Unverzichtbares Engagement angestellter Architektinnen und Architekten in der AKNW

Kommentar: "Nur angestellt?"

Der Angestellten- und Beamtenbereich stellt heute über die Hälfte der Mitglieder und ist damit eine der tragenden Säulen der Architektenkammer NRW. Angestellte und Beamte leisten mit einem Anteil von fast zwei Dritteln des Beitragaufkommens einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des Versorgungswerks und damit zur Alterssicherung aller Architekten in NRW. - Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Reiner Fuest.

16. Januar 2006von Reiner Fuest

Liebe Kollegin,
lieber Kollege! 

„Ich bin nur ein angestellter Architekt“ - mit diesen Worten präsentierte sich vor mehr als zwei Jahrzehnten ein Kollege im Rahmen einer Vorstellungsrunde während einer Veranstaltung. Ein gewisser Mangel an Selbstbewusstsein war damals unter angestellt tätigen Architekten durchaus verbreitet. Für mich war das einer der Gründe, warum ich mich als angestellter Architekt verstärkt der Berufspolitik zugewandt und mich im Verband und später in der Architektenkammer engagiert habe.

Ich war damals wie heute der Meinung, dass in unserem pluralistischen Kammerwesen mit seiner vielschichtigen Kollegenschaft jede Tätigkeitsart und Fachrichtung mit Kompetenz und Selbstbewusstsein bei den Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen mitwirken sollte.  

Bedeutung der Angestellten und Beamten innerhalb der AKNW

Der Angestellten- und Beamtenbereich stellt heute über die Hälfte der Mitglieder und ist damit eine der tragenden Säulen der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen - und zwar in allen Fachrichtungen. Angestellte und Beamte leisten mit einem Anteil von fast zwei Dritteln des Beitragsaufkommens einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des Versorgungswerks der AKNW und damit zur Alterssicherung der Architektinnen und Architekten in unserem Land.

Und nicht zuletzt: Die gute Beteiligung der angestellt oder beamtet tätigen Kolleginnen und Kollegen bei der gerade abgeschlossenen Wahl zur IX. Vertreterversammlung zeigt ein hohes Maß an Identifikation und Verbundenheit mit unserer Architektenkammer.

Die Kammerwahl 2005 hat aber auch deutlich gemacht, dass es nach wie vor schwierig ist, Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Bereich der angestellten Mitglieder für die ehrenamtliche Arbeit in den Gremien der Architektenkammer zu gewinnen. Das Kandidatenverhältnis bei dieser Wahl - von insgesamt 431 aufgestellten Männern und Frauen kamen nur knapp 38 % aus dem Angestellten- und Beamtenbereich - zeigt, dass viele der so genannten „abhängig Beschäftigten“ sich Hemmnissen gegenüber sehen, die die Übernahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit erschweren oder unmöglich machen.

Für mich persönlich war für mein ehrenamtliches Engagement in der Berufspolitik immer eine wesentliche Grundlage, dass ich von Beginn an durch meine Arbeitgeber die notwendige Unterstützung und den Freiraum für meine berufspolitischen Aktivitäten bekommen habe. Dieses Glück hat leider bei weitem nicht jeder.

Ob in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst: Vielfach sehen sich die Kolleginnen und Kollegen heute dem Dogma der ausschließlich betriebswirtschaftlichen Effizienz ihrer Arbeitsleistung ausgesetzt. Da bleibt kein großer Freiraum mehr für Arbeiten und Leistungen für das Gemeinwohl - auch nicht für eine Mitarbeit in einer Institution wie der AKNW. 

Engagement ermöglichen!

Wir alle sollten uns verstärkt dafür einsetzen, die Rahmenbedingungen für alle ehrenamtlichen Aufgaben im Interesse der Allgemeinheit zu verbessern. Eine Politik, die in jüngster Zeit vermehrt wieder an den Gemeinsinn der Bürger appelliert, ist gefordert, diesen Aufrufen auch konkrete Taten folgen zu lassen und die zur Zeit bestehenden Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Tätigkeiten deutlich zu verbessern.

Allen verständnisvollen Arbeitgebern, die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit zur Ausübung von ehrenamtlicher Tätigkeit in unserer Kammer einräumen, sei an dieser Stelle Dank gesagt. Die Architektenkammer NRW benötigt weiterhin die engagierte Mitwirkung, die Kompetenz und den Sachverstand der angestellten und beamteten Kolleginnen und Kollegen. Ich bin mir sicher: Wenn alle Kräfte in unserer neu gewählten Vertreterversammlung intensiv und engagiert im Sinne unseres gesamten Berufstandes handeln und dafür selbstbewusst und im gegenseitigen Respekt gemeinsam eintreten, wird sich das mittel- und langfristig auszahlen - für die Architektenschaft wie auch für die gesamte Gesellschaft! 

In diesem Sinne grüßt Sie
Ihr   

Reiner Fuest

Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
fuest@aknw.de 

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