Kommentar: Engagement, das sich auszahlt!
Der Referentenentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium zur Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) vom Februar dieses Jahres ist erstmal vom Tisch. Ein neuer, verbesserter Vorschlag, der die Anregungen der Architekten und Ingenieure aufgreift, wird erwartet. Möglich wurde dies durch die breite Protestfront, die vor allem die Mitglieder der Architektenkammer NRW aufgebaut haben. Ein Zeichen dafür, dass ehrenamtliches Engagement sich auszahlt. - Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Reiner Fuest.
Liebe Kollegin,
lieber Kollege,
der völlig misslungene erste Referentenentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium vom Februar dieses Jahres ist endgültig vom Tisch! Diese gute Nachricht, die bereits auf unserem NRW-Architektentag am 29. Mai in Düsseldorf deutlich wurde, ist nun formal bestätigt worden.
In einem Gespräch zwischen dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), Hartmut Schauerte, der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, der IK-Bau NRW und Vertretern von nordrhein-westfälischen Verbänden am 10. Juni im Landtag NRW wurde deutlich, dass das BMWi nun darum bemüht ist, die Wogen wieder zu glätten und den Novellierungsprozess zu einem Ergebnis zu führen, das die berechtigten Interessen der Architekten und Ingenieure dieses Landes einschließt.
Möglich wurde dieser „Rückzieher" des Bundeswirtschaftsministeriums durch die breite Protestfront, die sich insbesondere in Nordrhein-Westfalen und in Bayern gegen diesen Novellierungsvorschlag aufgebaut hatte. Allen Mitgliedern, die sich mit Schreiben und in persönlichen Gesprächen an ihre Bundes- und Landtagsabgeordnete gewendet haben, sei dafür herzlich gedankt. Das gemeinsame Engagement in dieser Angelegenheit hat sich ausgezahlt!
Der Vorgang hat nach meiner Überzeugung noch ein Zweites deutlich gemacht: Das Know-how der Praktiker, der aktiven Architektinnen und Architekten dieses Landes, ist aus einer effizienten und zielführenden Selbstverwaltung des Berufsstandes nicht wegzudenken. Der Novellierungsentwurf aus Berlin ist auch deshalb „handwerklich schlecht" geraten, wie Staatssekretär Schauerte im Gespräch konzediert hat, weil hier ganz offensichtlich Autoren am Werk waren, die keinen Einblick in die Arbeitspraxis eines Architekturbüros oder in das Arbeitsfeld der kommunalen Bauverwaltungen haben. Erst die Einwände und Hinweise von Praktikern haben zu einem Einsehen geführt.
Zu Recht wird ehrenamtliche Arbeit im politischen Raum hoch gehandelt. Ehrenamtlich engagierte Menschen sollen dazu beitragen, die sich wandelnde und alternde Gesellschaft zukunftsfähig zu machen, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, Sport- und Freizeitaktivitäten zu fördern, die Kultur in entscheidender Weise mit zu tragen und zu gestalten. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Würdigung des ehrenamtlichen Engagements gerechtfertigt ist.
Eine Gesellschaft braucht Menschen, die sich für gemeinsame Ziele und Vorhaben einsetzen. Das politische Leben braucht Personen, die - neben Beruf und Familie - ihre Freizeit investieren, um öffentliche Diskurse zu führen, Positionen zu entwickeln und auszutauschen, konstruktive Lösungen zu erarbeiten. Die Selbstverwaltung der Architektenschaft in den deutschen Länderarchitektenkammern ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Berufsstand durch eigene Kraft (und auf eigene Kosten!) einen wichtigen Beitrag innerhalb des subsidiären Aufbaus unseres Gemeinwesens leistet.
Ein Ehrenamt zu übernehmen und auszufül-len, kostet vor allem Zeit. Die AKNW will auch weiterhin, dass die Mitglieder der Organe und Gremien unserer Kammer in ihrer Zusammensetzung einen repräsentativen Querschnitt der Mitgliedschaft abbilden. Das setzt voraus, dass jedem Mandatsträger ein Anspruch auf das erforderliche Zeitfenster für seine Tätigkeit gewährt wird. Gerade engagierten Kolleginnen und Kollegen, die in einer Festanstellung tätig sind, müssen verbesserte Möglichkeiten eingeräumt werden, ihr Know-how in die Gremien der AKNW einbringen zu können.
Die positive Wende, welche die Debatte um die Novellierung der HOAI nun erfreulicherweise genommen hat, ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass immer dann gute Ergebnisse im Sinne der Gemeinschaft erzielt werden, wenn Berufspraktiker, Politiker und Verwaltungsfachleute Hand in Hand arbeiten.
In diesem Sinne grüßt Sie
Ihr
Reiner Fuest
Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
fuest@aknw.de
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