Römisch-Germanisches Museum in Köln – Foto: Thomas Robbin / www.baukunst-nrw.de

Sanierung der großen römischen Villa

Auf der Kölner Domplatte herrscht Baustellenbetrieb. Das Dom-Hotel ist von Planen eingehüllt, hinter denen ein kompletter Neubau (bei Erhalt der Fassade) errichtet wird. Gegenüber, auf Kölns derzeit wichtigster Baustelle, versteckt sich auch das Römisch-Germanische Museum hinter Bauzäunen.

05. März 2024von Dr. Frank Maier-Solgk

An einer Lücke stehen Passanten und versuchen, durch die staubigen Scheiben einen Blick auf das berühmte Dionysos-Mosaik im Untergeschoss zu werfen - den festlichen Boden des vornehmsten Speisezimmers der Stadt, das im dritten Jahrhundert in eine sogenannte römische Perystilvilla eingebaut wurde.

1941 hatte man den Schatz beim Bau eines Luftschutzkellers entdeckt und nach ersten provisorischen Aufenthalten nach dem Krieg das archäologische Museum in einem ebenso mutigen wie angemessenem Schritt genau darüber errichtet – den Ort und das Thema des Hauses miteinander verknüpfend. Im März 1974 war die Eröffnung gewesen.
Entworfen hatten den zweigeschossigen Museumsbau (nach gewonnenem Wettbewerb) zwei Braunschweiger Architekten, Heinz Röcke und dessen Professor Klaus Renner. Mit eingerücktem und verglastem Erdgeschoss und einem umlaufenden Säulenkranz öffnet sich das auf fast quadratischem Grundriss errichtete Haus zum Roncalli-Platz, während der als geschlossene Box ausformulierte Körper des Obergeschosses gewichtig, aber nicht zu massiv darüber schwebt. In dieser einfachen orthogonalen Grundform unterstreicht der Bau die Horizontale und damit den Kontrast zum gotischen Dom, während der Grundriss des Baus mit seinen Innenhöfen sich an den einer römischen Villa anlehnt, sich durch eine Ost-West-Passage jedoch stärker in den städtischen Kontext integriert. Insgesamt betont der Bau in seiner klaren und dennoch durchlässigen Struktur eine dezidiert moderne Handschrift, die sich auch vis-à-vis des Doms gut behauptet. 2016 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

50 Jahren später ist die Sanierung allerdings mehr als überfällig. Bereits Ende 2018 musste das Haus betriebsbedingt wegen technischer Mängel wie mangelndem Brandschutz schließen; 2022 begann man mit ersten (Vor-)Sanierungsarbeiten, die zunächst vor allem eine Betondecke zwischen Museum und Dom oberhalb der Dombauhütte betrafen, die sich als brüchig herausstellte. Diese Arbeiten sind nun weitgehend abgeschlossen.
Anfang Februar dieses Jahres beschloss der Rat der Stadt Köln auf der Grundlage erweiterter Sanierungsaufgaben und einer entsprechend veränderten Kostenplanung (Gesamt: 167 Mio. Euro) die Generalsanierung. Für 2028, heißt es, sei deren Abschluss vorgesehen. Vorerst zurückgestellt scheint der zeitweise geplante Abriss des ebenfalls 1974 eröffneten separaten Studiengebäudes südöstlich des Museums zu sein, das durch einen Gang mit dem Museum verbunden ist. Die Stadtverwaltung, so heißt es, „stellt aktuell Überlegungen über die Zukunft des Studiengebäudes an, aber das weitere Vorgehen ist noch in Prüfung.“

Was das Museum betrifft, sieht das Sanierungskonzept des Büros Allmannwappner bei schonenden Umgang eine „Stärkung und Fortführung des ursprünglichen architektonischen Konzeptes“ vor: Die denkmalgeschützte Pfosten-Riegel-Fassade wird gereinigt (beschädigte Granitplatten werden ausgetauscht) bleibt aber ansonsten erhalten. Das Dach wird für eine Begrünung und Photovoltaikflächen ertüchtigt.Man werde, so Projektleiterin Judith Klug, das Haus im Sinne der Ursprungsintention wieder transparenter machen, zum Beispiel Wandverkleidungen an der Nord- und Ostseite, die Ein- und Ausblicke in das Museum verstellt haben, zurückbauen. Haupteingriff ist die Schließung der Passage, um im Erdgeschoss mehr Platz für das Foyer, die Museumspädagogik sowie vor allem für Wechselausstellungen zu schaffen, für die ein Raum neu eingestellt wird. Die Ausstellungspräsentation, die – ungewöhnlich genug – ebenfalls unter Denkmalschutz steht, wird überarbeitet (jangeled nerves, Stuttgart), wobei ein Neubau der Sockel der einzelnen Inseln sowie eine stärkere mediale Vermittlung der Inhalte Hauptaufgaben sein werden. Auch das Mosaik wird, so Projektleiterin Betz, neu und inhaltlich intensiver vermittelbar werden. Bis es so weit ist, bis vor allem nicht weniger als 12 000 ausgelagerte Objekte wieder an ihrem Platz stehen werden, wird noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen.

Teilen via