Zahlen, Preise und Wahlen

Die Mitglieder der deutschen Architektenkammern sind im Durchschnitt 49 Jahre alt, Büroinhaber*innen 55. Neun von zehn Architekturbüros haben weniger als zehn Mitarbeitende. Und in Bauverwaltungen haben Sachbearbeiter*innen ein Volumen von 50 Bauanträgen im Jahr zu bearbeiten. - Das sind nur wenige von vielen Zahlen und Erkenntnissen, die aus der aktuellen „Strukturbefragung“ der Bundesarchitektenkammer hervorgehen.

05. Dezember 2024von Christof Rose

„Das umfangreiche Zahlenwerk ist eine wichtige Grundlage für unsere berufspolitische Arbeit“, unterstrich AKNW-Präsident Ernst Uhing in der Sitzung des Vorstands der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am 3. Dezember in Düsseldorf. Die Befragung zeige leider auch, dass die Rahmenbedingungen für die Branche schlechter geworden sind: „Leicht steigende Umsätze können den Kostentreiber Inflation nicht ausgleichen.“

Die Befragung wird alle zwei Jahre vom Forschungsinstitut Reiß & Hommerich (Bergisch Gladbach) durchgeführt. Zentrale Inhalte waren Kennzahlen der Büros, inkl. Umsätze, Überschüsse, Kalkulationsgrundlagen und Auftragsstruktur in Architektur- und Planungsbüros, die Auswirkungen des HOAI-Urteils von 2019 sowie das Thema Architekturwettbewerbe. Abhängig beschäftigte Kammermitglieder gaben Auskunft zu ihrer beruflichen Laufbahn, ihren Gehältern und Arbeitsbedingungen, zu Wochenarbeitszeit und Überstunden sowie zur beruflichen Fort- und Weiterbildung. „Festzustellen ist ein Trend zu mehr Teilzeitbeschäftigung“, resümierte Claus Klein, Vorsitzender des Ausschusses „Sachverständigenwesen, Wirtschaft, Statistik“. Bei der Struktur der Mitarbeitenden in den Büros gehe der Trend hin zu mehr fest angestellten Mitarbeitern.

Aktionsplan Inklusion

Die Architektenkammer NRW engagiert sich in verschiedenen Bündnissen zum Themenfeld „Barrierefreiheit“. Friederike Proff berichtete dem Vorstand über Diskussionen im Inklusionsbeirat zum „Aktionsplan Inklusion NRW“, mit dem die Landesregierung für ein inklusiveres Handeln werden will. „Viel Kritik im Beirat gibt es immer wieder an der Zugänglichkeit von Gebäuden sowie an Barrieren im öffentlichen Raum – und natürlich beim ÖPNV“, so Vorstandsmitglied Proff. Sie habe vor allem für mehr Verständnis für den Kostenfaktor geworben, der gerade bei der Bestandssanierung erheblich sei, wenn vollständige Barrierefreiheit erreicht werden soll. „Um die Nutzung älterer Gebäude überhaupt attraktiv zu machen, sollte das Ziel sein, bestmögliche Barrierearmut anzustreben“, erklärte der Kammervorstand.
Die Landesregierung hatte den Aktionsplan „NRW inklusiv“ im Jahr 2022 beschlossen. Er bündelt aktuelle und zukünftige inklusionspolitische Maßnahmen der Landesministerien zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und damit zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Mit über 170 Maßnahmen erschließt der Aktionsplan eine große Bandbreite an Lebenslagen.

Gebäudetyp-E absichern

Die Verankerung eines umfassenden rechtssicheren Gebäudetyps E im Bau- und Vertragsrecht ist aus Sicht der AKNW dringend erforderlich. Der Vorstand beschloss eine Stellungnahme der Architektenkammer NRW zu einem Antrag der FDP-Fraktion an den nordrhein-westfälischen Landtag, in dem gefordert wird, den Gebäudetyp für einfaches und experimentelles Bauen im NRW-Baurecht zu verankern. Ein Vorstoß, den die Architektenkammer unterstützt. „Wir brauchen Pilotprojekte, an denen ablesbar wird, wie ein einfacheres, normen-reduziertes Bauen aussehen kann“, forderte AKNW-Präsident Uhing. Zudem müsse es für Sanierungen eine „Oldtimer-Regelung“ geben, die Bestandsschutz für die Regeln der Technik und die öffentlich-rechtlichen Anforderungen aus dem Baujahr gewährleistet.

Landeswettbewerb Aachen

Wie können wir mehr Wohnraum für Studierende schaffen - kostengünstig, nachhaltig und vielleicht auch experimentell? Zu dieser Frage führen das NRW-Bauministerium und die Architektenkammer aktuell den „Landeswettbewerb Aachen“ durch. Am 14. Januar wird vor Ort in der Digital Church die festliche Preisverleihung stattfinden. „Der Landeswettbewerb soll zeigen, wie innerstädtische Nachverdichtung sowie ein ressourcenschonendes, einfaches und nachhaltiges Planen und Bauen aussehen können“, sagte Präsident Uhing, der Jurymitglied ist. Die regelmäßig gemeinsam durchgeführten Landeswettbewerbe seien ein wichtiger Beitrag zur Baukultur in Nordrhein-Westfalen.
Studierende in NRW

In NRW schließen jährlich rund 2300 junge Leute im Jahr die Architekturstudiengänge (aller Fachrichtungen) ab. „Es ist erfreulich, dass diese Zahl relativ stabil geblieben ist“, stellte der Kammervorstand mit Blick auf die aktuelle Hochschul- und Mitgliederstatistik fest. Vor allem die große Zahl der eingetragenen Juniormitglieder (ca. 1200) zeige, dass sich die AKNW - im Gegensatz zu anderen Kammern - keine Sorgen um den Kammernachwuchs machen müsse.

Mit der Durchführung des „Nachwuchsarchitekt:innentages 2024“ und der attraktiven Kampagne „JA*/Junge Planer*in“ lade die AKNW den Nachwuchs dazu ein, sich in der Kammer für den Berufsstand zu engagieren. „Eine Einladung, die im Jahr der Kammer-Wahl in besonderer Weise gilt“, so Präsident Ernst Uhing.

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