Neue Projekte zur Architekturvermittlung

Baukulturelle Bildung muss möglichst früh – schon in der Schule – beginnen. In dieser Überzeugung vermittelt die Architektenkammer NRW mit dem Kooperationsangebot „Kultur und Schule – Architektur und Stadtplanung als außerunterrichtliches Bildungsangebot“ regelmäßig landesweit die Themenfelder Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung an Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Altersgruppen.

09. Juni 2022von Anne Menrath

Auch in Zeiten der Pandemie laufen an 20 Schulen im Land spannende Projekte. Partner des Programms „Kultur und Schule“ ist das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Die
hohe Qualität der Arbeitsergebnisse nehmen beide Häuser immer wieder beeindruckt zur
Kenntnis. Pandemiebedingt kam es mehrfach zu Unterbrechungen von Projektreihen, unvorhersehbaren
Planänderungen und modifizierten Laufzeiten. Dennoch: In der Projektphase 2021/2022 konnten letztlich alle Architekturprojekte vermittelt und durchgeführt werden – und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Thema begeistert werden, wie zwei Beispiele exemplarisch zeigen können:

„Entwirf Deine Hobbyzone“

Die Düsseldorfer Alfred-Adler-Schule ist eine städtische Schule für junge Patientinnen und Patienten, die für einen Zeitraum von mehr als vier Wochen stationär behandelt werden müssen und daher nicht ihre Stammschulen besuchen können. Unterrichtet wird vorwiegend in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen. Nebenfächern und AGAngeboten wird aber auch Raum gegeben.

In diesem Rahmen arbeitete zum wiederholten Mal die Düsseldorfer Architektin Katrin Wollenweber jahrgangsübergreifend mit einer Gruppe von sechs Jugendlichen. Sie vermittelte den Schülerinnen und Schülern zunächst Grundlagen der Architektur wie analoges Zeichnen und maßstäbliches Darstellen. Darauf baute die Aufgabenstellung „Entwirf Dein Eigenheim – inklusive eines Rückzugsbereichs für Dein Hobby“ auf.

Im beeindruckenden Ambiente einer improvisierten, dabei aber professionell wirkenden Modellbauwerkstatt entstanden exakt gearbeitete und ausgesprochen ästhetische Modelle, die der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen bei einer Abschlusspräsentation im April von den jungen Verfasserinnen und Verfassern vorgestellt und erläutert wurden. Im gemeinsamen Rundgang offenbarte sich eine starke Identifizierung mit der eigenen Arbeit. Ob Tanzsaal, Leseraum, Urban-Gardening-Bereich, Turnraum oder „Haus als Gesamtkunstwerk“ – die Ausgestaltung des persönlichen Rückzugsortes zeichnete sich durch Ideenreichtum und vielfältige Details aus.

Nachnutzung für Bestand

Einer städtebaulichen Aufgabe widmeten sich die Kunstkurse des neunten Jahrganges am Bonner Clara-Schumann-Gymnasium unter Leitung der Architektin Monika Dietz. Die 30 Schülerinnen und Schüler lernten zunächst an den Beispielen Pienza, Brasilia, Karlsruhe und Eisenhüttenstadt den Begriff der Idealstadt kennen, um dann für ihr unmittelbares urbanes Umfeld einen utopischen Bauplan zu entwickeln: Die künftige Nutzung des innerstädtischen Viktoriabad-Areals war nach Schließung des Schwimmbads und Wegzugs des Stadtmuseums zunächst ungeklärt, bis sie im
vergangenen Jahr der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zugesprochen wurde. Diesen Umstand ausklammernd, sollten die Schülerinnen und Schüler ihre Utopie der Neubebauung dieser zentralen Freifläche entwickeln.

In acht Gruppenarbeiten entstanden unterschiedlichste Entwürfe, die auf einem städtebaulichen Bestandsplan in Modelle übertragen wurden. Der behutsame Umgang z. B. mit der unter Denkmalschutz stehenden Glasfront von Gottfried Böhm sowie die anspruchsvolle Detaildarstellung vorhandener Bausubstanz belegen deutlich, dass insbesondere auch das Verständnis von „Modellbau als Kunstform“ von den Schülerinnen und Schülern angenommen und umgesetzt wurde. Die Stadt Bonn würdigte das Projekt mit einer Ausstellung der Schülerarbeiten in ihrem Stadthaus.

www.architektur-macht-schule.de

Teilen via