2. Stadtplanertag der AKNW im Haus der Architekten

Stadtplanertag 2005: Stadtplanung in Zeiten des Wandels

„Unsere Städte befinden sich zurzeit in tief greifenden Wandlungsprozessen, die durch demografische, ökonomische und soziale Veränderungen hervorgerufen werden. Wir sollten in diesen Wandlungsprozessen Chancen zukünftiger urbaner Entwicklungen sehen und den Stadtumbau aktiv mitgestalten.“ AKNW-Vizepräsident Michael Arns zeigte sich in seiner Begrüßungsansprache zum Stadtplanertag 2005 der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am 10. Juni überzeugt, dass die derzeitigen strukturellen Probleme der Städte für die Fachrichtung „Stadtplanung“ interessante berufliche Perspektiven eröffnen.

14. Juni 2005von Jan Schüsseler

Unter dem Motto „Stadtplanung in Zeiten des Wandels“ hatte die Architektenkammer NRW Stadtplanerinnen und Stadtplaner ins Haus der Architekten nach Düsseldorf eingeladen. Über 250 Mitglieder folgten der Einladung und erlebten ein kontrastreiches Programm mit spannenden Fachvorträgen und engagierten Diskussionen.

Rolf Westerheide, Mitglied des AKNW-Vorstands und Vorsitzender des Ausschusses „Stadtplanung“, betonte in seiner einführenden Moderation, dass Auflösungs- und Veränderungsprozesse auch in früheren Jahrhunderten die Entwicklung der Städte geprägt hätten. Westerheide rief die Stadtplanerinnen und Stadtplaner auf, sich als „Spezialisten für das Ganze“ zu profilieren und neue Themenfelder zu besetzen.Mit Prof. Peter Zlonicky, Stadtplaner „der ersten Stunde“ und über lange Jahre Inhaber des Lehrstuhls für Städtebau und Bauleitplanung der Universität Dortmund, hatte die AKNW einen prominenten Festredner gewonnen. In seinem Vortrag machte Prof. Zlonicky deutlich, dass die Stadtplanung an den Krisen der städtebaulichen und gesellschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich erstarken konnte. Ob Ölkrise, Niedergang der Industrie, Waldsterben, Bewahrung der Altstädte, urbane Schrumpfungsprozesse – stets sei die Stadtplanung stärker und lebendiger geworden, resümierte Zlonicky. Er kritisierte deutlich das Ansinnen mancher Kommunen, Planungsprozesse privaten Investoren zu übertragen. Stadtplanung als gesellschaftlicher Prozess müsse die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. Prof. Zlonicky betonte: „Wir müssen innovative Instrumente zur Bewältigung aktueller Konflikte in der Stadtplanung erfinden und sie benutzen!“In weiteren Vorträgen beschäftigten sich Fachleute aus verschiedenen Bereichen mit den Facetten des urbanen und gesellschaftlichen Wandels. Kay Noell vom NRW-Städtebauministerium setzte sich mit Fragen der künftigen öffentlichen Förderung von städtebaulichen Maßnahmen insbesondere im Wohnungsbau auseinander. „Wir werden weniger Geld gezielter einsetzen müssen“, prognostizierte er. Die Förderung müsse deutlicher an projektbezogenes Qualitätsmanagement gebunden werden, zum Beispiel durch geregelte Wettbewerbe. Dabei sollten auch ökonomische Sichtweisen privater Investoren berücksichtigt werden, so Noell. Diese wurden exemplarisch für die Wohnungswirtschaft von Dr. Reiner Götzen von der Firma „Interboden Immobilien“ dargestellt. Dr. Götzen betonte die erforderliche qualitätvolle Inszenierung der gebauten Umwelt und den Verzicht auf zu aufwändige Technik bei Projekten des Wohnungsbaus.Eine städtebauliche Erfolgsgeschichte konnte Stadtbaurat Michael Paßlick aus Bocholt vermelden. Er stellte das in den neunziger Jahren beschlossene integrierte Handlungskonzept zur Entwicklung der Innenstadt Bocholts vor, das die gezielte Beteiligung privaten Kapitals bei der Revitalisierung des öffentlichen Raums beinhaltete und mit Erfolg umgesetzt werden konnte. „Wir konnten Investoren zur Gestaltung des Umfeldes neu entstandener Einzelhandelsflächen gewinnen und so unserer Innenstadt eine hohe Aufenthaltsqualität zurückgeben“, berichtete Paßlick und führte aus, dass das Konzept auf Erfahrungen mit privaten Projektpartnern in Holland aufbaue. Das bestätigte Christine Hahn-Witte aus Aachen, die als Stadtplanerin im niederländischen Heerlen tätig ist: „PPP-Verfahren sind dort bei städtebaulichen Entwicklungsprojekten schon seit Langem gebräuchlich“. Sie schilderte die tief im Bürgertum unseres Nachbarlandes verwurzelte Planungskultur, die sich aus der stets präsenten Bedrohung durch das Wasser ergeben habe. „Die Niederländer gehen lockerer mit den urbanen Entwicklungszyklen um als die Deutschen und haben früh die internationale Konkurrenz der Städte erkannt“, stellte Hahn-Witte dar. Das Image der Stadtplaner und Architekten sei in den Niederlanden seit den achtziger Jahren deutlich gestiegen.

Die Landschaftsarchitektin Prof. Ulrike Beuter aus Oberhausen stellte positive Beispiele der Zwischennutzung innerstädtischer Brachflächen vor. Sie verdeutlichte, dass auch die spontane Aneignung von Räumen durch die Bürger Qualitäten erzeugen kann, wenn geeignete planerische Instrumente wie das befristete Baurecht angewendet werden.

Anschließend bot sich den Gästen die Gelegenheit zur Diskussion mit den Referenten und zum Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen. „Die große Resonanz zeigt das Interesse der Stadtplanerinnen und Stadtplaner an den aktuellen Veränderungsprozessen in unserem Land“, stellte Rolf-Egon Westerheide fest. Die Gäste und Referenten begrüßten es außerordentlich, dass der Stadtplanertag der AKNW zukünftig alle zwei Jahre stattfinden soll.

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