Mut zu „Kunst und Bau“
Kunst und Bau – eine Kombination, die fasziniert und begeistert: Rund 100 Architektur- und Kunstfreunde kamen am Abend des 10. Oktober zur Vernissage der Ausstellung „Horst Gläsker – Farbe Raum Seele“. „Ein toller Zuspruch, der zeigt: Horst Gläsker weiß die Menschen mit seiner Kunst zu berühren“, sagte Prof. Wolfgang Sonne zur Begrüßung im Baukunstarchiv NRW. „Kunst und Bau ist uns ein wichtiges Thema, denn beides gehört oftmals zusammen; vor allem im öffentlichen Raum.“ Horst Gläsker sei ein Allroundkünstler, der Malerei, Bildhauerei, Musik und Tanz zusammenführe und in konkreten, gebauten Projekten verschmelze.
Dr. Ferdinand Ullrich, Honorarprofessor an der Kunstakademie Münster, vermittelte vertiefte Einblicke in das Werk und das Kunstkonzept von Horst Gläsker. „Üppig und voll“ sei das Werk des Düsseldorfer Künstlers, das durchaus dekorative Aspekte habe. „Eigentlich ein Todesurteil für jeden Künstler“, meinte Prof. Ullrich unter Bezugnahme auf Adolf Loos („Ornament und Verbrechen“) und die auf Reduktion und Rationalität ausgerichtete Architektursprache der Moderne.
Gläsker sei jedoch in Tradition des Jugendstils zu verstehen, analysierte Prof. Ullrich, und zwar im Sinne eines „umfassenden Kunst- und Weltverständnisses“. Horst Gläsker sei heute ein „Einzelkämpfer gegen die funktionalisierte Welt“. Dieser setze der Künstler eine Form des Überflusses als Form der Freiheit entgegen. „Entschlossen über mittlerweile vier Jahrzehnte, und konsequent dem Menschen zugewandt.“
Ferdinand Ullrich sprach exemplarisch die Säulen „Tag/Nacht“ im CentrO Oberhausen sowie die Gefängniskapellen für Männer und Frauen in der JVA Gelsenkirchen an. „Ein Spannungsfeld zwischen Konsum und Seklusion, das auch als Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen gelesen werden kann“, erläuterte Prof. Ullrich. In beiden Fällen werde Kunst als Ausdruck von Freiheit verstanden, einmal von Konsumzwängen, das andere Mal von Gefangenschaft.
„Die Arbeit von Horst Gläsker enthebt uns von der Banalität des Alltags“, so Ullrich. Es sei konsequent, dass Gold als Farbe sowie - in jüngerer Zeit - hochpolierter Edelstahl wichtige Materialien für den Künstler seien. Gläsker nehme sich Zeit, schaffe eine wertige und wertschätzende Kunst. Eine Kunst, die stets Assoziationen hervorrufe und die Fantasie beflügele.
Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW, betonte den Bezug der Kunst von Horst Gläsker auf vorhandene Architektur. „Viele seiner Werke gestalten den öffentlichen Raum, sei es als gebaute Kunst oder in performativer Kunst wie dem Pinseltanz.“
„Meine Welt ist immer eine Gegenwelt“, erklärte Horst Gläsker im Künstlergespräch au der Vernissage. Er wolle bewusst Schönes, Inspirierendes, ja die Ästhetik gegen die Katastrophenmeldungen der Welt setzen. „Das sehe ich als meine Aufgabe an.“
Kuratorin Inga Soll, Architektin mit ergänzendem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, warb dafür, dass wieder mehr „Kunst und Bau“-Wettbewerbe ausgelobt werden sollten. Die Arbeiten von Horst Gläsker seien hervorragende Beispiele für die Kraft, die von der Symbiose von beiden Welten ausgehen könne. Das „Medium Modell“ sei ein weiteres Bindeglied zwischen der künstlerischen Arbeit und der planerischen Entwurfsarbeit. Co-Kurator Heiko Sasse zeigte sich zudem fasziniert von der Persönlichkeit des Künstlers Gläsker. „Seine Energie reißt mit und reichte für uns gleich mit“, so das Kuratorenteam von „soll sasse architekten“ aus Dortmund.
Einige der Arbeiten von Horst Gläsker haben es in jüngster Zeit zu Insta-Hotspots gebracht: Das Treppenkunstwerk „Scala“ in Wuppertal, das auf Wunsch der lokalen Bevölkerung bereits zweimal erneuert wurde, wird von Touristinnen und Touristen sowie von Brautpaaren in gleicher Weise als Fotomotiv geschätzt. Die 112 Stufen der schmalen Treppenanlage wurden von Horst und Margret Gläsker farblich kodiert und jeweils mit einem Begriff beschriftet, der menschliche Emotionen und Motivationen im Verlauf des Lebens benennt. Horst Gläsker: „Mit Mut kommen wir weiter – und das ist das letzte Wort, das oben auf der 112. Stufe der ‚Scala‘ steht.“
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