Internationaler Stahlbaukongress

Leicht, tragfähig, flexibel - Neues Bauen mit Stahl

Die Messe Essen sparte nicht mit Superlativen: Im Rahmen der DEUBAU-Messe in Essen luden die Architektenkammer NRW und das Stahl-Informations-Zentrum zum „größten Architekturkongress in Europa“ - so die Messe in einer Pressemitteilung. Ein Anspruch, der qualitativ und quantitativ erfüllt wurde: 1.300 Architektinnen und Architekten folgten am 18. Januar der Einladung in den großen Messesaal und erlebten sieben internationale Architekten und Planer, die das Thema „Werte bewahren mit Stahl - Neues Bauen im Bestand“ aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchteten.

27. Januar 2006von Christof Rose

„Die Fortentwicklung des Gebäudebestands ist für Architektinnen und Architekten ein zentrales Thema und eine große Herausforderung“, betonte der Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch, in seiner Begrüßung. Der Werkstoff Stahl lasse sich vielfältig einsetzen, um Altes mit Neuem zu verbinden.Überzeugende Beispiele für diese Behauptung lieferten vier international renommierte Architektenteams. William Taylor (Hopkins Architects, London) befasst sich seit über 20 Jahren mit der Sanierung und Entwicklung historischer Bauwerke. „Die Arbeit mit dem Gebäudebestand dient nicht allein dem Erhalt historischer Bausubstanz, sondern kann immer auch auf eine Wertsteigerung abzielen“, betonte Taylor, dessen über 100 Architekten umfassendes Büro u. a. bei der Zentrale der Financial Times in London und der Art Gallery in Manchester historische Bauten zeitgemäß ertüchtigt und ergänzt hat.Prof. Eric Dubosc (Architectes Dubosc et Landowski, Issy les Moulineaux) zeigte anhand einer Vielzahl von Arbeiten, dass sich Stahlkonstruktionen in Bauten der verschiedensten Epochen einfügen lassen: von der dekonstruktivistischen Schutzkonstruktion für eine historische Ruine über experimentelle, raumbildende Einbauten in ein Brückenbauwerk der 1870er Jahre bis zu Sanierungen von Schulen der 1960er Jahre reichte das Spektrum seiner Zeitreise.Mit einer gewagten Dachkonstruktion inmitten der denkmalgeschützten Wiener Altstadt hat das junge Team Silberpfeil-Architekten internationale Aufmerksamkeit erregt. Rita Reisinger und Christian Koblinger erläuterten das architektonische und technische Konzept der transparenten Stahl-Glas-Konstruktion, die auf ein Gebäudeensemble  aus der Mitte des 19. Jahrhundert aufgesattelt wurde. Die entstandenen Wohnungen erzielen Spitzenpreise und gehören zu den begehrtesten Objekten in Wien.Nicht auf das Material, sondern auf die Maßstäblichkeit komme es in erster Linie an, betonte Michiel Cohen (Architectenbureau Cepezed, Delft). Er stellte u. a. kleine Baulückenschließungen aus Stahl und Glas vor, die in starkem Kontrast zur Nachbarbebauung stehen, sich aber durch ihre Transparenz und Leichtigkeit hervorragend einfügen.Einen Farbtupfer der besonderen Art setzte der Vortrag von Friedrich Ernst v. Garnier (Studio für Farbentwürfe, Fürfeld). Der Farbdesigner befasst sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie Architektur stärker auf das menschliche Farbempfinden abgestimmt werden kann. Von Garnier präsentierte Arbeiten, die diesen Ansatz plastisch machten - u. a. Farbgestaltungen großer Lager- und Industriehallen, deren Massivität durch Farbeinsatz optisch reduziert werden konnte.Mit technischen Aspekten der Verwendung von Stahl im Bestandsbau befasste sich Prof. Karsten Tichelmann (ITL, Darmstadt). In seinem von Forschungsergebnissen untermauerten Vortrag stellte er vor allem das geringe Gewicht von Stahl im Verhältnis zu seiner Tragfähigkeit heraus. Der Einsatz von Stahlprofilen ermögliche oftmals Aufstockungen an Gebäuden, deren Statik eigentlich keine weiteren Lasten mehr zulasse.Große Festigkeit, hoher Vorfertigungsgrad, leichte Verarbeitung - diese Eigenschaften machen Stahl aus Sicht von Prof. Thomas Ummenhofer (TU Braunschweig) insgesamt zu einem idealen Werkstoff für die Arbeit im Gebäudebestand. Ummenhofer forderte die Architekten auf, neue, innovative Lösungen zu suchen: „Architekten müssen die Industrie fordern, damit neue Anwendungen entwickelt werden!“

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