchten angeboten wird. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt darin, auf Architekten und Innenarchitekten zuzugehen und mit ihnen in einer sehr frühen Phase eines Bauvorhabens mögliche Konzepte für die Beleuchtung des Objektes zu erarbeiten. Ich trete also nicht als „Verkäufer" auf, sondern bringe konzeptionelle Ideen in die Architekturbeleuchtung des Kollegen oder der Kollegin ein.

Trotzdem sind Sie ja an Ihre Produktlinie gebunden. Schränkt das die kreativen Freiräume nicht sehr stark ein?

Natürlich bewege ich mich in einem gewissen Rahmen. Aber das habe ich als freischaffender Innenarchitekt doch auch getan. Nach meiner Erfahrung ist es eine Illusion zu glauben, dass man als Architekt seiner Kreativität freies Spiel lassen kann. Wir wissen doch alle, dass Bauherr, Planungsrahmen und vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen dem entgegen stehen. Ich bin ja in meinem Fachgebiet geblieben, nur dass ich jetzt auf der anderen Seite stehe. Und hier kann ich endlich daran mitwirken, dass Leuchten produziert werden, die ästhetisch und finanziell für den Bauherrn und den Architekten attraktiv sind.

Sie beraten jetzt vor Ort, sprechen mit Innenarchitekten, Architekten und Bauherren. Haben Sie den Eindruck, dass der Gestaltung des Raumes durch die Beleuchtung überhaupt genug Aufmerksamkeit geschenkt wird?

Eindeutig nein! Nehmen Sie das Beispiel „Autohäuser". Die werden oft aufwendig verglast, edel ausgestattet, und dann hängt man da einfach ein paar Leuchtstoffröhren an die Decke. Und die erzeugen dann häßliche Reflexe auf den blankpolierten Fahrzeugen. Ähnliches gilt für die Beleuchtung in vielen Großraumbüros oder auch Schulen. Da wurde bisher genommen, was gerade da war - Hauptsache, es war preiswert und langlebig. Aber das ändert sich langsam. Die Qualität der Beleuchtung wird immer wichtiger.

Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich das gewachsene Bewußtsein für ökologisches Bauen, womit die gezielte Nutzung des Sonnenlichtes einhergeht. Wer aufwendige Gebäudekonzepte entwirft, um Wärme und natürliches Licht optimal zu nutzen, der stellt auch höhere Ansprüche an das künstliche Licht. Der verlangt Licht statt Leuchten!

Zur Person:
Andreas Neumann (35) studierte Innenarchitektur an der Fachhochschule Detmold. Nach erfolgreichem Abschluß arbeitete er zunächst in seiner Heimatstadt Dortmund für ein großes Architekturbüro. Dort war er unter anderem an den Planungen für die innerräumlichen Gewerke einer Dialysestation in Lünen, eines Altenheims in Dortmund und des markanten Harenberg-Verlagshauses am Dortmunder Hauptbahnhof beteiligt. Weitere Stationen waren Büros in Krefeld und Dorsten.
Seit einem Jahr arbeitet Andreas Neumann für einen mittelständischen Leuchten-Hersteller in Bayern. Er betreut dort die Weiterentwicklung und den Vertrieb einer kompletten Produktlinie.

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