3. „DenkMalStadt!“-Veranstaltung

Verkehrsbauwerke: Denkmalpflege unter Nutzungsdruck

Verkehrssysteme und ihre Bauwerke haben die Stadtentwicklung der letzten zweihundert Jahre maßgeblich geprägt. Ihre heutige Bedeutung misst sich zum einen an ihrem historischen Wert, zum anderen aber auch immer an ihrer Funktion: Hat sich ein Verkehrssystem überlebt, spricht vieles dafür, es durch ein Leistungsfähigeres zu ersetzen. Der potenzielle Denkmalwert eines Verkehrssystems steht damit in Konflikt mit seiner Nutzung. Der Umgang mit Verkehrsbauwerken von historischem Rang war Thema der dritten „DenkMalStadt!“-Veranstaltung, die am 11. Mai unter dem Titel „Ingenieur und Verkehrsbauwerke: Denkmalpflege unter Nutzungsdruck“ in Wuppertal stattfand.

13. Juni 2005von Tina Gaspard

Als Verfechter des Denkmalwerts von historischen Verkehrsbauten plädierte der Berliner Autor und Journalist Jan Gympel für die Instandsetzung alter Verkehrsbauten an Stelle von Abriss und Neubau. Zwar seien Erhalt und Sanierung historischer Verkehrsbauten oft aufwändig, aber die Qualität des Neuen, das an die Stelle des Alten gesetzt werde, fiele meist dahinter zurück. Das Argument mangelnder Sicherheit eines historischen Verkehrsbauwerks sei oftmals vorgeschoben, klagte Gympel, „im Umgang mit Baudenkmälern aus dem Verkehrsbereich ist mehr Kreativität gefragt!“ 
  
Sicherheit steht im Vordergrund   

An das Thema Sicherheit knüpfte auch Michael Hütz an, Abteilungsleiter Bahnanlagen bei der Hamburger Hochbahn AG. „Im Vordergrund muss die sichere Verwendbarkeit des Verkehrssystems stehen“, betonte er. So sei man auch im Falle der Hamburger Hochbahn zu der Entscheidung gekommen, dass die einfache Instandhaltung des 17 km langen historischen Rings mit zum Teil bis zu 90 Jahre alten Viadukten und Brücken nicht ausreiche. Eine umfassendere Erneuerung der Hochbahn, die der Denkmalpflege unterliege, sei notwendig gewesen.

Bei der Brücken-Erneuerung seien dann alle Ausführungsvarianten mit Rücksicht auf architektonische, bauliche und denkmalpflegerische Aspekte untersucht und ausgewählt worden. „Dabei wurde immer auf die gestalterische Kompetenz von Architekten zurückgegriffen“, bemerkte Hütz mit Verweis auf die guten Ergebnisse.

Was es heißt, die Anforderungen der Denkmalpflege bei der Instandhaltung bzw. -setzung von Verkehrsbauwerken zu berücksichtigen, konnte auch Thomas Uebrick, Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr der Stadt Wuppertal am Beispiel der Wuppertaler Schwebebahn anschaulich darstellen.

Die fast 100-jährige Schwebebahn, 1997 in die Denkmalschutzliste eingetragen, habe für die Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger einen großen ideellen Stellenwert, erklärte Uebrick. Vier Bürgerinitiativen hätten ihre Forderungen in die Diskussion um die Zukunft der Schwebebahn eingebracht. Die Stadt entschied sich schließlich für die nicht unumstrittene Methode der Rekonstruktion, bei der die Stahlkonstruktion und die historischen Haltestellen in Anlehnung an die frühere Optik erneuert wurden.    

„Stählernes Rückgrat“ der Stadt  

Aus Sicht der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung habe man damit das „stählerne Rückgrat“ der Stadt neu erschaffen, so Uebrick. Wichtige Ziele des Schwebebahnausbaus wie die Erhöhung der Reisegeschwindigkeit oder die Schaffung behindertengerechter Haltestellen seien erreicht worden, resümierte Günther Beyen, Leiter des Geschäftsbereichs Schwebebahn bei der Wuppertaler Stadtwerke AG. Mit 75.000 Fahrgästen pro Werktag nähere man sich nun sogar der Höchstleistung des Verkehrssystems.    


Die nächsten „DenkMalStadt!“-Termine:

Achtung Terminverschiebung: Die Veranstaltung "Münster/Wroclaw/Breslau: Die historische Stadt weiterbauen II" findet nicht wie ursprünglich geplant am 22. Juni statt, sondern wird in den Monat November verschoben. Sobald der genaue Termin feststeht, wird er im AKNW-Veranstaltungskalender unter http://www.aknw.de/aktuell/veranstaltungen/index.phtml bekannt gegeben.

24. August: Siegen / Leeds
Umnutzung als Impuls für die Stadtentwicklung

21. September: Gelsenkirchen / Cottbus
Denkmalpflege und Stadtumbau – Das industrielle Erbe nutzen 

Vollständige Terminliste unter www.stadtbaukultur.nrw.de

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