Landesgartenschau in Zülpich setzt auf behutsame Entwicklung vorhandener Stärken
In Nordrhein-Westfalen haben Landesgartenschauen seit nunmehr fast 30 Jahren eine lange Tradition. Als 2011 der Zuschlag für die Landesgartenschau 2017 in NRW erfolgte, hatten sich erstmalig in der Geschichte der Landesgartenschauen fünf Städte um die Ausrichtung beworben - ein Beleg für das große Interesse der Kommunen an diesem Strukturförderprogramm. Landesgartenschauen sind geeignete Instrumente der städtebaulichen und regionalwirtschaftlichen Entwicklung und befördern die Initiierung einer nachhaltigen Entwicklung harter und weicher Standortfaktoren. Sie führen zur Verbesserung der städtebaulichen Struktur, zur Optimierung der Infrastruktur, zur Neu- und Umgestaltung grüner Freiräume sowie zu stadt- und landschaftsökologischen Verbesserungen. - Dass dies zutrifft, davon war auch die Stadt Zülpich überzeugt, als sie sich um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2014 bewarb und dann auch 2008 den Zuschlag erhielt.
Die Stadt Zülpich strebt mit der Realisierung der Landesgartenschau unter dem Motto „Zülpicher Jahrtausendgärten von der Römerzeit bis ins 21. Jahrhundert“ eine wesentliche Verbesserung ihrer städtebaulichen, wirtschaftlichen und demografischen Situation an. Neben der konsequenten Fortführung der bisherigen Stadtentwicklung ist ein moderates Bevölkerungswachstum, die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben und die Stärkung der Versorgungsfunktion des Stadtzentrums Ziel der Stadt Zülpich. Durch die Landesgartenschau soll die Römerstadt auch als touristisches Ziel an der Schnittstelle zwischen Rheinland und Eifel neu positioniert und überregional hinaus bekannt gemacht werden.
Römerstadt als touristisches Ziel etablieren
Das Projekt der Landesgartenschau ist von vornherein als ganzheitliches Projekt der Stadtentwicklung konzipiert worden. In nur wenigen Jahren vollzieht die Stadt einen Entwicklungssprung, der ohne Landesgartenschau für Zülpich, wenn überhaupt, nur in 10 bis 20 Jahren machbar gewesen wäre. Die Hauptbereiche der Landesgartenschau Zülpich 2014 sind der Seepark mit etwa 20 Hektar Ausstellungsfläche und der Park am Wallgraben mit einer Größe von 5 Hektar. Beide Parkteile werden durch die Kernstadt und eine als Zeitachse inszenierte historische Römerstraße miteinander verbunden. Der historische Stadtkern ist damit integraler Bestandteil des Gartenschaukonzeptes.
Möglich gemacht wurden die städtebaulichen Aufwertungen in der Altstadt durch die NRW-Städtebauförderung (Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz). Die Maßnahmen am Wassersportsee wurden vom Umweltministerium gefördert.
Park am Wallgraben und Burganlage
Mit dem neuen „Park am Wallgraben“ wird das bestehende Defizit an attraktiven innenstadtnahen Park- und Spielflächen behoben. Dadurch wird die Altstadt mit ihren beeindruckenden Zeugnissen aus Römerzeit und Mittelalter als Ziel des Städtetourismus wie auch als Wohnort gestärkt. Die kurkölnische Landesburg, die historische Stadtmauer und die mittelalterlichen Stadttore sind in ihrem städtebaulichen Gesamtensemble durch die Öffnung der historischen Wallgrabenanlage und der angrenzenden Streuobstwiese erstmals für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar. Das mittelalterliche Erscheinungsbild wird durch die Situation des direkten Überganges in die freie und unbebaute Landschaft noch unterstützt.
Teile der denkmalgeschützten Burganlage wurden behutsam saniert und werden den Besuchern zugänglich gemacht. Ein besonderes Erlebnis wird dabei die Besteigung des Burgturmes sein. Der 30 Meter hohe Turm ermöglicht einen spektakulären Blick über die Römerstadt, die Gartenschauparks und in die Zülpicher Bördelandschaft und die Eifel. Eine Lagerhalle aus den 1960er Jahren, die unmittelbar an die Landesburg gebaut worden war, wurde abgerissen. So entstand neuer Raum für eine Freitreppe und die Wallgrabenbrücke, die erstmals eine barrierefreie Erschließung des Wallgrabengeländes ermöglicht. Hier befindet sich der Eingangsbereich der Gartenschau.
Die angrenzenden, bisher verwilderten Streuobstwiesen und Kleingärten wurden ebenfalls saniert und wurden für die Gartenschau und die Nachnutzung behutsam neu in Wert gesetzt. Die Streuobstwiese wird als extensiv gepflegte Parkanlage auch nach der Gartenschau Bestandteil des Park am Wallgraben bleiben. Zur Gartenschau stehen hier temporäre Ausstellungsbeiträge zu den Themen Kultur-, Kunst und Naturgenuss im Vordergrund. Am historischen Weiertor ist ein kleiner Weinberg als Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft mit Hilfe der Partnerstädte und des Fördervereines der Landesgartenschau entstanden. Schlusspunkt des Parks bilden die temporären Ausstellungsbeiträge des Freizeitgartenbaus, der Friedhofsgärtner sowie der Baumschulen. Nach dem Rückbau der temporären Einbauten entstehen in diesem Bereich grüne Freiflächen mit Boulebahn und Sitzmöglichkeiten.
Historischer Stadtkern reaktiviert
Durch die Umgestaltung verschiedener Straßenräume und der Platzflächen auf dem historischen Mühlenberg konnten die alte Propstei mit dem Museum „Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur“, die Pfarrkirche Sankt Peter und die Landesburg zu neuer Geltung gebracht werden. Die Qualifizierung der innerstädtischen Grün- und Platzanlagen soll auch eine positive Entwicklung im Einzelhandelsbereich befördern. Die Stadt Zülpich erhofft sich dadurch eine Reduzierung der Leerstände und damit nachhaltige Impulse für die Zukunft der Innenstadt. Beispiele in der Vergangenheit, wie etwa in der Stadt Rietberg, die 2008 die Landesgartenschau in Nordrhein-Westfalen ausrichtete, haben gezeigt, dass dies durchaus realisierbar ist. In Rietberg ist es gelungen, die Leerstände im historischen Stadtkern nachhaltig zu verbessern (von 20 % Leerstand vor der Landesgartenschau auf heute durchschnittlich 5%).
Freizeitgebiet Seepark
Der „Seepark“ wird als regionaler Freizeit- und Erholungsschwerpunkt in die Entwicklung der Kernstadt und der umliegenden Ortschaften eingebunden und verbessert die Wohn- und Erholungsqualität der Gesamtstadt. Als großer Familien- und Freizeitpark ergänzt der Seepark mit neuen modernen Seebad ideal das bisherige Angebot als einer der größten Wassersportseen (Wasserfläche ca. 85 ha) zwischen Köln, Bonn und Aachen. Der Seepark wird auch noch in den Folgejahren den Menschen in der Region zur Erholung zur Verfügung stehen und als „weicher Standortfaktor” die Stadt Zülpich im Wettbewerb mit anderen Städten befördern. Durch die Landesgartenschau wird ein moderner, mediterran anmutender Park entstehen, der neue Ausblicke auf den See ermöglicht. Architektonische Highlights des Parks sind die Römerbastion mit ihren üppigen Blütenterrassen und die Sparkassen-Seebühne mit ca. 1.300 Sitzplätzen. Dieses Förderprojekt der NRW-Landesbetriebs Wald und Holz besteht aus einer großzügigen Freitreppe und einem weit in den See hineinragenden Promenadendeck. Die Römerbastion bildet auf der anderen Seite des Sees auch den spektakulären Endpunkt der Verbindung zwischen Kernstadt, Park am Wallgraben und Seepark.
Infrastruktur, neue Wohngebiete und Teilprojekte
Im Sinne einer vernetzten Zülpicher Erholungsregion werden die angrenzenden Grünzüge und Bachauen mit den darin liegenden Ortschaften, Wasserburgen und Hofanlagen in das Landesgartenschau-Konzept mit einbettet. Neue Alleen und Radwege sind entstanden. Straßen wurden ausgebaut, Kreisverkehre entstanden und trugen zur Verbesserung der verkehrlichen innerörtlichen Situation bei. Nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den 24 Ortschaften der Römerstadt wurden zahlreiche städtebauliche Projekte realisiert -vom neugestalteten Dorfplatz bis zur Verschönerung von Straßenzügen. Zur Gartenschau präsentieren sich die Ortschaften gemeinsam im Pavillon „Zülpicher Kulturregion“, einem Förderprojekt der NRW-Stiftung. Dies hat auch zu einer nachhaltigen Vernetzung und zu einem neuen „Wir-Gefühl“ unter den Zülpicher Bürgerinnen und Bürgern geführt.
Touristische und wirtschaftliche Impulse
Während die Investitionen auf die nachhaltigen Ziele ausgelegt sind, konzentriert sich die Durchführung auf den Höhepunkt im Schaujahr 2014. Das aktuelle Gartenschaujahr ist eine sechs Monate dauernde Ausstellungen mit dem Schwerpunkt der Präsentation von Gärten, Zierpflanzen, weiteren Themen des Gartenbaus und ergänzender Themen, verbunden mit der Durchführung von Events und touristischen Angeboten. Die Gartenschau ist damit auch eine Leistungsschau des grünen Berufsstandes und auf die Vermittlung naturverbundener und ökologischer Themen sowie die Weiterentwicklung von Gartenkunst und Landschaftsarchitektur ausgerichtet. Neben den direkten wirtschaftlichen Effekten (Investitionen und Arbeitsplätze durch die Gartenschau) sind im gesellschaftlich-ökonomischen Bereich insbesondere die Identitätsstiftung sowie die Bedeutung für das Stadtmarketing und den Tourismus hervorzuheben.
Die Landesgartenschau hat schon bis jetzt in wesentlichem Umfang dazu beigetragen, dass sich die Stadt Zülpich fit macht für das 21. Jahrhundert. Ohne die mit der Landesgartenschau verbundenen Investitionsmöglichkeiten wären derartige Entwicklungssprünge, wie sie derzeit in Zülpich schon wahrnehmbar sind, nicht möglich. Die Landesgartenschau ist damit für Zülpich eine unverzichtbare Voraussetzung für den Erfolg und die Positionierung der Stadt in den nächsten Jahrzehnten.
Die LaGa Zülpich läuft bis zum 12. Oktober 2014. Öffnungszeiten 9.00 -19.00 Uhr. www.laga2014.de
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