Jahr der Entscheidungen

Kommentar: Jahr der Entscheidungen

Das neue Jahr wird in mancherlei Hinsicht ein Jahr der Entscheidungen. Schwerpunktthema wird zweifellos die Reform der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) sein, die uns als Dauerthema ja schon seit Jahren beschäftigt. Doch jetzt droht die Reformdebatte aus dem Ruder zu laufen. - Ein Kommentar von AKNW-Präsident Hartmut Miksch

19. Dezember 2006von Hartmut Miksch

Liebe Kollegin,
lieber Kollege, 

das neue Jahr wird in mancherlei Hinsicht ein Jahr der Entscheidungen. Schwerpunktthema wird zweifellos die Reform der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) sein, die uns als Dauerthema ja schon seit Jahren beschäftigt. Doch jetzt droht die Reformdebatte aus dem Ruder zu laufen. Bei der Bundesregierung zeigen sich Absetzbewegungen von der bislang erklärten Bereitschaft zur Novellierung der HOAI. Das Bundeswirtschaftsministerium favorisiert einen Reformansatz, bei dem der Geltungsbereich der Honorarordnung massiv beschnitten wird. Eine Rumpf-HOAI, die nur noch einen rudimentären Restbestand von Architektenleistungen regelt, wäre nichts anderes als „Etikettenschwindel“ und lediglich ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Abschaffung der HOAI. Diesen „Tod auf Raten“ für die Honorarordnung werden wir Architektinnen und Architekten nicht hinnehmen!

Unter diesen Vorzeichen wird die AKNW den Kampf um die Zukunft der HOAI noch offensiver führen und dabei die besondere Stellung der reglementierten Berufe in der Gesellschaft hervorheben. Ein wichtiger Aspekt wird dabei die hohe Selbstbindung sein, die sich unser Berufsstand auferlegt hat, um Leistungsqualität und Verbraucherschutz zu gewährleisten.

Einem Teil der politisch Verantwortlichen fehlt offenbar jegliches Bewusstsein für die Verpflichtungen und Risiken des Architektenberufes, die einen dauerhaften Fortbestand des Preisrechts rechtfertigen. Der Europäische Gerichtshof stellt in einem aktuellen Urteil fest, dass Gebührenordnungen zulässig sind. Damit müsste die Diskussion um die Europafähigkeit des Preisrechts beendet sein. Die Bundesregierung muss jetzt endlich Farbe bekennen: Will sie eine Novellierung der HOAI, die diesen Namen auch verdient, oder geht es ihr nur um die Inszenierung einer Scheinreform?

Im neuen Jahr entscheidet sich auch, in welchem Maße die Architektenschaft am wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland teilhaben wird. Manches hat sich durch die Konjunkturbelebung ja schon gebessert. Gleichwohl hat man den Eindruck, dass die Architektinnen und Architekten mehrheitlich noch nicht vom Wirtschaftsaufschwung profitieren.Die Kammer will erreichen, dass relevante Marktentwicklungen nicht an den Kolleginnen und Kollegen in NRW vorbei gehen. Exemplarisch will ich hier nur Umbaumaßnahmen im Bestand oder die Energieberatung nennen. Die Kammer entwickelt derzeit konkrete Arbeitshilfen für den Bereich der Energieberatung, die einen Praxisnutzen für unsere Mitglieder haben und ihnen helfen sollen, diesen Wachstumsmarkt strategisch zu erschließen.Weiterer Handlungsschwerpunkt wird 2007 die Architektenausbildung sein. Die Sicherung einer qualitätvollen Hochschulausbildung für Studierende aller Fachrichtungen liegt uns in gleicher Weise am Herzen wie die Berufsperspektiven unserer künftigen Kolleginnen und Kollegen. Im Rahmen des Hochschultags, den die AKNW im April in der Zeche Zollverein in Essen ausrichten wird, werden wir darum mit dem Wissenschaftsminister, den Fachpolitikern des Landtags, den Spitzen der Hochschulverwaltungen und Vertretern der Studierenden einen breit angelegten Dialog über Zukunftsfragen der Architektenausbildung in NRW führen.

Aber natürlich wird die Kammerarbeit nicht allein auf berufspolitische Themen fokussiert bleiben. So wird die AKNW mit innovativen Projekten dazu beitragen, der Landesinitiative StadtBauKultur NRW neue Impulse zu geben. Im Vordergrund stehen hier der Denkmalschutz sowie die Realisierung eines internetbasierten Architektur- und Ingenieurbaukunstführers. Die Kammer wird auch ihre erfolgreichen Schulprojekte fortführen und hierbei die gute Zusammenarbeit  mit dem nordrhein-westfälischen Schulministerium, die sich im vergangenen Jahr eingespielt hat, weiter ausbauen.

Sie sehen: Zum Jahresbeginn steht unser Berufsstand vor wichtigen Weichenstellungen – die AKNW hat Handlungskonzepte, um diese Herausforderungen zu meistern.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2007! 

Ihr

Hartmut Miksch
Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
miksch@aknw.de

Teilen via