Veränderung ist möglich!

Nachhaltiges Wachstum ist möglich – durch die Nutzung regenerativer Energien, durch die Wahl nachhaltiger Materialien, die Umnutzung älterer Gebäude und mit einem kreislauforientierten Bausektor. Mit dieser Kernaussage wandte sich Vizekanzler Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, in einer „Grundsatzrede zur Bauwende“ an den Deutschen Architekt*innentag 2023.

06. Oktober 2023von BAK/Christof Rose

Über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Stadtplanung sowie zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik und Forschung tauschten sich am 29.09.2023 im Berlin Congress Center über die Herausforderungen der Bauwende aus – darunter zahlreiche Kammer- und Vorstandsmitglieder aus Nordrhein-Westfalen.

Mit eindringlichen, aufrüttelnden Botschaften hatte die Politökonomin Prof. Dr. Maja Göpel den DAT23 eröffnet. „Wir müssen systemisch denken“, appellierte Prof. Göpel an das Auditorium. „Ein Herumdoktern an Symptomen reicht nicht aus!“ Sie warb für kluges Transformationsdesign, um Flächenkonkurrenz und Multigewinnstrategien entgegenzuwirken. „Transformation ist ein sozio-kulturelles Abenteuer!“

Im anschließenden Eröffnungspodium äußerte Dr. Rolf Bösinger, Staatsekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, seine Anerkennung zur konstruktiven Zusammenarbeit mit den Architekten- und Ingenieurkammern für mehr Experiment beim Wohnungsbau. „Wir wollen gemeinsam Hemmnisse beseitigen und Innovationen fördern“, versprach Bösinger. Eine Leitlinie zur Einführung des „Gebäudetyp-e“ werde bis zum Jahresende vorliegen. Als zentrale Aufgabe sah er die Entwicklung des Bestandes.

Als Keynote-Speaker war der Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhoven eingeladen worden. Er präsentierte sein Konzept für ein nachhaltiges, „grünes“ Bauen vor, das er mit zahlreichen, großen, internationalen Projekten aus seiner Arbeit unterlegte. Ingenhoven warb dafür, Bauherren aktiv für nachhaltige Lösungen mit einem gesellschaftlichen Mehrwert zu begeistern.

„Wir wollen durch den klimaneutralen Umbau unseres Gebäudebestandes Zukunftsräume schaffen“, erklärte Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, in seiner „Grundsatzrede zur Bauwende“, in welcher der Vizekanzler die gesellschaftliche Dimension von Architektur und Stadtplanung betonte. Die Dekarbonisierung gehe mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz voran; nun müssten die Baustoffe verstärkt in den Fokus rücken. Habeck kündigte an, dass künftig der CO2-Preis für alle Baustoffe erfasst und eingepreist werden müsse. „Nicht das billigste, sondern das klimafreundlichste Angebot wird dann den Zuschlag bekommen.“

Der Deutsche Architektentag diskutierte in insgesamt 14 Panels über aktuelle Fragestellungen wie Baustoffe, das Stadt-Land-Kontinuum, Quartiere, Umbaukultur, Kreislaufwirtschaft, neue Lösungswege für die Verknüpfung von High- und Low-Tech-Ansätzen sowie eine neue Ästhetik beim Wiederverwenden von Material. Das Abschlusspodium führte die vielschichtigen Themen des Tages zusammen und leitet konkrete Handlungsempfehlungen und politische Forderungen ab. Der Architekt und Ingenieur Prof Dr. Werner Sobek mahnte, sich nicht von falschen Zielen leiten zu lassen und Fehlentwicklungen nur zu kompensieren, anstatt die Ursachen anzupacken.

Standing-Ovations erhielt der Pritzker-Preisträger und Berliner Architekt Diébédo Francis Kéré im Anschluss an seinen Festvortrag, in dem er mehr „Mut zum Wagnis“ einforderte. „Wir müssen immer wieder darum kämpfen, Räume für die Menschen zu schaffen“, mahnte Kéré.

„Die überaus wertvollen, vielseitigen und sehr persönlichen Beiträge und Diskussionen des Tages haben uns alle inspiriert und Mut gemacht“, fasste Andrea Gebhard, die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, die Eindrücke des Tages zusammen. Jede Aufgabe lade dazu ein, zu lernen, in den Dialog zu gehen, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Ideen umzusetzen. „Räume stärken, darum geht es bei unserer Arbeit“, rief Gebhard. „Veränderung ist möglich!“                                           

Alle Keynotes und Podien des Hauptprogramms stehen ab Mitte Oktober online auf dat23.de zum Nachschauen.

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