Volles Haus: Die Studierenden aus Aachen lernten die Geschäftsstelle der Architektenkammer NRW im Düsseldorfer Medienhafen kennen. – Foto: Christof Rose/Architektenkammer NRW

Weniger Konsum, mehr Gemeinschaft

Volles Haus herrschte am 8. Januar in der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen: Die RWTH Aachen war mit ihrem kompletten dritten Studiensemester zu Gast - 240 junge Planerinnen und Planer. Der Besuch fand im Rahmen eines dreitägigen Workshops statt, den die Studierenden unter Leitung von Bauassessor Stefan Krapp, Koordinator des RWTH-Lehrstuhls für Städtebau und Entwerfen, in Düsseldorf durchführten. Ziel des Abends war es, die Kammer mit ihren Aufgaben und Dienstleistungen kennen zu lernen.

24. Januar 2025von Christof Rose

Der Besuch fand im Rahmen eines dreitägigen Workshops statt, den die Studierenden unter Leitung von Bauassessor Stephan Krapp, Koordinator des RWTH-Lehrstuhls für Städtebau und Entwerfen, in Düsseldorf durchführten. Für Christof Rose, stellvertretender Geschäftsführer und Kommunikationsleiter der AKNW, bietet der Termin alljährlich einen idealen Anlass, um die jungen Planerinnen und Planer in die Geschäftsstelle der Kammer einzuladen, um über die berufspolitische Bedeutung der Kammerarbeit für den Berufsstand zu sprechen. „Die AKNW ist Ihre Stimme, die Stimme der Architektenschaft in Nordrhein-Westfalen“, führte Rose aus. Er ermutigte die Studierenden auf ihrem Weg, „Teil der starken Gemeinschaft der Architektinnen und Architekten in Deutschland“ zu werden. „Ihr habt Euch einen Beruf ausgesucht, der unser aller Lebenswelt jeden Tag gestaltet und beeinflusst“, betonte Christof Rose.

Eine Aussage, die von Gerhard Wittfeld eindrucksvoll bekräftigt wurde. Der Aachener Architekt stellte das Mindset und die Arbeitsweise des Büros kadawittfeldarchitektur vor, das mit 160 Mitarbeitenden und vielen markanten Bauprojekten im gesamten europäischen Raum zu den prägenden Architekturbüros in Nordrhein-Westfalen gehört. 

Sozial verantwortlich planen

„Unsere Ziele sind, klimasensibel und mit sozialer Verantwortung zu planen und zu bauen“, erklärte Gerhard Wittfeld. Sein Büro setze auf ein dialogisches Arbeiten, sowohl intern als auch in der Kommunikation mit Auftraggeber*innen und der jeweils einzubeziehenden Bevölkerung. 

Wittfeld illustrierte das Vorgehen an zwei Beispielen aus dem Wohnungsbau, dem Projekt „Freiraum Maxglan“ in Salzburg sowie dem aktuell laufenden Vorhaben „NeuLand Neuss“: Hier entsteht auf einem 10,5 Hektar großen Industrie-Konversionsareal direkt am Neusser Hauptbahnhof ein urbanes Quartier mit 450 Wohnungen in unterschiedlichen Größen und Wohnformen für alle Generationen. „Rund ein Drittel der neuen Wohnflächen sind öffentlich gefördert“, unterstrich Wittfeld. Das Quartier erfülle zudem hohe Nachhaltigkeitsanforderungen und sei bereits als „KlimaQuartier.NRW“ ausgezeichnet worden. 

„Wir sind ein großer Fan des Gebäudetyp-E“, erklärte Gerhard Wittfeld gegenüber den Nachwuchsarchitekt*innen in Düsseldorf. Das Büro kadawittfeldarchitektur versuche stets, möglichst reduziert und einfach zu bauen. So betrage beim Projekt Neuland Neuss die durchschnittliche Wohnungsgröße 29 m2 - 40 Prozent weniger als die Durchschnittsfläche. Zugleich seien Lage, Infrastruktur und das ökologische Profil des Projektes so attraktiv, dass der Investor mutigen Planungsideen des Architekturbüros gefolgt sei. „Weniger Konsum, mehr Gemeinschaftssinn“, gab Wittfeld den jungen Planer*innen mit auf den Weg.

TH OWL: Landschaftsarchitektur im Dialog

Wie sind die kleineren Fachrichtungen Innenarchitektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur in den Kammerstrukturen vertreten? Wann kann ich Juniormitglied werden? Und wie sieht das spätere Berufsbild aus? - Um Antworten auf die vielfältigen Fragen angehender Landschaftsarchitekt*innen geben zu können, hatte Prof. Ute Aufmkolk am 16. Januar die Architektenkammer NRW sowie weitere Gäste aus der Praxis an die TH OWL eingeladen. In Höxter, dem bislang einzigen Hochschulstandort für Landschaftsarchitektur in NRW, informierte Kammersprecher Christof Rose über die Bedeutung der Fachrichtung für den Berufsstand und die Gesellschaft. „Der Umbau unserer Städte im Klimawandel, die Konversion und Neunutzung ehemaliger Industriestandorte und das zukunftsfähige Planen und Bauen sind wichtige Aufgabenfelder, für die wir dringend Nachwuchskräfte benötigen“, unterstrich Rose. 

Aus der Praxis einen Landschaftsarchitekturbüros berichtete Thomas Dietrich, Geschäftsführender Gesellschafter der Planungsgruppe Oberhausen. „Unsere Aufgaben reichen vom großen Maßstab - etwa der Freiraumplanung der Zeche Zollverein - bis zum kleinen, aber häufig sehr anspruchsvollen Projekt“, machte Dietrich deutlich. Er warb zugleich für ein Engagement der jungen Planerinnen und Planer in den Verbänden der Branche, über die auch ein Mitwirken in den Gremien der Architektenkammer NRW möglich werde. „Bringt Euch ein. Engagierter Nachwuchs ist gerade für die Zukunftsthemen unseres Berufsstandes dringend gefragt!“

Berufswege in die öffentliche Verwaltung

Dass auch die Arbeit in einem kommunalen Grünflächenamt anspruchsvoll und reizvoll für junge Landschaftsarchitekt*innen sein kann, machte Alexander Richter deutlich. „Bei uns  man mit der Stadt beschäftigt, sieht täglich Ergebnisse seiner Arbeit – auch alle Fehlentwicklungen“, erklärte der Leiter der Abteilung Freiraumplanung im Grünflächen- und Forstamt der Stadt Wuppertal. Seine Kommune erarbeite gegenwärtig ein gesamtstädtisches Freiraumkonzept als Dachstrategie für Freiräume. Darüber hinaus ist eine Strategie für die Wuppertaler Stadtbäume beauftragt – ein Aufgabenfeld, wo es noch viel zu tun gebe. „Ein Stadtbaum kostet rund 10.000 Euro. Das ist für eine Großstadt eine gewaltige Aufgabe, die sukzessive abgearbeitet werden muss.“ 

Zu den ständigen Aufgaben gehöre Projektmanagement und der Umgang mit Förderkulissen. „80 Prozent unserer Projekte realisieren wir über Fördermittel.“ Der Fachkräftemangel sei ein großes Problem in den Kommunen. Auch hier gelte: „Nachwuchs dringend gesucht!“
Karrierebooster Baureferendariat

Dass ein Aus Baureferendariat „die bessere Variante einer Vertiefung als die Promotion“ sein könne, erläuterte Tom Polenz. Der Landschaftsarchitekt, der selbst sein Studium an der TH OWL in Höxter absolviert und 2017 seinen Abschluss gemacht hatte, berichtete über seine Erfahrungen mit dem „Vorbereitungsdienst für die Laufbahn Fachrichtung Landespflege“ in der Landesverwaltung. „Es geht bei unserer Arbeit um Naturschutz und die Unterhaltung von Naturschutzmaßnahmen“, führte Polenz aus, der heute als Referent im NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr im Referat Landschaftsplanung tätig ist. Die Ausbildung laufe über zwei Jahre und schließe mit einem Staatsexamen ab. Ziel sei es, Führungsaufgaben wahrnehmen zu können. „Als Assessorin oder Assessor haben Sie die besten Aussichten, in Verwaltung und Wirtschaft leitend tätig zu werden.“ 

Hochschulen, die eine Vorstellung der Architektenkammer NRW für Ihre Studierenden vereinbaren möchten, sind herzlich eingeladen, sich an die AKNW zu wenden. Kontakt: Christof Rose, rose@aknw.de

Infos und Veranstaltungstermine rund um die Kampagne der AKNW für junge Planerinnen und Planer finden sich unter www.junior-architekt-in.de

 

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