Warum unser Berufsstand eine intensive Wertedebatte führen muss

Kommentar: Architektur schafft Mehrwert

Der Meinungsaustausch mit Vertretern anderer Berufsgruppen während des Architektenkongresses hat gezeigt, dass die Architektenschaft durchaus positiv wahrgenommen wird. Gleichwohl ist es wichtig, dass Architekten eine Wertedebatte über ihre Leistungen für das Gemeinwesen führen. - Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Michael Arns.

15. Juli 2005

Liebe Kollegin,
lieber Kollege, 

Hektik prägt zumeist unseren Arbeitstag. Nur allzu selten findet sich Muße, innezuhalten und über das eigene Tun, gar Zukunftsfragen des Berufes zu reflektieren. Auch deshalb hat die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ihren Architektenkongress „Planen und Bauen für die Gesellschaft“ Mitte Juni in der Abgeschiedenheit von Usedom ausgerichtet. Der Kongress diente als Forum, um sich mit Fachleuten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur auszutauschen über die Stellung von Architekten in unserem Gemeinwesen.

Architektur ist die öffentlichste aller Künste. Daraus ergibt sich die besondere Verantwortung unseres Berufsstandes gegenüber der Gesellschaft. Veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen verlangen uns Architektinnen und Architekten heutzutage ein Höchstmaß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ab. Dies darf jedoch nicht zu Lasten eines zentralen Wertekanons für unsere Berufsausübung gehen, zu dem u. a. Verantwortungsbewusstsein, das Streben nach Qualität und eine hohe Verlässlichkeit in der Leistungserbringung gehören.

Der Meinungsaustausch mit Vertretern anderer Berufsgruppen während des Kongresses hat gezeigt, dass die Architektenschaft von außen durchaus positiv wahrgenommen wird. Gleichwohl ist es wichtig, dass Architekten eine intensive Wertedebatte über ihre Tätigkeit und ihre Leistungen für das Gemeinwesen führen.

Eine Lehre aus dem Kongress ist: Wir alle müssen den gesellschaftlichen Stellenwert unserer Tätigkeit weitaus offensiver nach außen vertreten! Die Aufgabe besteht darin, zu verdeutlichen, welche Leistungen Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner für die Gesellschaft erbringen. In einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit liegt zweifellos eine ganz wichtige Aufgabe der Kammer. Und die AKNW engagiert sich für dieses Ziel ja auch mit einer Vielzahl von Maßnahmen. Das kontinuierliche Werben für die gesamtgesellschaftlichen Leistungen von Architekten aller Fachrichtungen ist aber ebenso individuelle Aufgabe eines jeden von uns, also auch Ihnen; in Ihrem tagtäglichen Umgang mit Bauherren, Investoren, Behördenvertretern, Interessierten…

Architektur schafft gesellschaftlichen Mehrwert! Darunter sind nicht nur die materiellen Werte in Form von Bauwerken zu verstehen. Architektur ist – denkt man an ihre imagebildende Kraft – als Element des Standortmarketings zugleich ein bedeutender Wirt-schaftsfaktor. Bauwerke geben dem Ort, der Landschaft, einem ganzen Land Profil, sie schaffen Identität und prägen Regionen. Für viele Bürgerinnen und Bürger unseres Landes bedeuten Bauwerke und Zeugnisse regionaler Architektur ein Gefühl von Heimat, Identität und Intimität. Was wäre ein besserer Beleg für das immens große Interesse der Öffentlichkeit an Architektur und Baukultur als unsere aktuellen Teilnahme- und Besucherzahlen zum „Tag der Architektur 2005“?

Betrachten wir es als Chance: Qualitätvolle Architektur schafft einen baukulturellen Mehrwert für unsere Gesellschaft. Diese Qualität zu erarbeiten, diesen Mehrwert zu vermitteln, ist Aufgabe unseres Berufsstandes. Es ist an uns, die Bürgerinnen und Bürger in NRW hierfür verstärkt zu gewinnen.

Vor dem Hintergrund des Regierungswechsels in NRW ist es gleichermaßen wichtig, die Leistungen, die unser Berufsstand für die Gesellschaft erbringt, gegenüber den neuen Entscheidungsträgern in der Landespolitik angemessen herauszustellen. Optimistisch stimmt der Einstieg in den Dialog mit der neuen Landesregierung: Das erste Treffen des AKNW-Präsidiums mit „unserem“ neuen Bauminister Oliver Wittke am „Tag der Architektur“ in Gelsenkirchen fand in einer angenehm offenen und konstruktiven Atmosphäre statt.  Im Gespräch zeigte sich der Minister aufgeschlossen für die Belange der Baukultur und der Architekten im Lande. Es ist verabredet, in Kürze ein intensives Gespräch zu führen. Auch den Austausch mit den Akteuren in den Fachausschüssen des neuen Landtags wollen wir in gewohnter Intensität suchen und dauerhaft pflegen.

Arbeiten wir gemeinsam daran, die Berufsperspektiven für Architekten in NRW zu verbessern! 

Es grüßt Sie
Ihr   

Michael Arns

Vize-Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
arns@aknw.de

15. Juli 2005

Teilen via