Smarte Bürger in einer smarten Stadt

"Wir bauen eine smarte Stadt". Unter diesem Titel führte CREATIVE NRW am 28. September in Kooperation mit der Architektenkammer NRW und Web-de-Cologne eine Fachdiskussion im Kölner "Rotonda Club" durch. Einig waren sich die Diskutanten, dass der Begriff "smart city" nicht eindeutig definiert sei.

29. September 2017von Christof Rose

"Elemente sind Digitalisierung, Mobilität, Energie, Prosperität und vieles mehr", erklärte Klaus Burmeister, Moderator und Impulsgeber der Veranstaltung, in seiner Einführung. Der Geschäftsführer des "foresightlab" in Köln hat bereits verschiedene Forschungsprojekte zur Entwicklung von Städten und zu möglichen Innovationslinien im urbanen Kontext verfasst. Aktuelle "Smart City"-Projekte finde man in Oxford und Wien, in der Landeshauptstadt Düsseldorf genauso wie in Gelsenkirchen. "In der Regel erfolgt die Entwicklung als top-down-Projekt, getrieben von Unternehmen oder der Politik", konstatierte Klaus Burmeister.

Smart city als polis

Die "Stadt 4.0" biete vielfältige Möglichkeiten und Chancen für kreative Vordenker, meinte Prof. Rolf-Egon Westerheide (RWTH Aachen). Als Vorstandsmitglied vertrat er den Kooperationspartner Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in der Diskussionsrunde. Man müsse Acht geben, dass "smart city" nicht als rein technisches Projekt betrachtet werde. "Wir müssen auch Aspekte wie Wohnen, Inklusion und Partizipation einbeziehen, wenn die kluge Stadt eine polis sein soll, eine Stadt der Bürgerinnen und Bürger, der Urbanität und des Austausches", betonte der Architekt und Stadtplaner.

Kluge Stadt für alle

Ein Ansatz, den auch die freie Kuratorin und Unternehmerin Ela Kagel vertrat. Mit ihrem Projekt Supermarkt in Berlin bietet sie Start-ups und Kreativen Raum zur Entfaltung und zur Kollaboration. "Wir müssen den Fokus weg vom technischen Netz hin zu den Bewohnern und Nutzern der Stadt verschieben", warb Kagel. Das beinhalte auch den Anspruch, dass Stadt für alle Bevölkerungsgruppen Angebote bereithalten müsse. "Entwicklungen wie aktuell in Berlin und vielen großen Städten, dass nur noch Wohlhabende sich das Wohnen im Stadtzentrum leisten können, konterkarieren jeden ‚smart city‘-Ansatz", mahnte Ela Kagel.

Smart governance

Wenngleich er den Terminus smart für unscharf und abgedroschen hielt, stellte Reiner Gottschlich von der Stadt Köln doch dar, wie er mit seiner dezernatsübergreifenden "Koordinierungsstelle Klimaschutz, Smart City Cologne" versucht, in der Stadtverwaltung ein neues Denken zu implementieren, das Stadtentwicklungsprozesse ressortübergreifend gestalten will und auch offen für Versuche ist. "Wir wollen ‚smart governance‘ für Köln", erklärte Gottschlich. Smart City-Rezepte gebe es nicht, jede Stadt sei anders und müsse ihren individuellen Weg finden. Köln habe eine lebendige kreative Szene, die nach Kräften gefördert werden solle. Als Stadtverwaltung habe er aber auch den Auftrag, andere Bevölkerungskreise mitzunehmen, wenn es um Klimaschutz und digitale Stadtentwicklung gehe.

Kreative Räume, die sich rechnen

Auch aus Sicht des Projektentwicklers Andreas Gerhardt kann sich die Entwicklung neuer Arbeitswelten kaufmännisch durchaus lohnen. Mit seiner Firma KairosReds bietet er Eigentümern Unterstützung bei der Entwicklung neuer Immobilien auf urbanen Konversionsflächen und Restgrundstücken sowie bei der Weiterentwicklung älterer Immobilien. "Das Verschwinden einfacher manueller Arbeiten wird unsere Gesellschaft – und damit unsere Städte - grundlegend verändern", lautete seine Prognose. Bei der Entwicklung neuer Infrastrukturen und von Immobilien müsse dies so gut wie möglich berücksichtigt werden. "Smart City muss auch nachhaltig sein!"

Mehr Arbeitsbegriff als Vision

Wie Claudia Jericho, Geschäftsführerin von CREATIVE NRW, abschließend zusammenfasste, zeigte die Vielfalt der Diskussion in Köln, dass "smart city" weder ein Heilsversprechen noch eine städtebauliche Leitlinie sein kann. Für Prof. Rolf-Egon Westerheide handelt es sich eher um einen "Arbeitsbegriff". Leitlinie im Städtebau bleibe für ihn die "Europäische Stadt", die Raum für "smart citizens" gebe. 

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