Nachruf Gottfried Böhm (1920 – 2021)

Gottfried Böhm ist tot. Der Kölner Architekt starb am 9. Juni im Alter von 101 Jahren. Er zählte zu den prägenden deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts; als erster Deutscher erhielt er 1986 den renommierten Pritzker-Architekturpreis der Hyatt Foundation. Viele seiner prägenden Bauten vor allem der Nachkriegszeit stehen in Nordrhein-Westfalen. Die Architektenkammer NRW würdigt den großen Architekten in ihrem Online-Architekturführer www.baukunst-nrw.de mit einer Darstellung „Im Fokus“, in der die wichtigsten Bauwerke, die Gottfried Böhm in unserem Bundesland realisierte, mit Texten und Bildern präsentiert werden.

10. Juni 2021von Christof Rose/Ralf Roeder

Die Bauten von Gottfried Böhm, der neben Architektur auch Bildhauerei studierte, zeichnen sich durch ihre plastischen Formen und die expressive Verwendung des Materials Beton aus. Später verwendete er bei seinen Bauwerken vermehrt auch die Materialien Stahl und Glas. Bis Ende der 1960er Jahre konzentrierte sich das Werk von Gottfried Böhm vornehmlich auf den Kirchenbau, danach realisierte er auch öffentliche Bauwerke, Geschäfts-, Wohn- und Siedlungsbauten sowie städtebauliche Projekte.

Gottfried Böhm wurde am 23.01.1920 als Sohn von Dominikus Böhm, einem der wichtigsten Kirchenbaumeister seiner Zeit, und dessen Frau Maria in Offenbach geboren. Nach dem Abitur 1938 in Köln zog die Familie Böhm 1939 in den Heimatort von Dominikus Böhm, das bayrische Jettingen, zurück. Im selben Jahr wurde Gottfried Böhm zum Kriegsdienst eingezogen, von dem er aufgrund einer 1942 in Russland erlittenen Fußverletzung entbunden wurde. In den Kriegsjahren 1942 - 45 studierte er Architektur und Bildhauerei in München, wo er bis zur Rückkehr nach Köln 1947 lebte. 1948 heiratete Gottfried Böhm die Architektin Elisabeth Haggenmüller, mit der er die Söhne Stephan (1950), Markus (1953), Peter (1954) und Paul (1959) hat. Bis auf Markus Böhm sind alle Söhne ebenfalls Architekten.

Ab 1947 arbeitete Gottfried im Büro seines Vaters Dominikus Böhm in Köln, wo er von 1947 - 50 sein erstes eigenes Architekturprojekt, die Sakramentskapelle „Madonna in den Trümmern“ der kriegszerstörten Kirche St. Kolumba, ausführen konnte. In dieser Zeit arbeitete er zudem bei der Wiederaufbaugesellschaft der Stadt Köln unter Leitung von Rudolf Schwarz mit. Nach einem mehrmonatigen USA-Aufenthalt im Jahr 1951, bei dem er auch Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius kennenlernte, war Böhm von 1952 - 55 wieder im väterlichen Büro in Köln als Mitarbeiter tätig. Nach dem Tod des Vaters übernahm Gottfried 1955 das Architekturbüro Böhm.

Als international ausgezeichneter Architekt erhielt Gottfried Böhm 1963 eine Professur an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen (Emeritierung 1985).
Gottfried Böhm prägte in der Tradition seines Vaters Dominikus als wichtigem Kirchenbauer mit seinen zahlreichen Kirchenbauten vor allem den modernen Sakralbau der 1950er und -60er Jahre an Rhein und Ruhr. Als sein bedeutendstes Werk gilt die Wallfahrtskirche Maria Königin des Friedens in Neviges, die mit ihrem felsenartigen Betonfaltdach durch ihre einzigartige plastische Kraft und skulpturale Monumentalität einen eigenen Platz in der Baugeschichte der deutschen Nachkriegszeit einnimmt.

Nach dem Abflauen der Kirchenbaukonjunktur Ende der 1960er Jahre entwarf Gottfried Böhm vermehrt öffentliche Bauten, Bürogebäude, Theater- und Museumsbauten sowie Wohn- und Siedlungsbauten. Zu nennen sind hier etwa das Bensberger Rathaus, das Bürgerhaus Bergischer Löwe in Bergisch Gladbach oder das Diözesanmuseum in Paderborn. Die in den 1980er und 1990er Jahren realisierten Bauten entstanden teilweise unter Beteiligung seiner Frau Elisabeth und den Söhnen, die seit Anfang der 1980er Jahre im Büro mitarbeiteten.

https://www.baukunst-nrw.de/imFokus/gottfried-boehm/bauten

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