55. Vertreterversammlung

Vertreterversammlung der AKNW: Wohnungsbau und Energiesparen

Ende Oktober trat in Königswinter die Vertreterversammlung (VVS), das höchste Beschlussorgan der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, turnusgemäß zu ihrer 55. Sitzung zusammen. Die Vollversammlung der 201 Delegierten stellte hierbei die Weichen für die künftige Kammerarbeit.

11. November 2010von Jörg Wessels

Zum Sitzungsauftakt sprach Kammerpräsident Hartmut Miksch den Regierungswechsel in NRW an und betonte, dass die AKNW der neuen Landesregierung ein ebenso konstruktiver und engagierter Partner sein werde wie den Vorgängerregierungen. Als ein besonders gutes Zeichen wertete er, dass der neue Bauminister Harry K. Voigtsberger bereits unmittelbar nach Übernahme seiner Amtsgeschäfte das Gespräch mit der Architektenkammer gesucht habe. „Aus den bisherigen Unterredungen habe ich den Eindruck mitgenommen, dass unser Bauminister ein offenes Ohr für die Belange der nordrhein-westfälischen Architektenschaft hat“, berichtete Miksch. „Das ist eine gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit.“ Positiv hob der Präsident der AKNW  auch hervor, dass es in der Folge weitere Gespräche mit Kabinettsmitgliedern gegeben habe.

Anschließend erstattete Präsident Hartmut Miksch der Vertreterversammlung seinen Bericht über die Aktivitäten der Architektenkammer NRW im Berichtsjahr 2009/2010. In einer engagiert vorgetragenen Rede zog Miksch eine positive Bilanz der Kammerarbeit in den zurückliegenden zwölf Monaten.
HOAI: Architektenkammer NRW bleibt treibende Kraft

Nach der Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) im Sommer 2009 sei die AKNW treibende Kraft für die Fortschreibung der Preisrechtsverordnung gewesen, um weitere Verbesserungen für Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen zu erreichen, so Miksch. Man dringe im politischen Raum hartnäckig darauf, dass die Vorgaben des Bundesrats zur Nachbesserung der HOAI zügig umgesetzt würden.

Mit der Themenwahl für den NRW-Architektentag habe man Ende Oktober eine wichtige Perspektivdiskussion angestoßen. Dort habe die AKNW eine öffentliche Debatte über „Architekturpolitik für NRW“ eröffnet. Aus Sicht der Kammer ist es dringend notwendig, den Stellenwert, den Architektur und Baukultur, aber auch die Leistungen der planenden Berufe für die Zukunftsentwicklung des Landes haben, stärker ins Bewusstsein der Politiker zu rücken. „Architektur und Städtebau haben eine ungeheure Relevanz für eine Vielzahl von Lebensbereichen. Deshalb müssen die Architektenberufe von der Politik in Planungsfragen frühzeitig einbezogen werden“, führte Miksch hierzu aus. Wichtig sei es gewesen, auf dem NRW-Architektentag zu Beginn der Wahlperiode den Meinungsaustausch mit den alten und neuen Fachpolitikern des Bauausschusses im Landtag anzuknüpfen. Jetzt gehe des darum, den Dialog über einen integrierten Politikansatz im Bereich des Planen und Bauens fortzuführen und inhaltlich weiterzuentwickeln.

Als wichtigen Erfolg für die Architektenschaft in NRW verbuchte Miksch, dass es der AKNW gelungen sei, eine Monopolstellung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung (DGNB) bei der Vergabe des nationalen Gütesiegels für nachhaltige Gebäude zu verhindern. Auf intensives Betreiben der Architektenkammern habe das Bundesbauministerium seine ursprüngliche Haltung in dieser Sachfrage verändert und die Vergabe des Gütesiegels jetzt für weitere Anbieter geöffnet.

Verbessertes Service-Angebot für Mitglieder

Hartmut Miksch sprach in seiner Bilanzrede auch die Ausweitung des Serviceangebots für die Mitglieder an und erwähnte in diesem Zusammenhang exemplarisch das neue Beratungsangebot im Bereich der Büronachfolge. „Hiermit können wir vielen Büroinhabern, für die sich im Zuge des Generationswechsels die Frage einer Nachfolgelösung stellt, eine wichtige Hilfestellung geben“, kommentierte Miksch.

Im Ausblick auf das kommende Jahr sprach Miksch die Themen an, die auf der berufspolitischen Agenda der AKNW ganz vorne stehen: die Förderung des Wohnungsbaus in NRW, die Zukunft der Städtebauförderung unter den Bedingungen reduzierter Bundesmittel, Fragen der Gebäudeenergieeffizienz, aber auch die Förderung der Baukultur. In dieser Hinsicht konnte Miksch berichten, dass Bauminister Voigtsberger bereits eine Zusage für die Fortführung der erfolgreichen Landesinitiative „StadtBauKultur NRW“ über das Jahr 2011 hinaus gegeben habe. „Ich freue mich sehr, dass wir auf diesem erfolgreichen Weg gemeinsam mit unseren Partnern weiter gehen werden!“

Zum Abschluss seiner Rede äußerte Präsident Miksch mit Blick auf die bevorstehende Kammerwahl den Wunsch nach einer breiten Mobilisierung. „Wir wollen, das möglichst viele unserer Kolleginnen und Kollegen an der Wahl teilnehmen und damit die Entwicklung ihrer Kammer mitbestimmen“, rief Miksch dem Plenum zu. Deshalb appellierte er an die Delegierten, sich vor Ort dafür einzusetzen, möglichst viele Mitglieder für die Ausübung ihres Stimmrechts zu motivieren.Berufspolitische Initiativen: Energieneutrale Gebäude, Investitionen in den Wohnungsbau

Die Vertreterversammlung ist der Ort, an dem die Delegierten Entscheidungen über die inhaltliche Ausrichtung der Kammerarbeit und berufspolitische Handlungsschwerpunkte treffen. In dieser Hinsicht will die AKNW nach dem Willen der Delegierten im kommenden Jahr u. a. in Bezug auf Gebäudeenergieeffizienz und Wohnungsbauförderung besondere Akzente setzen. Diese Politikfelder waren deshalb Gegenstand von Beschlussanträgen, die von der Vollversammlung der nordrhein-westfälischen Architektenschaft verabschiedet wurden. Ein Beschluss fordert die Landesregierung auf, in Zukunft nur noch neue Landesgebäude zu errichten, die mindestens energieneutral sind. In einem weiteren Antrag appelliert die VVS an die Landesregierung, in den kommenden Haushaltsjahren einen Betrag von mindestens einer Milliarde Euro jährlich für den geförderten Wohnungsbau in NRW bereit zu stellen. Das Architektenparlament kritisierte die geplante Rückführung der Fördermittel auf rund 800 Mio. Euro im kommenden Jahr. Eine solche Summe reiche nicht aus, um die komplexen Zukunftsaufgaben, die sich für das Land im Bereich des Wohnungsbaus stellen, bewältigen zu können. Konkret geht es dabei um eine adäquate Versorgung breiter Bevölkerungsgruppen mit preisgünstigem Wohnraum, aber auch die Ertüchtigung des Bestands bzw. den Neubau von Wohnungen für die spezifischen Bedürfnisse des wachsenden Anteils älterer Mitbürger.

Haushaltsberatungen: Delegierte verabschieden Jahresetat 2011

Zu den Kernaufgaben der VVS gehört das Haushaltsrecht. Die Delegierten entlasteten den Vorstand für den Jahresabschluss 2009, der  keinerlei Abweichungen vom soliden, sparsamen Kurs der Vorjahre zeigte. Beratungsgegenstand war ebenfalls der Entwurf für das Haushaltsjahr 2011. Der Etatansatz hierfür basiert im Wesentlichen auf einer Fortschreibung des aktuellen Haushaltsplans. Für 2011 ist ein geringer Anstieg des Gesamthaushalts um 0,32 % vorgesehen. Die Planzahlen orientieren sich dabei am Index der allgemeinen Preissteigerungen bei den Lebenshaltungskosten, die das Statistische Landesamt für den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate ermittelt hat. Auch die Bemessung der Kammerbeiträge folgt dieser allgemeinen Preisentwicklung. Die neuen Beitragssätze für 2011 betragen demnach € 263 für Freiberufler, € 182 für Angestellte und Beamte sowie € 112 für Kammermitglieder im Ruhestand sowie für den Personenkreis der nicht beruflich tätigen Architektinnen und Architekten. Auf Grundlage dieser Eckdaten verabschiedete die VVS zum Abschluss der Haushaltsberatungen einstimmig den Kammeretat für das Jahr 2011.Versorgungswerk: Moderater Anstieg der Bestandsrenten

Das Architektenparlament befasste sich auch mit der Entwicklung des Versorgungswerks. Hier konnte der Vorsitzende des Aufsichtsausschusses, Architekt Rolf Vollmer, in seinem Bericht an die Mitglieder der Vertreterversammlung bezogen auf das Jahresergebnis 2009 einmal mehr ein durchweg positives Fazit ziehen. So sei die Anzahl der aktiven Mitglieder weiter angestiegen, was sich in einem Beitragszuwachs niedergeschlagen habe. Besonders positiv stellte Vollmer heraus, dass das Versorgungswerk – unter den Vorzeichen der Finanzkrise in Griechenland und den damit verbundenen Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten – erneut ein positives Jahresergebnis erwirtschaftet habe. Hierfür sei die umsichtige, auf Risikominimierung bei gleichzeitiger Ertragsstärke bedachte Anlagestrategie des Versorgungswerks ausschlaggebend gewesen. Der Bilanzüberschuss des Versorgungswerks für 2009 in Höhe von € 90 Mio. habe sich gegenüber dem Vorjahr um € 39 Mio. erhöht. Die Nettorendite der Vermögensanlagen habe sich im Geschäftsjahr 2009 auf 4,2 % belaufen. Der Jahresabschluss 2009 wurde von der Vollversammlung einstimmig gebilligt, Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss des Versorgungswerks entlastet. Das gute Geschäftsergebnis des Versorgungswerks erlaubt im kommenden Jahr wieder eine moderate Leistungsverbesserung. Vor diesem Hintergrund folgten die Delegierten einstimmig dem Beschlussvorschlag, die Bestandsrenten zum Jahresbeginn 2011 in einem Umfang von einem Prozent zu erhöhen.

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