Leitmotiv: Flexibilität und Bewegung - Marc Schwabedissen, Förderpreisträger 2002

Leitmotiv: Flexibilität und Bewegung - Marc Schwabedissen, Förderpreisträger 2002

Die Stiftung Deutscher Architekten hat am 13. März 2003 in Düsseldorf drei Absolventen nordrhein-westfälischer Architekturfakultäten mit dem Förderpreis 2002 ausgezeichnet. Einer von ihnen ist Marc Schwabedissen, den wir hier im dritten Teil unserer Interview-Reihe mit ausgezeichneten Nachwuchs-Architekten vorstellen.

16. August 2003von Interview: Vera Anton-Lappeneit

Ihre zum Förderpreis 2002 eingereichte Arbeit behandelte das Thema „Wohnen am Abgrund – neue Wohnformen an der Steilküste von Almada/ Lisboa". Wie sind Sie gerade zu dieser Aufgabestellung gekommen?

Ich habe ein besonderes Interesse für Städte am Fluss. Im Sommer vor dem Diplom war ich in Lissabon und von dieser Stadt beeindruckt. Als sich dann die Frage nach dem Diplomthema stellte, bin ich für drei Monate nach Lissabon gegangen um nach einem Thema zu suchen. Ich habe die Atmosphäre der Stadt aufgenommen und mit verschiedenen Architekten Kontakt aufgenommen. Kurz vor Beendigung meines Aufenthaltes hatte sich die Aufgabenstellung dann herausgebildet.

Wie ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Architektur zu studieren?

Ein Bekannter meiner Eltern war Architekt und hatte ein eigenes Büro. Schon als Kind fand ich die Atmosphäre und den Umgang mit Plänen und Modellen absolut faszinierend. Nach dem Abitur war mir dann auch aus anderen Gründen klar, dass ich Architektur studieren wollte.

Sie sind von der „Stiftung Deutscher Architekten“ mit dem Förderpreis 2002 ausgezeichnet worden. Glauben Sie, dass ein guter Architekt mit einer besonderen Begabung ausgestattet sein muss, oder spielt die Qualität der Hochschulausbildung die wesentliche Rolle?

Begabung für das was man tut oder tun möchte ist immer hilfreich und für den Erfolg wichtig. Ich glaube aber, dass die Hochschulen genügend Raum für die Entwicklung der Begabung geben sollten. Begabung ist am Anfang manchmal schwierig zu erkennen und muss sich entfalten können. Hier ist es Aufgabe der Hochschule, den Studierenden die optimalen Voraussetzungen für diese Entwicklung zu bieten. Ob man ein guter Architekt wird, ist das Ergebnis von Begabung, Ausbildung und anschließender beruflicher Erfahrung.

Wie bewerten Sie die derzeitige Hochschulausbildung?

Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt, meiner Meinung nach, zu stark im Entwurf. Ich meine, dass die Studierenden stärker auch mit den scheinbar „trockenen“ Themen des Berufsbildes, wie Berufsrecht, Baurecht, Bauleitung, konfrontiert werden sollten, damit frühzeitig erkannt werden kann, ob man wirklich alle Aspekte dieses Berufes ausfüllen kann oder auch will. Dann ergäbe sich schon im Studium die Möglichkeit, für sich einen Schwerpunkt zu bilden, der in der Praxis weiter vertieft werden kann.

Haben Sie schon während Ihres Studiums in Architekturbüros gearbeitet?

Ich habe ein Jahr in Sydney an dem Projekt „Stadium Australia, Hauptstadium für die Olympischen Spiele 2000" mitgearbeitet. In Sydney hat es mir sehr gut gefallen, und ich habe sogar überlegt, dort noch länger zu bleiben. Ich hatte dann aber Bedenken, dass ich den Absprung aus Sydney später nicht mehr schaffe. Durch meine Kontakte in Sydney hatte ich eine Anfrage aus dem Büro Fosters and Partners in London, wo ich für ein halbes Jahr an dem Projekt Neubau Wembley Stadion in der Entwurfsphase mitgearbeitet habe. Diese Erfahrung, wie die Arbeit in einer großen Bürostruktur bei Fosters und Partners, war für mich sehr wichtig.

Haben Sie Vorbilder in der Architektur?

Je nach Projekt an dem ich gerade arbeite. Für das Projekt „Wohnen am Abgrund“ waren das Jean Prouvé und Pierre König. Bei anderen Projekten können das andere Vorbilder und Leitlinien sein. Ich dogmatisiere das nicht.

Was machen Sie zu Zeit?

Seit Mai 2001 arbeite ich im Büro Sauerbruch Hutton in Berlin. Ich bin mit dem Projekt „Kunstsammlung Brandhorst München“ beschäftigt. Das Projekt ist aus einem Wettbewerb entstanden, den das Büro Sauerbruch Hutton gewonnen hatte. Nach einigen Überarbeitungsphasen haben wir dann den Auftrag bekommen. Durch ein Rotationsverfahren der Bearbeiter an den Projekten habe ich am Wettbewerb selber nicht mitgearbeitet, kann aber jetzt die weiteren Teile der Planung ausführen.

Welche Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft?

Ich möchte zurzeit noch Erfahrungen sammeln und würde mich später gerne selbstständig machen. Ich glaube, dass man vor allem auch die Randbereiche, die ein Architekt neben der klassischen Bauaufgabe ausfüllen kann, beachten muss. Vielleicht gehe ich in zwei Jahren nochmals ins Ausland, habe aber noch keine konkreten Vorstellungen, wo das sein könnte. Grundsätzlich bin aber ohne Angst, dass ich nicht arbeiten kann. Flexibilität und Bewegung ist mein Leitmotiv. Ich kann mir vorstellen, an vielen Orten dieser Welt und in vielen Bereichen zu arbeiten.

Zur Person:
Marc Schwabedissen, Jahrgang 1973, studierte von 1994 bis 2001 Architektur an der Fachhochschule Aachen, Diplom 2001. Tätigkeit bei: Bligh Voller Architects, Sydney; Fosters ans Partners, London; Sauerbruch Hutton, Berlin. Preise: 1. Preis eap Euregionaler Architekturpreis, Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten 2002.

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