Exportartikel Architektur

Kommentar: „Planned in NRW/Germany“

Die fortschreitende Internationalisierung hat längst auch den Markt für Architektenleistungen erreicht. Auf europäischer Ebene wird die Dienstleistungsrichtlinie diskutiert. Mit ihr werden die Weichen für eine weitere Liberalisierung des Dienstleistungsmarkts in der EU gestellt. Architekten müssen sich auf diesen tief greifenden Wandel ihres Marktumfelds einstellen. - Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Michael Arns

16. Februar 2006von Michael Arns

Liebe Kollegin,
lieber Kollege, 

die fortschreitende Internationalisierung hat längst auch den Markt für Architektenleistungen erreicht. Auf europäischer Ebene wird die Dienstleistungsrichtlinie – mitunter tumultuös – diskutiert. Mit ihr werden die Weichen für eine weitere Liberalisierung des Dienstleistungsmarkts in der EU gestellt. Architekten müssen sich auf diesen tief greifenden Wandel ihres Marktumfelds einstellen. Wenn der Wettbewerb auf dem Heimatmarkt durch ausländische Mitbewerber möglicherweise noch schärfer wird, dann stellt sich für deutsche Architekten im Umkehrschluss die Frage, wie sie ihre Planungsleistungen im Ausland vermarkten können. Die Aufgabe, die sich hierbei für die Kammer stellt: Wie können wir unsere Mitglieder in diesem Veränderungsprozess gezielt unterstützen? 

Viele Kolleginnen und Kollegen sind bereits im Ausland aktiv. Den Schritt ins Ausland wagen sie, weil es dort eine Nachfrage nach Leistungen deutscher Architekten gibt. Denn: Qualitätvolle Architektur aus Deutschland ist ein Exportartikel! 

In Zeiten ständig steigender Energiepreise gibt es einen objektiven Bedarf insbesondere beim ressourcensparenden und energieeffizienten Bauen. Deutsche Architekten profitieren dabei von ihrem reichhaltigen Erfahrungswissen in diesem Bereich. Ihr Know-how verschafft ihnen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber ausländischen Kollegen, den sie verstärkt nutzen sollten. Mit Leistung und Fachwissen allein ist es jedoch nicht getan. Gleichermaßen wichtig ist die professionelle Außendarstellung des Berufsstandes gegenüber wichtigen Zielgruppen. Darum hat die Kammer Anfang Februar eine Ausstellung über „Architektur aus NRW“ in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen in Brüssel gezeigt. Mit dieser Präsentation prämierter Architektur in der Hauptstadt Europas betreibt die Kammer aktives Lobbying für den Berufsstand. Wir nutzen die europäische Bühne als Plattform, um Kompetenz und Leistungsvermögen nordrhein-westfälischer Architekten im internationalen Kontext darzustellen. 

Unterstützung für den Schritt ins Ausland bekommen Architekten nämlich nur dann, wenn wir gegenüber relevanten Entscheidungsträgern und wichtigen Multiplikatoren in Politik und Verwaltung aufzeigen, dass Architektur nicht nur ein wichtiger Faktor für die Außendarstellung unseres Landes und dessen Profilierung im europäischen Standortwettbewerb ist, sondern zugleich auch ein wichtiger Exportartikel. 

Chancen auf Auslandsmärkten liegen für Architekten natürlich in den EU-Staaten. Von Interesse sind aber auch aufstrebende Wirtschaftsnationen, wie China und Indien, aber auch die Türkei. Arbeiten im Ausland – das ist für viele Architekten sicher eine reizvolle Idee. Für die meisten Kollegen ist jedoch der Markteinstieg eine große Hürde. Die AKNW unterstützt ihre Mitglieder darum mit konkreten Maßnahmen: Im vergangenen Jahr wurden zwei Informationsveranstaltungen mit  dem „Netzwerk Architekturexport“ (NAX) der Bundesarchitektenkammer durchgeführt. Die große Resonanz, die diese Veranstaltungen gefunden haben, ist ein Indiz für die wachsende Bereitschaft von Architekten, sich gedanklich mit einer grenzüberschreitenden Tätigkeit auseinanderzusetzen. 

Für das Frühjahr 2006 hat die AKNW Fachexkursionen für Architekten  nach Peking initiiert, die bei den Mitgliedern überraschend großen Widerhall gefunden haben. Wir geben unseren Mitgliedern damit Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von diesem zweifellos schwierigen, für Architekten aber dennoch äußerst interessanten Markt zu machen. Ende April veranstalten wir eine Kooperationsreise nach Polen. Dabei geht es primär darum, Kontakte mit polnischen Kollegen zu knüpfen, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Wir freuen uns, dass das Bundeswirtschaftsministerium das große Potenzial im Bereich des Architekturexports erkannt hat und diese Reise fördert. 

Ich will hier kein Zerrbild zeichnen: Eine Auslandstätigkeit wird nicht für alle Kammermitglieder infrage kommen. Denn im Ausland gibt es nicht nur berufliche Chancen, hier lauern ebenso erhebliche Risiken. Diesen Aspekt sollte man nicht verschweigen. Dennoch will ich Sie ermutigen, individuell zu prüfen, welche Perspektiven es für Sie im Ausland geben könnte. Nur Mut!

Ihr  
Michael Arns

Vize-Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
arns@aknw.de

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