Landespreis

Landespreis „Energieeffizientes Bauen für die Zukunft“ - Die Preisträger im Überblick

Wie lässt sich anspruchsvolle, zukunftsweisende Architektur mit energieeffizienten Baukonzepten verknüpfen? - Auf diese Frage konzentrierte sich der Landespreis NRW, den das Ministerium für Bauen und Verkehr NRW und die Architektenkammer NRW erstmals vergeben hatten. Der Preis hatte das „Energieeffiziente Bauen für die Zukunft“ zum Thema. Gesucht waren vorbildliche Häuser oder Siedlungsprojekte. Zwölf Bauwerke wurden prämiert.

17. Februar 2009

Haus H, Bonn-Lengsdorf 

Architektur: bk2a architektur Becker + Karzel GbR, Köln
Foto: Architekten 

Das Projekt sieht die notwendig gewordene Wohnraumerweiterung einer jungen Familie in einem Bestandsgebäude der 70er-Jahre vor. Die Verfasser reorganisieren das Bestandsgebäude im Inneren komplett und kreieren unaufgeregte, freundliche und dem modernen Wohnen angemessene Grundrisslösungen. Die Erweiterung des Dachraumes stellt sich als selbstbewusster „Durchsteckraum“ dar, der eine zeitgemäße Interpretation einer Dachgaube mit guten Innenraumqualitäten verknüpft. Die Kubatur des Dachausbaus wird im Verhältnis zur Dachfläche als sehr groß empfunden. Das Projekt erreicht nach Sanierung in etwa den KfW-60-Standard und verfügt über eine solarthermische Warmwasseraufbereitung. Die bestehende Ölheizung mit Baujahr 1998 verbleibt aus ökonomischen Gründen vorerst. Eine real gemessene Senkung des Primärenergieverbrauchs um 77 % kann nachgewiesen werden. Wohnhaus Atarodi / Brass - Sanierung eines Einfamilienhauses, Bedburg

Architektur: Gudrun Langmack Architektin, Erftstadt
Foto: Architektin 

Die Modernisierung und Sanierung des freistehenden, zweigeschossigen Einfamilienhauses führt, bei sensiblem Umgang mit dem Bestand, zu einer Reduzierung des Primärenergiebedarfs um 95 %. Die wenigen Eingriffe in die innere Struktur des Gebäudes führen zu Grundrisslösungen, die eine gute Dauernutzungsqualität gewährleisten. Als Beispiel sei hier die geringfügige Anhebung des Daches genannt, wodurch das Haus weitere, für eine komfortable Nutzung notwendigen Flächen gewinnt. Der neu errichtete Windfang und die Anordnung der Solarthermieanlage auf dem Dach folgen nicht densensiblen Gestaltungsqualitäten der übrigen Maßnahme. Das umgesetzte energetische Konzept ist vorbildlich. Mit der Pellet - Heizungsanlage, Solarthermie mit Heizungsunterstützung, feuchtegesteuerter Lüftung und der konsequenten Dämmung der Außenhülle wird im Bestand ein auf die Hälfte reduzierter Niedrigenergiehausstandard gemäß der Energieeinsparverordnung für Neubauten erreicht.Haus Koch - Sanierung eines Stadthauses der 20er Jahre, Köln

Architektur: Paul und Johannes Hettlich GbR / Andreas Baumann, Köln
Foto: Andreas Baumann 

Das dreigeschossige Kölner Stadthaus liegt zentrumsnah und wurde 2006 umfassend saniert. Das Ergebnis besticht durch seine Schlichtheit. Die Maxime energieeffizienten Bauens lautet bei diesem Projekt unter anderem: Vermeidung vor Verwertung vor Einsatz neuer Materialien. Anlagentechnisch lassen das kleinste verfügbare Erdgasbrennwertgerät, Wandflächenheizung, Warmwassererzeugung über Solarkollektoren und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (im Bestand eher eine Seltenheit) das Haus nach der Sanierung den Niedrigenergiehausstandard im Bestandstandard erreichen. Konsequenterweise beziehen die Eigentümer Ökostrom.Denkmal als Niedrigenergiegebäude, Wuppertal

Architektur: Kaufmann und Schacht Architekten, Wuppertal
Foto: Architekten  

Das Bauvorhaben ist ein vorbildliches Sanierungsbeispiel für eine innerstädtische Blockrandbebauung. Die Schmuckfassade als „öffentliche Seite“ und damit die vorhandene städtebauliche und architektonische Charakteristik wird beibehalten, alle anderen Hüllflächenwerden hoch gedämmt. Über großzügige Grundrisslösungen wird das Gebäude auch „modernen“ Nutzeransprüchen gerecht. Eine optimierte Zentralheizung und Warmwasserversorgung mit Holzpellets und eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sind als energetische Lösung überzeugend und in der Kombination von Maßnahmen zum energieeffizienten Bauen bei Wahrung historischer Gestaltungsmerkmale beispielhaft für die Werterhaltung vorhandener Stadtstrukturen.B13 Mehrfamilienhaus, Neuss

Architektur: Ingo Tintemann Architekt, Neuss
Foto: Architekt 

In der Baulücke ist ein scheinbar gewöhnliches Fünffamilienwohnhaus entstanden. Dieses Haus wird energetisch vorbildlich durch geschickte Kombination verschiedener Maßnahmen: hoher Wärmedämmgrad und Luftdichtheit sowie Dreifachverglasung, Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Vorwärmung bzw. Kühlung durch Sole-Erdwärmetauscher. Getragen von der Idee der kurzen Transportwege wird die Restwärmeerzeugung durch einen Brennwertkessel mit Rapsöl aus regionaler Landwirtschaft dargestellt. An den Standards, die dieser Prototyp setzt, kann sich der Wohnungsbau in der Zukunft orientieren.tri-Haus - Wohn- und Geschäftshaus, Arnsberg

Architektur: Banz + Riecks Dipl.-Ing. Architekten BDA, Bochum
Foto: Architekten 

Das Bürogebäude nutzt im Sinne eines Ressourcen schonenden Bauens eine ehemalige, innerstädtische Verkehrsfläche als Baugrundstück. Mit seiner eigenständigen Architektursprache bildet es einen sinnvollen End- bzw. Blickpunkt der angrenzenden Einkaufsstraße und steigert die Urbanität durch maßvolle Nachverdichtung. Die Grundrisse lassen trotz ungewöhnlichen Zuschnitts auf eine hohe Nutzerqualität schließen. Die energetische Qualität ist sehr gut: Der Energiebedarf unterschreitet die Anforderungen der Energieeinsparverordnung um die Hälfte. Das Gebäude wird über eine Wärmepumpenanlage temperiert.Neubau LVM 7, Münster

Architektur: Duk-Kyu Ryang Mag. Architekt in Zusammenarbeit mit HPP Architekten Ingenieure, Düsseldorf
Foto: HPP ArchitektenIngenieure 

Im Umfeld früherer Verwaltungsgebäude der LVM gliedert sich das Projekt städtebaulich stimmig ein. Die Ausrichtung zum Straßenraum und zu den Grünflächen ist weniger überzeugend. Die Fassaden wirken leicht und filigran. Der Anteil an Tageslicht im Raum ist überdurchschnittlich groß. Der bauliche Wärmeschutz wäre bei Verwendung einer Dreifachverglasung noch besser gewesen. Die Grundrisse sind flexibel nutzbar und werden dem zukünftigen Immobilienmarkt gerecht. Das Energiekonzept ist stimmig und ausgereift. Die Bauteiltemperierung harmoniert mit der Kühlung über Erdsonden und der Niedertemperaturheizung über eine Wärmepumpe. Die Fotovoltaikanlage ist gebäudeintegriert in die verglasten Dächer der Atrien eingebunden. Die Energiekennwerte unterschreiten die Anforderung der Energiesparverordnung deutlich.Umbau und Modernisierung der Remscheider Entsorgungsbetriebe, Remscheid

Architektur: Architektur Contor Müller Schlüter, Wuppertal
Foto: Architekten 

Dieses Verwaltungs- und Betriebsgebäude ist ein Vorbild ganzheitlicher Gebäudesanierung, bei der wesentliche Teile der Bausubstanz und die städtebaulichen Qualitäten des Standortes erhalten bleiben. Über die Optimierung der Nutzungsqualitäten hinaus werden auch die unterschiedlichen Aspekte des nachhaltigen Bauens einbezogen. Durch die energetische Effizienzsteigerung werden etwa ca. 75 % des bisherigen Energieverbrauchs eingespart. Dabei werden als innovative Bautechniken u. a. eine Ressourcen schonende Polycarbonatfassade und Latentwärme speichernde Deckenbekleidungen eingesetzt. Das Projekt zeichnet sich insgesamt durch eine beispielgebende architektonische Gestaltung aus.Posemarré, Umnutzung eines ehemaligen Hallenbadgeländes, Alt-Erkrath

Architektur: bk-plan gmbH, Erkrath
Foto: Architekten 

Mit ihrem Wechsel von Klinker- und Putzflächen signalisieren die Stadthäuser und Geschosswohnungsbauten auf dem ehemaligen Hallenbadgelände in Alt-Erkrath gleichzeitig Individualität und Geschlossenheit und präsentieren sich in vertrauter Erscheinungsform. Trotz stark differenzierter Fassaden und formbedingter Transmissionswärmeverluste werden durch eine Kombination von guter Wärmedämmung, einer Wärmepumpenanlage mit Erdsonden für Heizung, Kühlung und Warmwasser sowie kontrollierten Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gute Energiewerte erreicht, die im Schnitt bei einem KfW 60-Standard liegen.Neubau einer Solarsiedlung am Medienhafen Düsseldorf

Architektur: HGMB Architekten GmbH + Co. KG, Düsseldorf
Foto: Architekten

Die innerstädtische Lage des Grundstückes wurde von der Rheinwohnungsbau GmbH Düsseldorf für ein vorbildliches Neubauprojekt genutzt. Der Standort Medienhafen hat sich inzwischen zu einem bevorzugten Wohn- und Geschäftsquartier entwickelt. Neben den 101 Wohnungen wurden Ladenlokale und Büroräume gebaut, die die Bauherrin selbst nutzt. Der Energiestandard der Wohneinheiten entspricht einem 3-Liter-Haus. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Erdsonden und eine 260 m² große Solaranlage zur Warmwasserversorgung bilden das energetische Konzept ab. Die 3 kWp-Fotovoltaikanlage wurde architektonisch in die Fassade eingebunden. Der Neubau ist ein ausgewähltes Projekt des Programms „50 Solarsiedlungen in NRW“.Südliche Furth, Neuss

Architektur: Agirbas / Wienstroer, Neuss
Foto: Nicola Roman Walbeck 

Das schwierige Grundstück eines ehemaligen Containerbahnhofs an einer stark befahrenen Bahnlinie und einer Schnellstraße wird als Ergänzung des angrenzenden Wohnviertels in vorbildlicher Weise genutzt. Durch die Ausbildung eines Gebäuderiegels mit vorgeschalteter dreidimensionaler Erschließungsstruktur als Lärmschutzbebauung und einer differenzierten Reihenbebauung im Blockinneren entsteht ein hochwertiges Ensemble. Unterschiedliche Wohnformen mit durchgehend barrierefreien Grundrissen, das differenzierte, auf die verschiedenen Nutzergruppen ausgerichtete wohnungsnahe Freiraumangebot und die auf der Grundlage eines einheitlichen Form- und Materialkanons variierende Gestaltung der Gebäude ergeben eine hohe Wohnqualität und eine beispielhafte architektonische Gestaltung. Der gegenüber der Energieeinsparverordnung deutlich reduzierte Energiebedarf wird durch ein BHKW und eine Kombination aus zwei Gaskesseln gedeckt und durch zentrale Leittechnik überwacht. Bezogen auf die Größe und Nutzungsvielfalt der Baumaßnahme ist das gewählte energetische Gesamtkonzept schlüssig und beispielgebend. Wohnbebauung Torfbruchstrasse, Düsseldorf-Gerresheim

Architektur: Prof. Schmitz Architekten GmbH, Köln
Foto: Architekten 

Das Projekt stellt sich als dreizeilige Bebauung entlang einer viel befahrenen Straße dar, wobei die nördliche Zeile als Lärmschutzbebauung mit südausgerichteten Wohn- und Schlafräumen konzipiert ist. Das Projekt ist barrierefrei und bietet allen 79 Wohnungen private Freibereiche. Die Gebäude sprechen eine ruhige, zeitlose Architektursprache und die Fassaden sind angenehm gegliedert. Die Grundrisse sind konventionell, teilweise zu tief und erzeugen einen erhöhten Bedarf an Kunstlicht. Der Heizwärmebedarf liegt bei ca. 45 kWh/m²a, die Gebäude erfüllen teilweise den KfW 40-, teilweise den KfW 60 Standard. Die Holzpellet - Nahwärmeanlage mit Gasbrennwertspitzenlastkessel führt zu einem sehr niedrigen Primärenergiebedarf. Darüber hinaus ist eine Lüftungsanlage in den Wohnungen vorhanden.

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