Neujahrsempfang: Baukultur, HOAI, Wohnungspolitik
„Verantwortung gestalten!“ Unter diesen Leitgedanken stellte der Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch, seine Ansprache zum Neujahrsempfang 2012 der AKNW. „Verantwortung zu gestalten ist eine zentrale Aufgabe für die Architekten und Stadtplaner in Nordrhein-Westfalen, und zwar sowohl im konkreten baulichen Sinne als auch im übertragenden Sinn: Wir bemühen uns darum, die Verantwortung, die uns die Bauherren und Auftraggeber übertragen haben, auszugestalten: die Verantwortung kreativ und konstruktiv zu nutzen, ihr gerecht zu werden“, erklärte Hartmut Miksch. Das gelte auch für all diejenigen, die in Politik und Verwaltung, in Wirtschaft und Immobilienbranche, in Kultur und Medien Verantwortung übernommen hätten, betonte der Kammerpräsident vor rund 300 geladenen Gästen - darunter die Landtagsvizepräsidenten Angela Freimuth und Oliver Keymis, zahlreiche Landtagsabgeordnete, die stellvertretende Ministerpräsidentin und Schulministerin Sylvia Löhrmann sowie Bauminister Harry K. Voigtsberger und Kulturministerin Ute Schäfer.
Seine Begrüßung verband Hartmut Miksch mit einem Ausblick auf die zentralen Themen des Jahres 2012. Mit Freude blicke er auf die Fortführung der Landesinitiative StadtBauKultur NRW, betonte der AKNW-Präsident. „Im Gegensatz zu manch anderen Bemühungen hat ‚StadtBauKultur NRW‘ immer darauf abgehoben, interessierte Bürgerinnen und Bürger für Bauen und Wohnen, für Architektur und Stadtplanung zu begeistern und neues Interesse zu wecken - das ist in den ersten zehn Jahren der Initiative hervorragend gelungen“, resümierte Miksch und versprach, die AKNW werde sich weiterhin mit vielen Projekten und Diskussionsbeiträgen an der gemeinsamen Initiative beteiligen.Novelle HOAI: Faire Honorare gefordert
Verantwortung kann nur gestalten, wer auch verantwortungsvoll mit seinen Partnern umgeht. Ein wichtiges Instrument, mit dem der Umgang zwischen Architekten und Bauherren sinnvoll erleichtert wird, ist die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. „Wir können den großen Herausforderungen der Zukunft nur dann gerecht werden, wenn die qualifizierte Arbeit von Architekten und Ingenieuren angemessen honoriert wird“, rief der Präsident der Architektenkammer unter dem Applaus der Gäste des Neujahrsempfangs. In den letzten 13 Jahren seien die Honorare aber nur um 10 % erhöht worden, was einer jährlichen Anpassung von 0,8 % entspreche. „Das gibt es bei keinem anderen Berufsstand“, hob Miksch hervor. Er unterstrich zugleich, dass die Novellierung der HOAI,die derzeit zwischen Bundeswirtschafts- und Bundesbauministerium verhandelt wird, auch substanzielle strukturelle Verbesserungen bringen müsse. „Gerade beim Bauen im Bestand muss auf Qualität, auf langfristige Funktionalität und auf Werterhalt geachtet werden - eine aufwändige und anspruchsvolle Planungs- und Bauaufgabe, die entsprechend in der HOAI Berücksichtigung finden muss.“Wohnungsbau perspektivisch entwickeln!
Als besondere Herausforderung für den Berufsstand identifizierte der Kammerpräsident die energetische Sanierung des Gebäudebestandes im Sinne des Klimaschutzes. Benötigt würden Investitionssummen von rund 90 Milliarden Euro - alleine in NRW. Das sei nur zu bewegen, wenn es gelingt, privates Geld zu mobilisieren, private Eigentümer zu energetischen Sanierungsmaßnahmen zu motivieren. „Und dazu bedarf es begleitender Maßnahmen und verbesserter Rahmenbedingungen, wie eben auch eine verbesserte steuerliche Abschreibung für energetische Sanierungsmaßnahmen.“
Einen besonderen Schwerpunkt seiner Jahresvorschau legte Präsident Hartmut Miksch auf die Forderung an die Landespolitik, den Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen gezielt zu entwickeln und die Wohnungsbauförderung entsprechend wieder auf mindestens eine Milliarde Euro anzuheben. „In Nordrhein-Westfalen unterliegen gegenwärtig rund 650.000 Wohnungen sozialen Mietpreis- und Belegungsbindungen. Vor zehn Jahren waren das noch doppelt so viele. Der Rückgang geht rasant weiter – wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, warnte Miksch.Voigtsberger: Land nimmt Vorbildfunktion wahr
In seiner Antwort auf die Rede des AKNW-Präsidenten hob der nordrhein-westfälische Bauminister Harry K. Voigtsberger hervor, das Land NRW nehme seine Vorbildfunktion wahr. Das Wohnraumförderprogramm 2012 sehe neue Instrumente vor, die u. a. eine gezielte Förderung von Wohnungsbau in strukturschwachen Regionen erlaubten. Auch klimapolitisch habe man sich vorgenommen, landeseigene Bauten künftig nur noch klimaneutral zu errichten. Als weiteren Arbeitsschwerpunkt für das Jahr 2012 benannte Voigtsberger die Novellierung der Landesbauordnung NRW: „Wir wollen so viel Baufreiheit wie möglich, brauchen aber auch so viel Genehmigungspflicht wie nötig.“ Auch die Themen der Inklusion und der Barrierefreiheit würden dabei eine Rolle spielen.
300 Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen
Den Neujahrsempfang der AKNW bezeichnete der Bau- und Wirtschaftsminister des Landes NRW als „Pflichttermin, auf den man sich freut“. Rund 300 Gäste aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Immobilienbranche, Kultur und Medien nutzten die Gelegenheit zu einem intensiven Austausch und zur Pflege von Kontakten zu Jahresbeginn.
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