Architektenkammer unterstützt Proteste der Studierenden und der Schüler

Studentenproteste: Neuausrichtung der Architekturausbildung in NRW notwendig!

Als „nachvollziehbar und notwendig“ hat die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen heute die bundesweiten Proteste von Studierenden und Schülern für ein besseres Ausbildungssystem bezeichnet. Der Präsident der größten deutschen Architektenkammer, Hartmut Miksch, erklärte am Rande einer Präsidiumssitzung in Düsseldorf, eine „Reform der Reform“ sei dringend geboten: „Vor allem die Einführung des sechssemestrigen Bachelor-Systems hat zu einer Verschlechterung der Qualität des Studiums und der Berufsaussichten der Absolventen geführt“, hob Miksch hervor. Der Fachbereich Architektur könne dafür als negatives Beispiel gelten: „Hier haben wir die absurde Situation, dass die Mehrzahl der Architekturfakultäten im Land sechssemestrige Bachelorstudiengänge anbietet, obwohl für die Ausübung des Architektenberufes eine Mindestausbildungsdauer von vier Jahren gesetzlich vorgeschrieben ist - nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch auf europäischer Ebene.

17. November 2009

Die Architektenkammer NRW hat die sechssemestrige Ausbildung im Fach Architektur stets abgelehnt, weil diese Ausbildungsdauer unzureichend ist, um die Grundkenntnisse zu vermitteln, die für die Ausübung dieses komplexen Berufs - mit hoher Verantwortung für das Gemeinwesen - Voraussetzung sind. 

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unterstützt deshalb die Studentinnen und Studenten in ihrem Protest und appelliert an die Kultusministerkonferenz, die erkannten Schwächen des bisher praktizierten Bachelor-Systems zu beseitigen. „Es ist erfreulich, dass auch aus den Reihen der Kultusminister der Länder vermehrt Stimmen zu hören sind, die die Verkürzung des Studiums für einen Fehler halten“, so das Präsidium der Architektenkammer NRW. 

Nach Einschätzung der Architektenkammer leidet die Ausbildungsqualität gegenwärtig stark unter der verkürzten Studiendauer und der „Verschulung“ des Studiums. Die Abbrecherquote konnte nicht gesenkt werden, sondern ist – entgegen den Erwartungen an die Reform – sogar gestiegen. Zudem stellt sich im internationalen Austausch die Frage, ob die Aufgabe des weltweit anerkannten Abschlusses „Diplom-Ingenieur“ nicht ein Fehler war. „Der Dipl.-Ing. gilt international weiterhin als Gütesiegel deutscher Ingenieurskunst“, betont Hartmut Miksch. 

Die Proteste der Studierenden und der Schülerinnen und Schüler treiben nach Überzeugung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen die ebenso wichtige wie überfällige Diskussion über Ziele und Inhalte des „Bologna-Prozesses“ voran. „Zehn Jahre nach dem Beschluss der europäischen Bildungsminister von Bologna, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum mit einem gestuften Studiensystem zu schaffen, ist es Zeit für eine ehrliche Zwischenbilanz - und die notwendigen Korrekturen“, fordert Kammerpräsident Miksch. „Die Landespolitik ist aufgerufen, die Ressourcen, die für eine fundierte, qualitativ hochwertige Ausbildung in den Fachrichtungen der Architektur und Stadtplanung erforderlich sind, bereitzustellen.“

Teilen via