Die Ausstellung „JPK NRW“ im Baukunstarchiv NRW
Die Ausstellung „JPK NRW“ im Baukunstarchiv NRW lief vom 04.11.19 - 19.01.2020. - Foto: Detlef Podehl/AKNW

JPK – Der Architekt Kleihues in NRW

"Architektur ist selten“, ein poetisches Manifest gegen den „Bauwirtschaftsfunktionalimus“, schrieb Josef Paul Kleihues Mitte der 1970er Jahre, als er die Dortmunder Architekturtage ins Leben rief und internationale Größen einlud, um im Lichthof des damaligen Museums am Ostwall über Architektur zu diskutieren. Vier Jahrzehnte später zieht sich sein Gedicht wie der sprichwörtliche rote Faden in roten Buchstaben über die Wände des einstigen Museumsgebäudes, in das im November 2018 das Baukunstarchivs NRW einzog. Pünktlich zum einjährigen Bestehen widmete sich eine Ausstellung dem Werk von „JPK“, wie er selbst seine Werke signierte.

09. Februar 2020von Dr. Christine Kämmerer

Josef Paul Kleihues (1933 - 2004) zählt seit den 1970er Jahren zu den wichtigsten und auch international prominentesten Architekten Deutschlands. Bekanntheit erlangte er vor allem als Planungsdirektor für den Bereich Stadtneubau der Internationalen Bauausstellung (IBA) Berlin 1987, bei der er das Leitbild der „Kritischen Rekonstruktion“ prägte. Doch auch während seiner Tätigkeit in Berlin blieb der aus dem Münsterland stammende Kleihues Nordrhein-Westfalen verbunden. Eines seiner Architekturbüros etablierte er in Dülmen-Rorop. An der damals neu gegründeten Fakultät Bauwesen in Dortmund hatte er von 1974 bis zu seiner Emeritierung 1994 eine Professur inne.

Unter den einhundert Nachlässen, die heute im Baukunstarchiv NRW aufbewahrt und wissenschaftlich aufbereitet werden, ist der von Kleihues einer der bedeutendsten und umfangreichsten. In jahrelanger Arbeit haben Dr. Alexandra Apfelbaum, Dr. Silke Haps und Prof. Dr. Wolfgang Sonne an der TU Dortmund Pläne, Zeichnungen, Fotos und Modell inventarisiert und ausgewertet. Für die Ausstellung „JPK NRW“ wählten sie eindrucksvolle Exponate aus, die erstmals einen Überblick über das Schaffens des Architekten in Nordrhein-Westfalen geben. Zentraler Blickfang sind drei große Pläne des Wohn- und Einkaufszentrums, das Kleihues 1975 für die Neue Stadt Wulfen (Dorsten) entwarf: Die Zeichnungen heben sich von einem leuchtend rosa Hintergrund ab, der – wie auf dem zweiten Blick zu erkennen ist – in mühevoller Handarbeit mit dem Farbstift schraffiert wurde. Sie spiegeln die eigene gestalterische Sprache und die handwerkliche Perfektion wider, die Kleihues‘ Arbeitsweise auszeichnet.

Die Ausstellung zeigte realisierte und nicht realisierte Werke von den 1970er Jahren bis in die frühen 2000er – vom Wettbewerbsentwurf für die Bonner Bundeskunsthalle 1984 über das Krippenmuseum in Telgte 1994 bis zum 2002 fertiggestellten Anbau des Gymnasiums Dionysianum in Rheine, an dem Kleihues selbst 1956 Abitur gemacht hatte. „JPK NRW“ bildete die architektonisch-künstlerische Entwicklung ab, machte aber auch wiederkehrende Entwurfselemente sichtbar. Neben Doppeltürmen und „shipshape“ zählt dazu vor allem das quadratische Raster, das Kleihues fast schon manisch anwendet. Selbst Format und Layout der im Obergeschoss im Baukunstarchiv präsentierten Dortmunder Architekturhefte, in denen die Architekturtage dokumentiert wurde, basieren auf diesem Prinzip.

Für den Katalog zur Ausstellung wählten die Kuratoren eine andere, aber gleichermaßen an Kleihues angelehnte Grafik: Die Texte sind in roter Schrift gesetzt, dem Markenzeichen von JPKs frühen Architekturplänen. Die im Verlag Kettler erschienene Publikation ist der zweite Band der Buchreihe des Baukunstarchivs. Neben Beiträgen von Apfelbaum, Haps und Sonne enthält das rund 250 Seiten starke Werk Essays von Franziska Bollerey, Jasper Cepl, Sonja Hnilica, Paul Kahlfeldt, Katrin Lichtenstein und Thorsten Scheer.

Vier Jahrzehnte nach Kleihues‘ Manifest „Architektur ist selten“ hat seine kritische Auseinandersetzung mit Funktionalismus, Technisierung und Ökonomisierung des Bauens nichts an Aktualität verloren. Anlässlich Finissage der Ausstellung diskutierten am 19. Januar 2020 erneut renommierte Architekten im Baukunstarchiv NRW darüber, wie gute Architektur entstehen kann. Max Dudler, Jörg Gleiter, Hans Kollhoff, Arno Lederer, Uwe Schröder besetzten das prominente Podium, das von Andreas Denk und Wolfgang Sonne moderiert wurde.

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