Literarische Debatte um Kirchen-Umnutzung
Am 26. Mai fand in der umgebauten Klosterkirche St. Alfons in Aachen die vierte Veranstaltung in der Reihe „die zweite haut. architektur & literatur im dialog“ statt, die das Literaturbüro NRW e.V. in Kooperation mit der Architektenkammer NRW und weiteren Partnern organisiert. In dem ehemaligen Klostergebäude, das 2005 entwidmet und zu modernen Büroräumen umgestaltet wurde, trafen die verantwortlichen Architekten Michael Rau (Glashaus Architekten) und Florian Schweitzer (Kaiser Schweitzer Architekten) und der Denkmalpfleger a. D. Lutz-Henning Meyer auf den Autor Martin Mosebach.
Nach der ausführlichen Erläuterung des Umbaus der ehemaligen Klosteranlage durch die beiden Architekten las Martin Mosebach aus seinem 2005 erschienen Roman „Das Beben“. Im Mittelpunkt des Buches steht ein junger Architekt, der sich auf die Umgestaltung von unwirtschaftlich gewordenen historischen Gebäuden zu Luxushotels spezialisiert hat. Seinem eigenen Tun steht der Protagonist durchaus kritisch gegenüber: „Ich nehme an einem der wirkungsvollsten Anschläge auf die europäische Kultur teil: der Hotelisierung der Welt“, heißt es an einer Stelle.
Deutliche Kritik übte Autor Mosebach an dem Ort der Veranstaltung. Zwar lobte er die Arbeit der Architekten und das Ergebnis ausdrücklich, zeigte sich aber gegenüber der Modernisierung an sich kompromisslos: Die Umnutzung religiöser Gebäude stelle einen unverzeihlichen Kulturverlust dar, und die Tatsache, dass das Gebäude in der äußeren Form unverändert geblieben ist, sei eine reine Blendung und Vertuschung.
Es folgte eine äußerst lebhafte Diskussion, an der sich auch das Publikum lebhaft beteiligte. Mehrheitlich wurde die Umnutzung historischer (auch religiöser) Gebäude, deren ursprüngliche Funktionalität aufgegeben werden muss, verteidigt – besonders, wenn das Konzept so gelungen ist wie im Falle von St. Alfons.
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