Rudolf Hermanns, Kuno Riemann, Heinrich J. Kayser und Franz Heinrich Siesmayer

Rudolf Hermanns und Kuno Riemann: Das Zooviertel in Wuppertal

Die Umgestaltung des städtebaulichen und landschaftlichen Areals in Wuppertal-Elberfeld im Rahmen der „Regionale 2006“ nimmt derzeit Konturen an. Die Stadt Wuppertal hat in ihrer Entwicklung die Hanglagen zur Ausbildung besonderer Freiräume – den so genannten Bergparks - genutzt. Die heutige Attraktivität und die besondere historische Bedeutung des Zooviertels, eines wilhelminischen Villenquartiers in räumlicher Einheit mit dem Zoopark, macht einen solchen „Bergpark“ zu einem wertvollen Baustein im Strukturentwicklungsprogramm „Regionale 2006“. Das Gebiet wurde im Zeitraum 1885-1935 entwickelt. Die planenden Köpfe erkannten schon damals das Potenzial des Ortes und schufen unabhängig voneinander eine planerische Einheit, die zur Zeit in den Mittelpunkt der „Bergischen Expo“ des Städtedreiecks Wuppertal, Solingen und Remscheid gerückt ist. - Ein Beitrag unserer Reihe „Retrospektive: Einflussreiche Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in NRW“.

11. Mai 2006von Willi Landers

Das gesamte Viertel am Zoo in Wuppertal ist das Ergebnis der Planungen von Rudolf Hermanns und Kuno Riemann. Bei der Entwicklung des Zooviertels sind zwei Arbeitsweisen des Architektenteams ablesbar: Der städtebauliche Ansatz von Hermanns und der bautypologische von Riemann.

Das Villenviertel am Zoologischen Garten in Elberfeld entstand als typische Stadterweiterung für wohlhabende Bevölkerungsschichten während der Verstädterung zur Zeit der Industrialisierung. Es wurde als großzügiges Viertel mit freistehenden Häusern und Gärten konzipiert. Gärten und Alleen betten das Viertel in eine natürliche Umgebung ein. Hermanns und Riemann entschieden sich, die Straßen mit Sichtachsen, Point de Vues und der dazugehörigen Geometrie anzulegen. Durch markante Sichtbezüge treten die einzelnen Elemente des Viertels miteinander in Korrespondenz.

Zwei wichtige Annäherungen prägen die Quartiersstruktur: Die Walkürenallee führt vom Bahnhof Zoologischer Garten (Baujahr 1881) direkt auf die Eingangsgebäude des Zoos. Eine zweite Achse ist von der Schwebebahnhaltestelle Zoo/Stadion ebenfalls auf das Gebäude ausgerichtet. Die vielfältige Morphologie der Gebäude als Doppelvillen, Einzelvillen und Reihenhäuser auf Grundlage eines Grundrisstyps ist aus heutiger Sicht in der Region beispielhaft. Hermanns und Riemann bauten nicht nur malerisch, sondern auch ebenso symmetrisch und unter Berücksichtigung des Formenkanons der klassischen Baustile. Es sind hauptsächlich die Doppelvillen, die Hermanns und Riemann mit klassischen Architekturzitaten versehen haben. Mit diesen Häusern leisteten Hermanns und Riemann einen wichtigen Beitrag zur Jugendstilarchitektur in Wuppertal geleistet.

Bereits 1880 hatte die Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Elberfeld für den Bau des zentralen Gebäudes des Zoologischen Gartens der Stadt einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Nachdem von den prämierten Entwürfen keiner ausgeführt wurde, entstand das Gebäude in drei Bauabschnitten in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren nach einem Entwurf des Architekten Heinrich J. Kayser (1842 - 1917). Die Architekten und Stadtplaner Hermanns und Riemann führten den Entwurf in den beiden letzten Bauetappen später fort. So konnten u. a. auch die Sichtachsen des Quartiers verfeinert werden. Das Gebäude stellt somit für das später entstandene Zooviertel einen zentralen Bezugspunkt dar.

Kernstück des denkmalgeschützten Areals ist der Zoologische Garten - einer der ältesten und traditionsreichsten in Deutschland. Für die Planung war der Frankfurter Gartenarchitekt Franz Heinrich Siesmayer verantwortlich. Siesmayer galt als großer Kunst- und Handelsgärtner, der bereits mit dem Frankfurter Palmengarten überzeugt hatte. Für Wuppertal diente ihm Hagenbecks Tierpark in Hamburg als Vorbild.

Die Wuppertaler Anlage trat besonders durch die integrierten Waldpartien und die reizvolle Aussicht hervor und kam damals dem Idealbild eines großen, baumbestandenen Park nach englischem Vorbild sehr nahe. Unter dem Zoodirektor Josef Keusch, der zugleich Gartengestalter war, wurde der Garten in den Jahren 1900 bis 1934 mit Löwenschluchten, Nordlandpanorama, Seelöwenbecken und Tierwiesen weiter ausgestattet. Im Rahmen der „Regionale 2006“ werden einige zentrale Bereiche der Anlage (z. B. das Wiesental) rekonstruiert. Der Zoo wird darüber hinaus in südlicher Richtung um ein neues Löwengehege erweitert. 

Willi Landers ist Architekt in Düsseldorf   

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