Neujahrsempfang der AKNW am 18. Januar im Haus der Architekten trotzt dem Orkan

Neujahrsempfang: Wittke zur HOAI „Stehe an Ihrer Seite!"

Kämpferisch zeigte sich der Präsident der Ar-chitektenkammer Nordrhein-Westfalen auf dem Neujahrsempfang der Kammer am 18. Januar: Zu den Themen HOAI, wirtschaftliche Lage der Architekturbüros und Baukultur in NRW bezog Hartmut Miksch pointiert Stellung. Trotz des Orkans „Kyrill“, der an diesem Abend über Deutschland hinwegfegte und den Bahnverkehr komplett zum erliegen brachte, waren rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Kultur ins Haus der Architekten in den Düsseldorfer Medienhafen gekommen - unter ihnen der stellvertretende Landtagspräsident Oliver Keymis, NRW-Bauminister Oliver Wittke, der Vorsitzende des Landtagsausschusses für Bauen und Verkehr, Wolfgang Röken sowie die baupolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Heinz Sahnen, und der SPD, Dieter Hilser und zahlreiche weitere Abgeordnete aus dem nordrhein-westfälischen Landtag und dem Bundestag.

22. Januar 2007von Christof Rose

In seiner Neujahrsansprache räumte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, dem Thema „Reform der Honorarordnung“ breiten Raum ein. „In dieser Frage treibt die Bundesregierung seit Jahren ein unwürdiges Spiel mit den planenden Berufen“, rief Miksch unter dem Beifall der anwesenden Architekten und Ingenieure. Man könne den Eindruck gewinnen, dass das zuständige Wirtschaftsministerium in Berlin auf Zeit gespielt habe in der Hoffnung, das Preisrecht werde schon durch Vorgaben der Europäischen Union zu Fall kommen. Diese Rechnung sei nicht aufgegangen; ein aktuelles Urteil des Europäischen Gerichtshofs habe vielmehr die Zulässigkeit von Gebührenordnungen ausdrücklich bestätigt.  

Ablehnung einer „Rumpf-HOAI“
Auch den vom Bundeswirtschaftsministerium ins Gespräch gebrachten Ansatz, den Geltungsbereich der HOAI auf die Entwurfsphasen zu beschränken, wies Miksch vehement zurück. „Eine solche Rumpf-HOAI wäre lediglich ein Zwischenschritt auf dem Weg zur endgültigen Abschaffung der Honorarordnung!“ Der Präsident der AKNW bat den nordrhein-westfälischen Bauminister Oliver Wittke und die anwesenden Parlamentarier, sich auf Bundesebene für den Erhalt und eine rasche Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure einzusetzen.Wittke sagt Unterstützung zu
Eine Bitte, auf die der nordrhein-westfälische Minister für Bauen und Verkehr umfassend einging. Es sei nicht nachvollziehbar, dass nach Monaten und Jahren der Vorüberlegungen noch immer kein Referentenentwurf für die Novellierung der HOAI vorliege, so Oliver Wittke. Er verstehe das Anliegen der Architektenschaft und halte die Honorarordnung aus Gründen des Verbraucherschutzes und der Baukultur für unverzichtbar. „Sie haben in dieser Frage den Bauminister des Landes an Ihrer Seite“, erklärte Wittke unter starkem Applaus des Publikums. 

Wirtschaftliche Konsolidierung?
Als äußerst positiv und Zuversicht verheißend beurteilten beide Redner die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Hartmut Miksch wies allerdings darauf hin, dass die Erholung und das damit einhergehende Wachstum im Bausektor vor einem sehr niedrigen Niveau ausgingen. „Der Konjunkturaufschwung ist bei der Mehrzahl unserer Mitglieder noch nicht nachhaltig angekommen“, stellte der Präsident der Architektenkammer klar. Die AKNW unterstütze ihre Mitglieder bei der Erschließung neuer Märkte. So habe die Kammer beispielsweise aktuell ein „Maßnahmenpaket Energieberatung“ geschnürt, das den Architektinnen und Architekten, den Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern im Lande dabei helfen solle, diesen prosperierenden Zukunftsmarkt aktiv zu besetzen.Aber auch die Politik sei gefordert, so Miksch. Die finanziellen Möglichkeiten, die sich durch die gute Konjunkturlage ergäben, müssten genutzt werden, um neue Förderprogramme aufzulegen und um damit den Investitionsstau in der Erhaltung und Weiterentwicklung der Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen aufzulösen. Miksch benannte vor allem den Stadtumbau West und die Anpassung des Wohnungsbestandes an die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft als konkrete Herausforderungen, vor denen Politik, Wirtschaft und auch die Architektinnen und Architekten in NRW stünden.

Der NRW-Bauminister unterstrich diese Aussagen und erklärte, die Landesregierung fördere den Wohnungsbereich mit hohem Mitteleinsatz. Dabei habe man in der Förderpolitik einen grundlegenden Kurswechsel vollzogen: Zum einen sei die Inanspruchnahme von Fördermitteln deutlich vereinfacht worden. Zum anderen sollten die inhaltlichen Schwerpunkte der Wohnungsbaupolitik der Landesregierung weiter ausgebaut werden, insbesondere die Eigentumsförderung sowie die Anpassung des Wohnungsangebots an die sich stark verändernde Struktur der Bevölkerung.Bewusstsein für Baukultur fördern
Wittke und Miksch betonten einhellig, dass der gemeinsame Einsatz für die Baukultur in Nordrhein-Westfalen mit großem Engagement fortgesetzt werden solle. „Wir wollen in diesem Jahr eine Reihe neuer Projekte starten, um unserer erfolgreichen Initiative StadtBauKultur NRW frische Impulse zu verleihen“, kündigte Kammerpräsident Miksch an.

Oberstes Ziel bleibe es, das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit für Fragen der Architektur, des Wohnens und des Städtebaus zu schärfen. Ein „Meilenstein“ auf diesem Weg werde der internetbasierte Baukunstführer werden, den AKNW und Ingenieurkammer-Bau gegenwärtig gemeinsam entwickelten.

Darüber hinaus werde die Architektenkammer dem Themenfeld der Architekturvermittlung in der Schule weiterhin einen herausgehobenen Stellenwert beimessen. Er freue sich, dass die Architektenkammer in diesem Vorhaben auf die enge Kooperation des nordrhein-westfälischen Schulministeriums zählen könne, betonte Hartmut Miksch. „Architektur ist Accelerator der wirtschaftlichen Entwicklung“
Bauminister Oliver Wittke rückte in diesem Zusammenhang auch eine werbewirksame Präsentation von Architektur „made in NRW“ in den Fokus. „Wir haben hervorragende Architektinnen und Architekten in Nordrhein-Westfalen. Leider tauchen Namen aus unserem Bundesland in der internationalen Architekturszene aber noch viel zu selten auf“, meinte Wittke und regte an, eine gemeinsame Leistungsschau der NRW-Architekten zusammen zu stellen. „Architekten sind ein wichtiges Cluster, das wirtschaftlich relevant ist und das wir noch stärker als bisher nach außen darstellen müssen“, so der Landesbauminister. Insgesamt sei er der Auffassung, dass die Qualität der aktuellen Architektur für Nordrhein-Westfalen einen wichtigen Faktor für den Aufschwung des Landes darstelle, bekräftigte Oliver Wittke. Beispiele wie der Medienhafen in Düsseldorf oder der Innenhafen in Duisburg seien vorbildhaft, müssten aber überall im Lande realisiert werden. „Architektur ist ein Accelerator für die wirtschaftliche Entwicklung Nordrhein-Westfalens!“

Teilen via