Solar Decathlon Europe in Wuppertal
Im Juni 2022 findet das Finale des „Solar Decathlon Europe“ in Wuppertal und damit erstmals in Deutschland statt. Gesucht werden bei dem Hochschulwettbewerb Sanierungs- und Nachverdichtungsentwürfe für künftige, klimaneutrale Quartiere. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unterstützt das Projekt ideell und wird mit einem Aktionstag für fachlichen Input sorgen.
Beim Solar Decathlon Europe sind internationale Hochschulteams aufgerufen, solar versorgte Wohnhäuser zu entwerfen, zu bauen und zu betreiben. Das Konzept für den Wettbewerb stammt ursprünglich aus den USA, wo 2002 der erste Solar Decathlon auf der National Mall in Washington stattfand.
Zum zwanzigsten Jubiläum kommt die Veranstaltung nun erstmals nach Deutschland: Vom 10. bis 26. Juni 2022 findet das Finale des Solar Decathlon Europe 21/22 (SDE 21/22) in Wuppertal statt. 18 internationale Hochschulteams aus elf Ländern haben sich qualifiziert – darunter sechs deutsche und eine türkisch/deutsche Kooperation. Veranstaltet und wissenschaftlich begleitet wird der Wettbewerb von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal. Dem Team steht ein interdisziplinär aufgestellter Beirat mit Fachexpertise zur Seite, unter anderem ist die Bundesarchitektenkammer hier vertreten. Das Großprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
Mit der Wuppertaler Edition steht zum ersten Mal in der Geschichte des internationalen Wettbewerbs das nachhaltige Bauen und Leben in Städten im Mittelpunkt. Zukunftsgerichtetes Bauen in der Stadt bedeutet Umbau und Weiterbau statt Neubau.
Deshalb geht es beim SDE 21/22 um Bestandssanierungen und innovative Nachverdichtungskonzepte auf dem Weg zum klimaneutralen Quartier. Die Teams befassen sich mit einer von drei typischen Aufgaben des Bauens im Bestand – entweder in Wuppertal oder in ihrem Heimatland: Anbauen, Aufstocken und Baulücken schließen.
Jedes Team präsentiert einen Entwurf für das Gesamtgebäude wie in einem typischen Architekturwettbewerb. Daneben errichten die Studierenden jeweils einen repräsentativen Teil dieses Gebäudes, etwa eine Wohneinheit, als Demonstrator im Maßstab 1:1 auf dem Solar Campus in Wuppertal. Das Selberbauen macht diesen Wettbewerb zu etwas Besonderem.
18 Teams, 18 Visionen
So unterschiedlich die Teams, so unterschiedlich sind die Visionen für die einzelnen Bauaufgaben. An einem Konzept zur Aufstockung des geschichtsträchtigen Café ADA in Wuppertal arbeitet etwa das Team der Hochschule Düsseldorf. Die vertikale Erweiterung um 15 Wohnmodule in Holzbauweise soll Platz für Menschen aller Altersgruppen schaffen, gleichzeitig ein Ort der Begegnung bleiben. Besonders auffällig ist die Fassade, die aus vertikalen Lamellen besteht und so einerseits für die Luftzufuhr sorgt und andererseits Platz für Photovoltaikzellen bietet. Ein Gemeinschaftsgarten auf der Dachterrasse lädt zum Bepflanzen und Verweilen ein.
Ein Team aus Thailand beschäftigt sich hingegen mit der Umgestaltung leerstehender Gebäude eines historischen Viertels in Bangkok. Ein niederländisches Team widmet sich der Modernisierung von nicht mehr zeitgemäßen Mietshäusern in Den Haag. Alle Projekte setzen auf Klimaschutz, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und ansprechende Architektur. Gleichzeitig wird der individuelle Charme der alten Gebäude aber beibehalten.
Lebenswerte Städte von morgen
Innovative Lösungen für nachhaltigen Wohnraum zu schaffen, ist das Ziel des Solar Decathlon. Gleichzeitig geht es darum, nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern. Darum beschäftigen sich die Teams mit Fragen der Energieeffizienz und Klimaneutralität der Gebäude sowie mit Aspekten der Urbanisierung und sozialen Vernetzung. Ein weiteres wichtiges Bewertungskriterium ist die Bezahlbarkeit der Ideen. Umweltgerechte Umbauten sind nur dann sinnvoll, wenn sich Menschen diese auch leisten können.
Live dabei sein: Finale 10. - 26. Juni 2022
Im Sommer 2022 folgt schließlich der Praxistest: Alle Teams bauen ab Mitte Mai 2022 ihre Demonstrationsbauten in Wuppertal auf – als vollfunktionsfähige ein- oder zweitstöckige, rund 100 m² große Gebäude. Im solaren Zehnkampf, wie der Solar Decathlon übersetzt heißt, treten sie in zehn Disziplinen gegeneinander an. Die Bewertung erfolgt während des öffentlichen Finales anhand modernster Messtechnik sowie durch internationale Fachjurys. Am Ende gewinnt das Team den Solar Decathlon 21/22, das die überzeugendste Lösung für die nachhaltige Stadt von morgen präsentiert.
In Verbindung mit Fachverbänden werden in dieser Zeit zusätzlich elf Sonderpreise vergeben, beispielweise im Bereich der handwerklichen Umsetzung oder des Lichtkonzepts. Sie setzen praxisbezogene Themenschwerpunkte zu den Wettbewerbsdisziplinen. Beiträge der Teilnehmerteams, Ausstellungen und Workshops erweitern das Programm des Großevents. Auch die Architektenkammer NRW ist als Partner mit vor Ort und wird am 11. Juni 2022, dem Eröffnungswochenende, das Programm mitgestalten.
Vom 10. bis 26. Juni 2022 ist das Eventgelände in Wuppertal, der „Solar Campus“, für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Führungen durch die Häuser, öffentliche Preisverleihungen mit Rahmenprogramm, Fachtagungen, Vorträge sowie kulturelle Highlights versprechen ein abwechslungsreiches Programm. Zahlreiche Firmen, Organisationen und Vereine aus Praxis und Forschung sind an dem Event beteiligt. Der Solar Campus wird Treffpunkt für die Fachwelt und für die breite Öffentlichkeit, die hier nachhaltige Architektur anschaulich und greifbar erleben können.
Urbane Transformation
Was der Solar Decathlon Europe für viele europäische Städte anstrebt, hat das Organisationsteam bereits mit der projekteigenen Eventlocation „Alte Glaserei“ in Wuppertal vorgemacht: Die Transformation des urbanen Gebäudebestands mit dem Ziel, unsere Städte lebenswerter und nachhaltiger zu machen. Seit 2021 ist das Team der Bergischen Universität Wuppertal in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein Publik e.V. am Umbau einer alten Industriehalle auf dem zukünftigen Eventgelände beteiligt. Gemeinsam wurde die Halle, die längere Zeit leerstand, umgenutzt und ist ab sofort für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Bei den für den Umbau verwendeten Materialien wurde ganz im Sinne des SDE 21/22 viel Wert auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gelegt.
Ausstellung in Wuppertal
Noch bis zum 1. Oktober ist die „Alte Glaserei“ Treffpunkt für alle Solar Decathlon-Beteiligten und -Interessierten. Besucherinnen und Besucher können in der SDE 21/22 Vorausstellung einen ersten Eindruck zu den Entwürfen bekommen und den Wettbewerb und seine Geschichte näher kennenlernen. Hauptattraktion sind die 18 Architekturmodelle der teilnehmenden Hochschulteams, die einen Ausblick auf die Häuser geben, die die Teams in Wuppertal bauen werden.
In hohem Detailgrad zeigen die hauptsächlich aus Holz und Pappe bestehenden Modelle im Maßstab 1:100 die architektonischen und baukonstruktiven Feinheiten der Entwurfsarbeiten. Die Modelle lassen bereits erahnen, wie das Thema Nachhaltigkeit in die Handschrift der Jungarchitekten inkludiert ist und wie sie den energieeffizienten Umbau für Bestandsgebäude in Wuppertal und anderen europäischen Städten planen. Nicht nur die Grundstücke für die Entwürfe, sondern auch die urbane Umgebung ist in den Modellen abgebildet. Auf diese Weise ist es möglich, die Visionen der Aufstockung, Erweiterung oder Baulückenschließung im städtischen Kontext zu sehen. – Der Solar Decathlon wagt einen Schritt in das Bauen der Zukunft. Seien Sie ein Teil davon!
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