Die Zahl der „Optimisten“ geht wieder deutlich zurück

Stimmungsbarometer: Unsicherer Blick in die Zukunft

Immer weniger Büros in Nordrhein-Westfalen melden Umsatzeinbußen. Eine durchgängige Verbesserung der Auftragssituation ist jedoch nicht zu erkennen. Entsprechend verhalten fallen die Erwartungen der nordrhein-westfälischen Architektinnen und Architekten für das beginnende Halbjahr aus.

06. Dezember 2006von Nicole Hommerich

Das „Stimmungsbarometer“ unter den freischaffenden Mitgliedern der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen wurde im Herbst 2006 zum 11. Mal erhoben. An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 335 Kammermitglieder. 

Umsätze stabiler

21 % der befragten Büros sehen sich rückläufigen Umsätzen gegenüber. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als noch im Mai 2006. Zu beobachten ist diese Entwicklung vor allem für die Architekten (21 % gegenüber 29 %) und die Landschaftsarchitekten (19 % gegenüber 30 %). Bei den Innenarchitekten liegt der Anteil der Büros mit Umsatzeinbußen mit 20 % nur leicht unter dem Frühjahrswert 2006 von 21 %. Keine Veränderung ist dagegen bei den Stadtplanern festzustellen (23 %).Der Anteil der Büros mit steigenden Umsätzen stieg vom Mai 2006 bis zum vergangenen Herbst leicht von 28 % auf 29 %. Bei den Architekten liegt er konstant bei 25 %. In der Gruppe der Innenarchitekten ging er von 32 % auf 31 % zurück. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Büros mit Umsatzzuwächsen demgegenüber bei den Landschaftsarchitekten: Ihr Anteil wuchs von 32 % auf 38 % an. Umgekehrt verläuft die Entwicklung bei den Stadtplanern: Hier schrumpfte der Anteil der Büros mit wachsenden Umsätzen von 27 % auf 20 %.

Fachrichtungsspezifische Entwicklung der Auftragssituation

Insgesamt bleibt der Anteil der Büros mit wachsendem Auftragsbestand im Vergleich Frühjahr - Herbst 2006 nahezu konstant (35 % gegenüber 36 %). Differenziert nach Fachrichtungen zeigt sich jedoch, dass Architekten und Innenarchitekten sich im Herbst häufiger über einen verbesserten Auftragsbestand freuen konnten als noch im Mai des vergangenen Jahres. Bei den Architekten stieg der Anteil der Büros mit wachsendem Auftragsbestand von 32 % auf 34 %, bei den Innenarchitekten kletterte er von 36 % auf 38 %.Anders stellt sich die Situation für die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner dar. Der Anteil der Büros mit verbesserter Auftragssituation sank hier von 42 % auf 38 % (Landschaftsarchitekten) bzw. von 38 % auf 27 % (Stadtplaner). 

Der Anteil der „Optimisten“ schrumpft

Unter den Befragten ist der Anteil der „Optimisten“ seit Mai dieses Jahres von 36 % auf 28 % geschrumpft. In allen Berufsgruppen ist die Zahl derjenigen, die für die kommenden sechs Monate mit einer Verbesserung der Auftragslage rechnen, gesunken: Dies gilt für die Architekten (30 % gegenüber 38 %) ebenso wie für die Innenarchitekten (28 % gegenüber 35 %), die Landschaftsarchitekten (23 % gegenüber 32 %) und die Stadtplaner (37 % gegenüber 39 %).Der Anteil der „Pessimisten“ stieg im gleichen Zeitraum von 20 % auf 24 %. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Architekten und die Innenarchitekten zurückzuführen. Bei den Architekten erwarten 25 % der Befragten im nächsten halben Jahr eine Verschlechterung der Auftragssituation (Mai 2006: 20 %). Bei den Innenarchitekten stieg der Anteil von 19 % im Frühjahr des zurückliegenden Jahres auf gegenwärtig 28 %. Nahezu unverändert sind demgegenüber die Anteile der „Pessimisten“ unter den Landschaftsarchitekten (19 %) und Stadtplanern (23 %). 

Folgen bürokratischen Handelns

86 % der Architekten haben persönlich Fälle erlebt bzw. von Fällen gehört, in denen bürokratisches Handeln auf Verwaltungsseite zu einer Verzögerung, Verteuerung oder Verhinderung von Planungen oder Baumaßnahmen geführt hat. Beispiele von Verzögerungen in Folge bürokratischen Handeln seitens der Verwaltung sind 79 % der befragten Architekten bekannt. Von steigenden Kosten berichten 56 %. Mehr als ein Drittel (38 %) hat Fälle erlebt bzw. von Fällen gehört, in denen die Planung bzw. Baumaßnahme in der Konsequenz eingestellt wurde. 

Innenarchitekten: Fortbildung und Messebesuche

Der jährliche finanzielle Aufwand der Mehrheit der Innenarchitekten für den Besuch von Fortbildungsveranstaltungen liegt zwischen 101 und 300 Euro (54 %). Mehr als 300 Euro pro Jahr werden von 40 % der Befragten investiert. Nur ein geringer Anteil der Innenarchitekten (6 %) gibt maximal 100 Euro jährlich zu diesem Zweck aus.Das zeitliche Engagement für den Besuch von Fortbildungsveranstaltungen liegt bei 15 % der Innenarchitekten bei maximal 10 Stunden im Jahr. 38 % wenden jährlich 11 bis 20 Stunden für Fortbildung auf. Nahezu die Hälfte der Innenarchitekten (47 %) verbringt mehr als 20 Stunden pro Jahr mit dem Besuch von Fortbildungsveranstaltungen.Messebesuche aus beruflichem Interesse stehen bei 92 % der Innenarchitekten regelmäßig auf dem Programm. Hauptgründe für die Messebesuche sind die Information über neue Produkte (100 %), Kontaktpflege (51 %) sowie Akquisition (25 %). 

Landschaftsarchitekten / Stadtplaner: Bewertung des Leistungsangebots der AKNW

Die wichtigsten Leistungsangebote der AKNW bestehen aus Sicht der Landschaftsarchitekten sowie der Stadtplaner in der berufspolitischen Interessenvertretung (LA: 75 %, S: 85 %) sowie den Beratungsleistungen (LA: 43 %, S: 48 %). Die Landschaftsarchitekten stufen darüber hinaus vor allem die Veranstaltungen der Akademie der AKNW als wichtiges Angebot der Kammer ein (42 %). Die Stadtplaner messen demgegenüber dem Stadtplanertag der Kammer eine hohe Bedeutung zu (33 %).Landschaftsarchitekten wie Stadtplaner bewerten des Angebot der Kammer speziell für die eigene Berufsgruppe mehrheitlich als unzureichend (LA: 53 %, S: 59 %). Gewünscht werden in erster Linie mehr fachrichtungsspezifische Angebote der Akademie der AKNW, eine bessere Darstellung des Berufsbilds der eigenen Fachrichtung in der Öffentlichkeit sowie eine schärfere Abgrenzung des eigenen Berufsbilds gegenüber dem der Hochbauarchitekten. Außerdem auf der Wunschliste: eine neue bzw. verbesserte Honorarordnung.

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