Vorstandsgremium erörtert Untersuchungsergebnisse einer AKNW-Studie

Vorstand: Studie zur Zukunft des Architektenberufes

Das Forschungsprojekt zum Thema „Die Zukunft der Architekten – Berufsbild und Märkte“, das im Auftrag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt worden ist, war Gegenstand einer Klausurtagung des Vorstands der Architektenkammer Anfang Juni. Im Mittelpunkt der Diskussion standen Rückschlüsse, die sich aus den Untersuchungsergebnissen für den Berufsstand der Architekten in Nordrhein-Westfalen und für die Arbeit der Kammer ergeben.

15. Juni 2005von Jörg Wessels

Ziel der Studie, die vom Institut Hommerich - Forschung für die Praxis in Bergisch Gladbach durchgeführt wurde, war es, herauszufinden, in welcher Weise sich das Berufsbild gegenwärtig wandelt und in welchen Marktsektoren zukünftig Beschäftigungspotenziale für freischaffende Architekten liegen. Die Zukunftsstudie gibt freischaffenden Architekten wichtige Hinweise auf Leistungsbereiche, in denen es Marktchancen gibt; sie verweist gleichzeitig aber auch auf notwendige Anpassungsprozesse des Berufsstandes, um in einem weiterhin schwierigen Marktumfeld bestehen zu können. Unter diesem Gesichtspunkt sind Erkenntnisse aus der Studie übertragbar und insofern auch für andere Fachrichtungen und Tätigkeitsarten von beruflichem Interesse. 

Chancen in Teil- und Nischenmärkten 

Bezogen auf die Marktentwicklung in den Analysebereichen „Wohnungsbau“, „Gewerbebau“ und „öffentlicher Hochbau“ zeigen die Untersuchungsergebnisse keine Indizien für einen nachhaltigen Aufschwung. Im Prognosezeitraum bis 2010 ist mit einer sinkenden Nachfrage nach Architektenleistungen in den allen drei Teilmärkten zu rechnen. Die Untersuchung zeigt jedoch, dass es aber auch eine Vielzahl Teil- und Nischenmärkte gibt, die Beschäftigungspotenziale für Architekten bieten. „Die Kammer kann für ihre Mitglieder keine Märkte schaffen, aber sie kann den Kolleginnen und Kollegen auf Grundlage dieser Studie konkrete Hinweise auf Tätigkeitsbereiche geben, in denen es Berufschancen gibt“, betonte AKNW-Präsident Hartmut Miksch.

Aus der empirischen Studie geht hervor, dass beispielsweise die Gebäudesanierung, die Erbringung von Beratungsleistungen (z. B. in der Energieberatung), das Facility Management, die Projektsteuerung und die Projektentwicklung sowie das ökologische bzw. altengerechte Bauen gute Berufsperspektiven bieten. Marktpotenziale werden auch beim Dienstleistungsexport gesehen. 

Anpassungserfordernisse  

Veränderte Rahmenbedingungen der Berufsausübung verlangen von freischaffenden Architekten eine Reihe von Anpassungsleistungen. So müssen sich Architekten flexibel auf Marktbedingungen einstellen, die sich dynamisch entwickeln. Aus der Untersuchung ergibt sich, dass individuelle Zukunftsstrategien zur Positionierung im Markt kontinuierlich entwickelt werden müssen. Dazu gehört etwa die stärkere Vernetzung von Architekten untereinander bzw. mit anderen Leistungserbringern. Architektinnen und Architekten müssen dabei ein höheres Maß an Marktorientierung zeigen und ihre Vermarktungskompetenz optimieren. Als geeignetes Instrument hierfür empfehlen die Gutachter insbesondere das „Vertrauensmarketing“ gegenüber potenziellen Kunden. 

Vorstand plädiert für Wertedebatte 

Die Mitglieder des Vorstands beschäftigten sich auch intensiv mit der Frage, welche konkreten Handlungserfordernisse sich für die Kammer aus dem Forschungsbericht ableiten lassen und mit welchen Maßnahmen die Kammermitglieder im Anpassungsprozess an veränderte Rahmenbedingungen für den Architektenberuf unterstützt werden können. Aus Sicht des AKNW-Vorstands besteht insbesondere die Notwendigkeit, eine breit angelegte Wertedebatte zu führen, um die Leistungen, die Architekten für die Gesellschaft erbringen, in der öffentlichen Wahrnehmung besser zu vermitteln.  

Weiteres Vorgehen  

Eine interne Arbeitsgruppe soll nun kurzfristig Konzepte entwickeln, wie ausgewählte Erkenntnisse aus der Studie von der Kammer operativ umgesetzt werden können. Erreicht werden soll eine größere öffentliche Präsenz von Architektinnen und Architekten insgesamt.

Der Vorstand diskutierte auch die Überlegung, ob ein institutionalisierter Dialog mit Fachleuten aus anderen Berufsbereichen in Form eines Strategieforums sinnvoll sein könnte. Es solches Gremium könnte sich kontinuierlich mit Perspektivfragen des Architektenberufes beschäftigen. Im Vordergrund würde dabei die Analyse potenzieller Zukunftsmärkte stehen, um die Kammermitglieder frühzeitig über relevante Marktentwicklungen und neue, chancenreiche Tätigkeitsbereiche informieren zu können. „Das wäre eine wichtige Aufgabe, weil die meisten unserer Kolleginnen und Kollegen hierfür im Tagesgeschäft einfach keine Zeit haben“, stellte Kammerpräsident Hartmut Miksch fest. 

Die zentralen Ergebnisse der Studie finden Sie unter www.aknw.de/aktuell/index.htm

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