Offener Brief an die Parlamentarier in NRW

Offener Brief: Den Berufsstand der Architekten fair behandeln!

Architekten geben unserem Land bauliches Profil. Sie helfen damit den Städten und Regionen in NRW, sich im internationalen Standortwettbewerb behaupten zu können. Damit Architekten diese Leistungen auch in Zukunft erbringen können, braucht unser Berufsstand eine verlässliche Grundlage: Eine novellierte Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Offener Brief des AKNW-Präsidenten Hartmut Miksch

23. April 2007von Hartmut Miksch

Sehr geehrte Mitglieder des Landtags Nordrhein-Westfalen,
sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestags aus Nordrhein-Westfalen, 

ich wende mich heute an Sie, weil ich in großer Sorge bin, um die berufliche Zukunft vieler Berufskolleginnen und Berufskollegen. Zwar entwickelt sich die Baukonjunktur – nach elf Krisenjahren – endlich wieder positiv. An vielen Architekten geht der Aufschwung jedoch vorbei.Die Honorarsätze für Architektenleistungen sind seit 1995 nicht mehr erhöht worden. Als Folge dieser Entwicklung sind viele Architekturbüros in ihrer Existenzfähigkeit bedroht.

Die rund 30.000 Architektinnen und Architekten in NRW sichern in ihren Büros mehr als 100.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze. Architekten stehen für das Qualitätsversprechen des Berufsstandes. Architekten entwickeln bauliche Lösungen, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele, die Deutschland sich gesetzt hat, realisieren zu können. Architekten entwerfen moderne Konzepte für Kindergärten und Schulen, die unseren Kindern das richtige Umfeld zum Lernen bieten. Architekten geben unserem Land bauliches Profil. Sie helfen damit den Städten und Regionen in NRW sich im internationalen Standortwettbewerb behaupten zu können. Damit Architekten diese Leistungen für unsere Gesellschaft auch in Zukunft erbringen können, braucht unser Berufsstand eine verlässliche Grundlage: Eine novellierte Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), die den Architekten zudem auskömmliche Honorare sichert.

Der Grundsatz „angemessenes Honorar für qualifizierte Leistung“ wird für alle anderen Berufsstände ganz selbstverständlich akzeptiert – nur für den Architektenberuf soll er offenbar nicht gelten. Oder warum tut man sich so schwer mit der Novellierung der bewährten Gebührenordnung für die planenden Berufe? Der Novellierungsdialog ist bislang nur auf der Fachebene geführt worden. Seit Jahren ohne erkennbare Fortschritte. Es ist darum höchste Zeit, die Diskussion über die Zukunft der HOAI in die Parlamente zu tragen, um die Stagnation zu überwinden und politisches Momentum für den Fortgang des Reformprozesses zu erzeugen.

Die Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags haben sich vor zwei Jahren geschlossen für die Novellierung der HOAI ausgesprochen. An deren Adresse gerichtet sage ich: Halten Sie Kurs! Unterstützen Sie die AKNW auch weiterhin bei ihrem Bemühen, die Preisrechtsverordnung zu modernisieren. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag ausdrücklich zum politischen Ziel einer HOAI-Novelle in dieser Legislaturperiode bekannt. An die Bundestagsabgeordneten ergeht darum meine Bitte: Setzen auch Sie sich dafür ein, dass dieses wichtige Reformprojekt endlich zum Abschluss gebracht wird.

Die Architektenkammern haben ein überzeugendes Novellierungskonzept vorgelegt. Es erfüllt alle Vorgaben, die der Bundesrat seinerzeit als Richtschnur formuliert hat, um die HOAI einfacher, transparenter und flexibler zu machen. Das Baukostenberechnungsmodell schafft überdies wirksame Anreize zum kostengünstigen und qualitätsbewussten Bauen. Nehmen wir also das Novellierungskonzept der Architektenkammern als Ausgangspunkt für konstruktive Verhandlungen im Kreis aller Akteure aus Bund und Ländern über die Inhalte einer modernisierten, zeitgemäßen Honorarordnung! Dass dazu auch eine angemessene Erhöhung der Honorarsätze gehören muss, versteht sich von selbst. Und es darf auch keine Rumpf-HOAI sein, die nur noch für Teilleistungen und kleine Projekte Gültigkeit hat.

Eine Gebührenordnung dient dem Verbraucherschutz. Das Preisrecht in Deutschland ist zudem europafähig. Erst jüngst hat der Europäische Gerichtshof in einem bahnbrechenden Urteil fest gestellt, dass Preisrechtsverordnungen unter anderem aus Gründen des Verbraucherschutzes zulässig sind. Es gibt also keinen Grund mehr, die Novellierung der HOAI weiter auf die lange Bank zu schieben.

Darum appelliere ich an Sie: Interessieren Sie sich für die existenziellen Belange unseres Berufsstands! Unterstützen Sie die Architektenschaft! Machen Sie ihren politischen Einfluss geltend und setzen Sie sich im parlamentarischen Raum mit Nachdruck dafür ein, dass die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure in diesem Jahr endlich zielgerichtet novelliert wird!

Ihre aktive Unterstützung in dieser wichtigen Frage dankt Ihnen schon heute 

Ihr 

Hartmut Miksch
Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
miksch@aknw.de 

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