Das Team h.s.d. wurde mit dem Förderpreis für junge Künstler ausgezeichnet

Weit draußen, nah dran

Im Besprechungsraum von Habermann, Stock und Decker (h.s.d.) hängt in einem Schaukasten eine Deutschlandkarte. An jedem Ort, wo das Büro einen Wettbewerb gewonnen und umgesetzt hat, haben h.s.d. kleine Modell-Lkw aufgeklebt. In Rostock klebt einer, in Tuttlingen, in Schweinfurt, in Lage. Wo dieses bundesweit aktive Büro selber sitzt? Weit draußen in Ostwestfalen. In Lemgo. Aber eigentlich spielt das heutzutage keine Rolle, finden jedenfalls die drei Partner, die 2004 mit dem Förderpreis für junge Künstler des Landes NRW ausgezeichnet wurden und die wir in unserer Serie „Junge Architekturbüros in NRW“ vorstellen.

09. August 2005von Jens Frantzen

Herr Habermann, Herr Stock, Herr Decker, ist der Standort für ein modernes Architekturbüro unwichtig?

Stock: Nein, natürlich nicht. Aber Sie könnten heutzutage auch ein Büro auf dem Matterhorn aufmachen. Solange Sie die Räumlichkeiten und eine gute Internetanbindung haben, sind Sie arbeitsfähig, können Projekte realisieren und an Wettbewerben teilnehmen.

Habermann: Was wir von Anfang an auch gemacht haben. Wir sind gestartet, ohne etwas in der Hinterhand zu haben, sondern sind direkt mit Volldampf in alle offenen Wettbewerbe gegangen, die wir als kleines Team bewältigen konnten.

Das hat sich offenbar ausgezahlt...

Stock: Auf jeden Fall, wobei sicherlich auch ein Quäntchen Glück dabei war. Direkt im Sommer 1999 haben wir den ersten Preis für den Neubau des Berufsbildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer in Wiesbaden gewonnen. Und der Bauherr war so aufgeschlossen, dass er jungen Büros ohne Referenzen eine Chance gegeben hat.

Habermann: Als Ausbildungszentrum wollte man generell dem Nachwuchs eine Chance geben. Abgesehen davon hat sich unser Entwurf aber auch gegen rund 160 andere durchgesetzt.

Was zeichnet denn die Entwürfe aus dem Hause h.s.d. aus?

Decker: Ein wichtiger Faktor ist vielleicht, dass wir uns immer beraten, Gründlichkeit, Fundiertheit. Eigentlich verlässt nichts unser Büro, das die anderen Partner nicht gesehen haben.

Habermann: Und vielleicht auch, dass wir nicht mit künstlich aufgesetzten Architekturphilosophien arbeiten. Wir bemühen uns eher um eine architektonische „Haltung“. Jedenfalls versuchen wir, uns keinen überflüssigen theoretischen Ballast aufzuladen, sondern ganz individuell auf Bauherren, Gebäude und Umfeld einzugehen.

Sind Wettbewerbe denn auch heute noch Ihre Hauptakquisemethode?

Stock: Zumindest bemühen wir uns weiterhin, viele mitzunehmen. Andererseits sind inzwischen auch einige unserer ersten Preise fertig gestellt, so dass wir mit diesen Referenzen auch so auf Akquise gehen können. 

Habermann: Ganz so viele Wettbewerbe wie am Anfang machen wir nicht mehr mit. Das war schon lustig damals: Wir sind einmal relativ hoch in einem Ranking aufgetaucht, in dem es um Wettbewerbsteilnahmen ging. Da standen dann die großen Büros mit ihren Standorten: Berlin, Stuttgart, München. Und mittendrin wir: Lemgo. Wobei so ein kleiner Standort auch Vorteile hat: Man macht sich leichter einen Namen. Inzwischen ist dabei eine Gastprofessur an der FH und ein Vorsitz im Gestaltungsbeirat der Stadt Detmold herausgekommen. Und unser erstes lokales Projekt ist auch bald fertig, eine neue Sporthalle für die Hauptschule Brake. All das hilft natürlich unserer Reputation.

Andererseits sind Sie ja sehr flexibel, was Ihre Einsatzorte angeht...

Habermann: Unser Aktionsradius ist sehr groß. Wir beteiligen uns auch an Wettbewerben in Österreich, der Schweiz und Norditalien.

Stock: Wobei wir gerne einen zweiten Standort hätten, der etwas zentraler liegt. Vielleicht in der geographischen Mitte von Deutschland. Aber als Hauptsitz ist Lemgo schon gut. Und besser als das Matterhorn allemal! 


Zu den Personen:    

André Habermann, Jahrgang 1969, studierte Architektur an der FH Lippe in Detmold; Architekturstudium an der Universität Kassel, Diplom 1996. Mitarbeit bei Hascher+Jehle in Berlin, 1999 Schritt in die Selbstständigkeit mit Dieter Stock.    

Dieter Stock, geboren 1964, studierte auch von 1989 bis 1993 an der FH in Detmold, anschließend Diplom an der Kasseler Uni. Berufserfahrung bei Schmidt+Schmersahl in Bad Salzuflen. Die Selbständigkeit hatte er mit André Habermann schon während des FH-Studiums vereinbart.                

Christian Decker, Jahrgang 1964, gehört auch zur Riege der FH Detmold-Absolventen des Jahres 1993. Mitarbeit im Architekturbüro Prof. Schneider in Holzminden/Detmold, 1998 Selbständigkeit. Im Jahr 2000 stieß er zu André Habermann und Dieter Stock.

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