Gebäude aus Glas und Stahl, in der Form eines Elephanten
Mitten im Maximilianpark steht der weltgrößter Glaselefant. Der Künstler Horst Rellecke verwandelte 1984 anlässlich der ersten Landesgartenschau Nordrhein-Westfalens die Kohlenwäsche der ehemaligen Zeche Maximilian in die heute begehbare Plastik. - Picture8/Lizenz: CC0, Wikimedia Commons

Rund um den Elefanten

Wer am Bahnhof von Hamm aussteigt und mit dem Bus zum Maximilianpark am östlichen Rand der Stadt fährt, dem begegnen schon auf dem Weg zahlreiche Dickhäuter, in jeder Farbe und Größe. Im Laufe der letzten 40 Jahre ist der Elefant in der westfälischen Großstadt immer heimischer geworden, hat es inzwischen sogar bis zum Maskottchen von Stadt und Region gebracht.

17. April 2024von Dr. Frank Maier-Solgk

Sein erstes Auftreten hatte er auf der Landesgartenschau in NRW 1984, wo er im Maximilianpark als weithin sichtbarer Glaselefant durch die Umwandlung bzw. Erweiterung der ehemaligen Kohlenwäsche sein markantes Elefantengesicht erhielt. Damals, im Frühjahr und Sommer 1984, kamen 1,3 Mio. Besucher zur ersten Landesgartenschau in den neu angelegten, 22 Hektar großen Park auf dem Gelände der aufgelassenen Zeche Maximilian.

Die Pflanzenschau von Hamm war der gelungene Auftakt einer bis heute anhaltenden Geschichte mit vielen Höhepunkten. Es folgten im Dreijahresrhythmus weitere 18 Landesgartenschauen, wobei die Besucherzahlen je nach Standort erheblich schwankten. Das Hauptanliegen aber waren ohnehin nachhaltig wirkende Impulse für die Region und die Verbesserung der Lebens- und Umweltqualitäten der Städte und ihrer Umfelder. In der Regel entwickelte man neue Park- und damit Freizeitanlagen, nicht selten auf den Konversionsflächen der Kohleindustrie wie zuletzt 2020 in Kamp-Lintfort, oder auf der Fläche einer ehemaligen Abfalldeponie wie im Fall von Leverkusen 2005; oder auf aufgegebenen Kasernengelände (Hemer, 2010).

Auch das Gelände des Maximiliansparks hat eine allerdings lange zurückliegende industrielle Geschichte. 1902 wurde das Gelände von dem Stahlkonzern Maxhütte AG aus dem oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg zur Deckung des Bedarfes an Steinkohle erworben. Mehr als zehn Jahre dauerte allein die Erschließung, während der Kohleabbau selbst schon nach zwei Jahren in der Folge mehrerer Wassereinbrüche wieder eingestellt werden musste. Während des 2. Weltkriegs erfolgten kurzfristige Reaktivierungsversuche, später verwaiste das Gelände, nahm Strauchwiesencharakter an und entwickelte sich zum Rückzugsgebiet bedrohter Pflanzenarten.

In der Zwischenzeit in die Stadt Hamm eingemeindet, gewann man 1980 den Wettbewerb um die Ausrichtung der ersten Landesgartenschau in Nordrhein-Westfalen. Verantwortlich für die Gestaltung waren die Landschaftsarchitekten Rainer Martin und Professor Wedig Pridik, der später für die BUGA 1997 auch für den Nordsternpark von Gelsenkirchen den Rahmenplan erstellte. Die beiden Architekten integrierten in das wellige und abwechslungsreiche Terrain auf dezente Weise die baulichen Relikte des Bergbaus.

Den Maximilianspark besuchen jährlich nicht weniger als 350 000 Gäste, viele davon Kinder. Der Grund liegt nicht zuletzt am umfangreichen Rahmenprogramm, denn das Gelände ist nicht nur ein Ort der Pflanzen und Gärten, sondern bietet ein breites Spektrum an Veranstaltungen für die ganze Familie, von Konzert- und Kabarettveranstaltungen bis zum „Essen am Lagerfeuer für Kids“; ein echter Volkspark, mit einer ganzen Sequenz an Spiel- und Kletterplätzen, einem Schmetterlingshaus in tropischer Umgebung, einer großen Ausstellungshalle mit Drachenmonstern und diversen Themengärten. Die Pflanzenliebhaber werden sich hingegen an den Stauden- und Gräsergarten des niederländischen Gartenarchitekten Piet Oudolf erfreuen, der hier mit mehr als 50 000 Stauden in Form mehrerer zusammenhängender Felder in großem Stil eines der besten Beispiele seiner Idee eines naturalisierten Gartens realisieren konnte.

Trotz der offensichtlichen Beliebtheit des Maximiliansparks: Mit Blick auf die weitere Entwicklung von Landesgartenschauen muss man an den bisher verfolgten Ansatz - auf Brachen an den Rändern oder außerhalb der Städte aufwändige neue Parklandschaften bzw. Freizeitparks anzulegen – wohl doch ein Fragezeichen setzen. Die ursprüngliche Idee der Landesgartenschauen, die Lebensqualität der Städte zu erhöhen, hieße heute, angesichts von Klimawandel und notwendiger Resilienzstärkung sowie angesichts einer drohenden Verödung der Innenstädte den Schwerpunkt zu verlagern und hier mit mehr Grün die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Nicht nur die Diskussionen im Vorfeld der Bundesgartenschau von Wuppertal belegen die Notwendigkeit, die Konzepte immer wieder weiterzuentwickeln. Neuss im Jahr 2026 und entweder Kleve oder Steinfurt 2029 werden Gelegenheit bieten, die Form der Landesgartenschau erneut zu überprüfen.

Weitere Informationen zum Maximilianpark auf baukunst-nrw.

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