„Oberflächlich?!...“: AKNW-Innenarchitektentag diskutierte die öffentliche Wahrnehmung des Berufsstands

Innenarchitektur im Spiegel der Medien

Unter dem Motto „oberflächlich …?“ fand am 12. Mai während der „interzum“ in der Kölnmesse der dritte Innenarchitektentag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen statt. Mehr als 200 Innenarchitektinnen und Innenarchitekten fanden sich zu diesem Fachforum ein, um gemeinsam mit den Referenten den Blick auf die Darstellung der Innenarchitektur in und durch die Medien zu richten.

23. Mai 2007von Vera Anton-Lappeneit

„Innenarchitekten und Innenarchitektinnen sind ein maßgeblicher Teil der Architektenkammer NRW.“ - Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, ging in seinem Grußwort auf zentrale berufpolitische Punkte ein. Er betonte das große Engagement der Kammer für eine zeitgemäße Novellierung der HOAI. Die Benachteiligung der Innenarchitekten in der EnEV könne von der AKNW keinesfalls akzeptiert werden, so Miksch unter dem Applaus des Publikums. Das Thema „Bauen im Bestand“, so Miksch, sei aktuell und auch für die absehbare Zukunft besonders für die Fachrichtung Innenarchitekten eine der wichtigen anstehenden Bauaufgaben. Dieses Auftragsvolumen sollten Innenarchitekten und Architekten nicht an sich vorbeiziehen lassen. Nicht nur die Sanierung der Gebäude, sondern eine familien- und altengerechte Anpassung des Bestandes könne nur durch Innenarchitekten und Architekten kompetent gelöst werden.  

Vom Werkbund zur Deko-Soap

Von den Anfängen des Wunsches nach guter Gestaltung für die Masse im Deutschen Werkbund führte Prof. Thorsten Scheer, Philosoph und Architekturhistoriker, die Zuhörer hin zu der Frage, wie die Medien das vermeintliche Bild der Innenarchitektur und der Tätigkeit eines Innenarchitekten heute vermitteln.

Die eigentliche Aufgabe eines Innenarchitekten, die Bedürfnisse des Auftraggebers in eine angemessene Form zu bringen, werde von Printmedien und Fernsehen nicht widergespiegelt. Vielmehr würde auf das Ungewöhnliche, den Überraschungseffekt und „die Farbigkeit eines Kindergeburtstages“ gesetzt. Ein Vorgang, der den Betrachter mit der Frage zurückließe, wie sich derartig gestaltete Räume den Bedürfnissen des Nutzers anpassen werden. Wie in allen Doku-Soaps, so Prof. Scheer, würden hier Voyeure und Exhibitionisten gleichermaßen von den Medien für ihre Zwecke benutzt; das Berufsbild des Innenarchitekten werde in Deko-Soaps jedenfalls völlig falsch dargestellt. 

Mediale Oberflächen

Die Nutzung der Medien auf eine ganz andere Art wurde von Claudius Lazzeroni, Professor für Interfacedesign an der Uni Essen-Duisburg, dargestellt. Lazzeroni erforscht die Dramaturgie des Zwischenraumes. „Ich spüre was, was du nicht siehst“, lautete sein Thema. Prof. Lazzeroni stellte die technischen und gestalterischen Möglichkeiten von medialen Oberflächen dar. Der interaktiven Oberfläche gehöre die Zukunft; vor allem älteren Menschen könnten technische Oberflächen das Leben in Zukunft erleichtern.Wie fühlt sich Zukunft an?

Dr. Peter Richter, Kunsthistoriker, Autor und Journalist bei der FAZ-Sonntagszeitung, widmete sich in ebenso amüsanter wie auch provokativer Weise dem Thema „Wie fühlt sich Zukunft an?“ – „Weich, sehr weich“, so seine Antwort. Im Zuge der Überalterung unserer Bevölkerung werde unsere Umgebung anschmiegsam und bequem sein. Unser zukünftiges Wohnen stellte sich Peter Richter technologisch aufgerüstet wie in einem nostalgischen James-Bond-Film vor. Das Haus werde seinen Bewohnern jeden Wunsch von den Lippen ablesen, „noch bevor der Mensch den Wunsch überhaupt hat“.

Bei den Betrachtungen von Peter Richter kam aber auch die ernsthafte Frage, wie das Thema Energiesparen mit unserem ständig steigenden Wunsch nach Lebenserleichterung und Bequemlichkeit vereinbart werden kann, nicht zu kurz. „Weniger ist mehr!“ Eine tradierte Gestaltungsregel, die auch mit Blick auf die Übertechnisierung unserer Wohn- und Lebenswelten immer noch Gültigkeit habe.

Gedankenaustausch und Diskussion

Im weiteren Verlauf nutzten die zahlreichen Innenarchitekten den Innenarchitektentag zum intensiven Austausch mit Berufskollegen, Repräsentanten von Verbänden und Vertretern der Politik. Der AKNW-Innenarchitektentag soll auch weiterhin alle zwei Jahre Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch geben.

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