Warum die AKNW ihre Kontakte zur Türkischen Architektenkammer intensiviert

Kommentar: Partnerland Türkei

Die Türkei ist ein strategisch wichtiges Land, dessen wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung für uns Westeuropäer weiter wachsen wird. Um die Kontakte zu den türkischen Kollegen zu vertiefen, war die Architektenkammer auf dem UIA-Kongress in Istanbul vertreten. - Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Dr. Christian Schramm.

15. August 2005

Liebe Kollegin,
lieber Kollege, 

„Cities: Grand Bazaar of ArchitectureS” - unter diesem Motto versammelten sich Anfang Juli weit über 7.000 Architektinnen und Architekten aus aller Welt auf dem UIA-Kongressin Istanbul, um über die Zukunft der Städte zu diskutieren. Den Kolleginnen und Kollegen der Türkischen Architektenkammer gelang ein großartiger Kongress: Wer dort war, konnte sich kaum der Faszination sowohl der Veranstaltung als auch des Veranstaltungsortes entziehen.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen war - auf Einladung der Türkischen Architektenkammer Ankara - mit einer kleinen Delegation in Istanbul vertreten. So bereichernd die Teilnahme an dem Kongress auch war - im Mittelpunkt unseres Aufenthaltes stand das Ziel, die Kontakte zu den türkischen Kollegen zu vertiefen und gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen.

Die Architektenkammer pflegt bereits seit einigen Jahren einen regelmäßigen Austausch mit der Türkischen Architektenkammer Ankara. Ihr Präsident Ali Ulusoy war erst im vergangenen Jahr zu Besuch bei uns im Haus der Architekten in Düsseldorf, um die Strukturen unserer Baugesetzgebung näher kennen zu lernen und um uns über den UIA-Kongress in Istanbul zu informieren. Aus Sicht der AKNW ist der intensive Dialog mit den türkischen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Gründen wichtig:

Zum einen leben in Nordrhein-Westfalen rund 650.000 der 1,8 Mio. Türken, die in Deutschland gemeldet sind. Auch innerhalb der Architektenkammer NRW bilden Türkinnen und Türken mit 153 Personen die größte Gruppe ausländischer Mitglieder - wobei aus der Türkei stammende Mitglieder mit deutschem Pass noch nicht mitgezählt sind. Zum anderen ist die Türkei zweifellos ein strategisch wichtiges Land, dessen wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung für uns Westeuropäer angesichts des Strebens der Türkei in die Europäische Union weiter wachsen wird. Wenn wir also über den Export von Architektendienstleistungen sprechen, sollten wir die Türkei als potenziellen Markt nicht außer Acht lassen.

Noch - das lässt sich bei einem Besuch vor Ort nicht übersehen - lebt das Land in städtebaulicher Hinsicht von seiner reichen Tradition. Das starke wirtschaftliche Wachstum, das gegenwärtig in der Türkei zu verzeichnen ist und das vermutlich weiter anhalten wird, lässt aber eine steigende Nachfrage nach Architektur-Know-how erwarten.

Deutsche Architekten genießen in der Türkei einen ausgezeichneten Ruf. Dies hängt mit der Geschichte der Türkischen Republik zusammen: Nach Gründung der Republik erhielten in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche Architekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Chance, wichtige Neubauprojekte für die junge Türkische Republik zu realisieren. Insbesondere beim Aufbau der neuen Hauptstadt Ankara konnten sich Baumeister wie Egli, Holzmeister, Taut und viele andere an prominenten Bauten beweisen.

Bei unserem Besuch in Istanbul haben wir mit den türkischen Kollegen vereinbart, eine Ausstellung über diese traditionelle Verbundenheit zwischen europäischen und türkischen Architekten in Düsseldorf zu präsentieren: „Durchbruch der Moderne: Ankara 1923-1948" ist ab dem 8. September im Haus der Architekten zu sehen. Die Fotoausstellung zeigt nicht nur auf beeindruckende Weise, wie zeitlos die Bauwerke, die überwiegend vom Bauhaus beeinflusst waren, bis heute wirken. Die Ausstellung macht auch deutlich, wie stark die europäischen Einflüsse zumindest im Westen der Türkei traditionell sind.

Zur Vernissage am 8. September wird Präsident Ali Ulusoy ins Haus der Architekten kommen; auch viele türkische und türkeistämmige Mitglieder der Architektenkammer NRW haben sich bereits für den Abend angemeldet. Ich freue mich auf den weiteren Austausch mit den türkischen Kolleginnen und Kollegen und lade Sie herzlich dazu ein, sich in diesen Dialog einzubringen!  

Es grüßt Sie Ihr  

Dr. Christian Schramm

Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
schramm@aknw.de

15. August 2005

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